EMPFEHLUNG, REVIEW

VAMPYRËAN „The Hunger“ (Gothic (Novel) Rock)

VAMPYRËAN

„The Hunger“
(Gothic (Novel) Rock)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 29.10.2021

Label: Eigenproduktion

Webseite: Homepage / Facebook / Bandcamp

Hinter VAMPYRËAN steckt Vlad Janicek von den Gothic Rockern NOSFERATU. Das VAMPYRËAN-Debütalbum „The Hunger“ besitzt hochkarätige Gäste wie Chris Pohl, Aaron Sainthorpe von My Dying Bride, Sven Friedrich von Solar Fake und Zeraphine sowie Jon Siren von IAMX. Die Musik bewegt sich im Dickicht des traditionellen Goth Rock, besitzt aber dieses besondere Merkmal des Dark Waves. Treibende, verführerische Eleganz, gepaart mit eindringlichen, immer wehmütigen Melodielinien. Im Gesamtkontext ein vertonter Gruselfilm, bei dem der „Täter“ des Öfteren ein Gefangener seiner Gefühle ist.

„In Vein“ ist ein nostalgischer Goth Rock Song, der mit melancholischer Note dargeboten wird. Der raue Gesang lässt geschickt Platz für die Schauer, während die Harmonie über die Särge der Melancholie steigt. Zum passenden Moment energisch, zum passenden Moment verführerisch. Kleine sakrale Passagen werden von den Synths integriert. Eine Spieluhr und Kinderstimmen sorgen für einen perfekten Ausklang.

„Crimson Dream“ ist eine puristische Goth-Rock Hymne voller dramatischer Liebesphantasien. Hier beschreibt man die blutige Gier der Liebe, bzw. liefert eine Ode an die Fantasie, seinen Liebsten zu entleeren. Ein wundervoller, eindringlicher Refrain umrahmt eine dunkle Erzählung. Ian übernimmt hier die Screams, lässt sich aber auch versteckt zum Duett mit der Düsternis hinreißen. Formvollendet wird der gesangliche Dreiklang mit der weiblichen Stimme von Elisabeth Kotronia (EnGarde). Melancholisch, schleichend und in jeder Richtung hingebungsvoll überzeugt „Blood Countess“, eine Ballade über die Blutgräfin Elisabeth Báthory, die im 17 Jahrhundert viele junge Mädchen auf ihre Burgen gelockt habe, um sie dort auf vielfache Weise nackt zu Tode zu foltern.

Der Titelsong „The Hunger“ lässt zunächst die Krähen krähen, bevor sich ein dunkler Wave Rock Song aus den Grabesstiefen erhebt. Eine mitreißende Gothic-Hymne über das Verlangen und die Besessenheit eines Vampirs und die Verfolgung und Unterwerfung seines Opfers, untermalt zu einem eingängigen pulsierenden Beat.

Das verführerische, in atmosphärischer Dichte dargebotene „Your Nightmare“ besitzt neben einer gelungen Erzählung seinen Reiz vor allem in den stimmlichen Eleganzen, welche wütend rau von Vlad und betörend dunkel von Chris dargeboten werden. Ein Duell wird zur perfekten Ergänzung. Instrumental gibt es zwischendrin dieses aus Gruselfilmen bekannte, auf die Gefühle zielende und in Melancholie badende dunkle Vermächtnis einer phobischen Eleganz, welche durchaus an Hitchcocks Glühbirne in „Verdacht“ erinnert. „The Beast within“ beschäftigt sich mit der gequälten Seele eines Werwolfs. Die bekannte Geschichte wird hier wundervoll vertont und auch aus einer anderen Sichtweise erzählt. Aaron Sainthorpe von My Dying Bride übernimmt hier die Duettierung mit Vlad.

Ein dystopisches Kleinod voller kleiner Anspielungen und besetzt mit geschickten Tempiwechseln liefert „Dark cities“. Dissonanzen variieren mit eingängigen Passagen. Am Ende hat das Sakrale seinen finalen Höhepunkt und liefert quasi das Requiem zum vorher Erzählten.

„Dance into Darkness“ ist eine warnende Geschichte über den Abstieg in die Hölle, die diejenigen erwartet, die mit Geistern spielen. Eine Geschichte über den Missbrauch des Ouija-Bretts. Das Ganze eingebettet in einem treibenden Sound, dessen Vaganz zwischen Gefühl und Härte zum passenden Mittelpol mutiert. Dann folgt das wunderschöne „Watch me bleed“, welches nicht zuletzt von Sven Friedrichs Stimme lebt. Die Überarbeitung eines alten Tears For Fears-Klassikers ist ein musikalisches Drama in 3 Akten (Ruhe, Sturm, Harmonie).

Das Schlussepos beschreibt die lange, einsame Reise des Vampirs zurück zu seinem Versteck, bevor der Sonnenaufgang beginnt. Der Gesang scheint sich an Rückkopplungen entlang zu hangeln, während die Musik ein Drama nach dem anderen inszeniert. Ganz sanft, mit der Schwere der Melancholie belastet entwickelt sich das Stück. Die unaufgeregte Staffage des Songs sorgt für ein perfektes Bühnenbild, dessen Hintergrund zum schleichenden Kleinod der Schwermütigkeit wird.

Fazit: Ein wunderschönes Album mit bestechendem Konzept, welches die düsteren Seelen beeindrucken sollte. Wie ein alter Gruselfilm schleichen die Eindrücke. Nicht Action, nein, van Helsing hat den Holzflock, nicht das Maschinengewehr in der Hand. Ein gefühlvolles Goth Rock Werk mit eindringlichen Gesangsdarbietungen und in ihrer Samtheit berührenden Melodien.

„The Hunger“ ist als CD Digipak mit 12-seitigem Booklet und in einer limitierten Auflage von 500 mit einem 12-seitigen A5 Lyric Book erhältlich. (andreas)