EMPFEHLUNG, REVIEW

DIRTY TEMPLE „Dirty Temple“ (Dark Wave/Rock/Metal)

DIRTY TEMPLE

„Dirty Temple“
(Dark Wave/Rock/Metal)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 12.01.2018

Label: Eigenproduktion

Webseite: Facebook / Bandcamp

Nach langer Zeit mal wieder ein richtiges gutes Debüt einer labellosen Band. Die fünfköpfige Formation aus Nürnberg existiert seit etwas mehr als zwei Jahren. Nach vereinzelten Auftritten in ihrer Heimat gibt es mit der selbstbetitelten EP das erste Silber-Lebenszeichen.

Eingeleitet von einem soundtrackartigen Intro überrascht die Band im folgenden mit einer Doom Death Ouvertüre („Endzeit“). Der Song, zunächst geleitet von schneidenden Saiten und grantigen Growls entdeckt nach und nach eine romantische Seite, balanciert waverockig mit einer charmanten Mission-Komponente und einem betörenden Gesangsstil, welcher in einer durchdringenden Hookline mündet. Das erste Stück ist schon mal ein würdiger Einstieg in die, hoffentlich folgende Bandgeschichte. „Forgotten Love“ ist ein wenig ruhiger inszeniert, hier geht es gleich direkt in den Gitarren Wave, wobei die poppige Variante des Stückes ein wenig an The Cars erinnert. Der Gesang variiert zwischen zerbrechlich und druckvoll. Die Synths liefern eine verspielte Atmosphäre, welche im Zwischenspurt dezente Punk Anleihen offenbart, um dann doch wieder in ruhige Gewässer zu schiffen. Die Stimmbänder leuchten kurzzeitig aus unbekannten Höhen und die Gitarre lebt eine progressive Solo-Saite aus. „The bright Young things“ überzeugt erneut mit einer spielerischen Leichtigkeit. Ein samtenes Wavebett, bereit zum austoben. Der Gesang mal geflüstert, mal wütend gesprochen liefert ein latent fragiles Korsett, während sich die Saiten mit den Synths um die Vorherrschaft streiten. „Soulmate“ ist ein in Ruhe badender Wave Song, dessen geschickt gesetzte Eruptionen eher der Stimme überlassen werden. „Siren“ liefert einen, mit hymnenhaften Charakter ausgestatteten, melancholischen Song. Erneut begeistert mich die Stimme, welche selbst im latent chaotischen Intermezzo im Mittel und Endteil eine galante Atmosphäre heraufbeschwört, und damit ist noch nicht die beste Leistung des Sängers auf diesem Werk beschrieben, denn die folgt im verführerischen Schlussepos „Reign of reason“ (fehlt bei Bandcamp) welches wohl eines der ersten Songs der Band gewesen sein dürfte, denn diese Demoversion ist von 2014. Fancy gelingt hier ein Spagat zwischen Musical und graziösen Gesang. Wie er ein Lachen in seine Stimmbänder manövriert und dabei den Ton hält, ist schon große Klasse.

Fazit: 5 Endzeithymnen (plus Intro und älteren Demo) werden dem geneigten Hörer auf einem Tablett serviert, welches wundervoll dekoriert ist, mit harschen, wavigen oder progressiven Saiten, treibenden Drums, verspielten Bass und verführerischen Synths, wobei letztere vor allem die melodische und die balladeske Seite der Band unterstreichen. Für die Rubrik „Entdeckung des Jahres“ ist es wahrlich noch zu früh aber einen ersten Anwärter hätten wir. Eigene Worte zum Abschluss: Kunst ist eine Therapie, ein Weg aus dem alltäglichen Wahnsinn. Reißende Emotionen entladen sich und entblößen das introvertierte Wesen von Schmerz und Leidenschaft. In diesem Sinne! (andreas)