REVIEW

SATANINCHEN „YEAH EVIL“ (Fun/Black/Gothic/Schlager Metal)

SATANINCHEN

„YEAH EVIL“
(Fun/Black/Gothic/Schlager Metal)

Wertung: Gut

VÖ: 22.09.2022

Label: theARTer

Webseite: Homepage / Facebook

SATANINCHEN bzw. der Künstler dahinter kommt aus der Berliner Kunst-Szene, betrieb jahrelang eine Metal- und Gothic-Galerie und arbeitet selbst als Grafiker und Designer. SATANINCHEN startete mit dem Metal-Satire-Stand-up-Programm “Ich bin Single – Willst Du mich kennen lernen?”, eine erste CD namens “Panda Metal Party” wurde 2017 veröffentlicht. In den letzten Jahren ist neues Material entstanden, dass Dank tatkräftiger Unterstützung von Musiker und Produzent Sascha Blach (Eden Weint im Grab, Aethernaeum) ein fettes Soundgewand erhalten hat.
Kommen wir nun zu der Frage, an der sich bisher viele, die mit dem Schaffen von SATANINCHEN in Kontakt gekommen sind, wohl schwer getan haben: Ist das Kunst oder kann das weg?

Nun, wie so häufig ist das Geschmackssache, allerdings hat sich alles in eine positive Richtung entwickelt seit dem „Panda Metal Party“ Album, finde ich. Zum Einen ist allein das gesamte Artwork der Hammer! Aufwändig gestaltet im 6-setigen XL-Digipack mit 20-seitigem Booklet, die Texte und hochwertige Grafiken beinhalten. Wer früh bestellt (hat), kann/konnte in den Genuss eines 48-seitigen Bonus-Booklets kommen. Das alles und noch ein paar weitere kleine Schmankerl liegen hier zu Rezension vor (Anm: Danke an den Künstler für das ausführliche Pressepaket!). Es macht Spaß, sich allein mit diesem haptischen Material zu beschäftigen. Etwas, das mittlerweile oftmals vernachlässigt wird bei aktuellen Musikveröffentlichungen.

Dazu passt das Statement von SATANINCHEN, dass „Yeah Evil“ vorerst NICHT als Download und NICHT als Streaming erscheint.

Aber wie sieht es mit den musikalischen Ergüssen aus? Wie erwähnt, hat Sascha Blach (der bei uns durch seine vielen Projekte wohlbekannt ist) hier einen super Job gemacht und die Produktion des Schlager/Gothic/Black Metals auf ein sehr hohes Niveau gehoben. Der Gesang beschränkt sich zumeist auf die kratzige Stimme von Sataninchen, aber er hat auch hier an der ein oder anderen Stelle Unterstützung von Sascha Blach, Jan Lubitzki (Sänger von Depressive Age) und Nina Jiers (ex Sängerin von Neopera) bekommen.

Bei den Songs muss man stark sein, wenn man keinen Schlager mag, denn etwa die Hälfte der Tracks besteht aus Gassenhauern, die ältere Semester nur zu gut kennen werden: z.B. „Ti Amo“, „Mama“, „Tränen lügen nicht“, „Manchmal möchte ich schon mit dir“ oder „Da da da“. Bei den Eigenkompositionen kommt der eigene Leitspruch des Künstlers zum Tragen, der die Stücke ganz gut beschreibt: „Sataninchen ist Trash in Musik, Text und mit viel Katze“. Trash und Katze bekommt man, zusammen mit Satire und etwas Fäkalhumor.

Als Katzenbesitzer ist natürlich „Gott muss eine Katze sein“ mein persönliches Highlight, da steckt viel Wahrheit drin. Apropos, sich mit den Texten näher zu beschäftigen, könnte auch an der ein oder einen Stelle etwas für eine Germanistik-Hausarbeit sein. Da kann man bestimmt einiges rein und raus interpretieren 😉

Am Ende bin ich doch positiv überrascht vom Gesamtpaket aus Musik, Produktion und Artwork. Da steckt in allen Belangen unheimlich viel Arbeit drin. Mit dem Auspacken der CD bekommt man schon einen ersten hochwertigen Eindruck und bemerkt dabei, dass alles nicht so böse dafür mit Augenzwinkern gemeint ist, wie es vielleicht für Außenstehende scheint. Szenegänger kennen das, auf Gothicpartys und Metalkonzerten sind ja auch alle Satanisten 😉

Sicherlich bietet SATANINCHEN auch genug Angriffsfläche, die Veröffentlichung zu zerreißen, wenn man das will. Aber, das hier ist zwar Trash, jedoch keine billige Kunst. Respekt für die Arbeit sollte SATANINCHEN dann doch entgegen gebracht werden, auch wenn man die Musik nicht so ansprechend finden sollte. Im Grindcore Metal Bereich gibt es genügend Bands, die mit Schlager-Coverversionen, Spaß und Fäkalhumor bei den Fans punkten. Auf „Yeah Evil“ geschieht dies auf einer etwas anderen, subtileren Ebene, musikalisch aber nicht weit entfernt.

Um die Frage von weiter oben noch einmal anzugehen: Aus meiner Sicht ist es auf jeden Fall Kunst, die nicht jeder mögen wird und auch nicht muss, die aber bei näherer Betrachtung auch Gefallen finden wird bei einigen offenen Zuhörern, da bin ich zuversichtlich. (eller)