EMPFEHLUNG, REVIEW

Chris :: Zwanzichfuffzehn

Jahresrückblick von Chris

Das Jahr 2015 neigt sich dem Ende und verleitet zum Innehalten und Rekapitulieren…

Mein persönliches Jahr 2015 war ein ganz besonderes Jahr für mich, denn es sind zwei Wünsche in Erfüllung gegangen, die ich schon seit Jahren oder vielleicht schon Jahrzehnten hegte.
Zum einen habe ich mir den Wunsch eines… äh… Wunschkonzertes erfüllt und meinen 40. Geburtstag mit einem Konzert gefeiert.

Plakat-06-Die Mumie-finale Version

Jenseits von finanziellem Kalkül (ich nehme gerne Spenden an, um aus den roten Zahlen zu kommen) habe ich mir zwei Band organisiert, die ich sowohl musikalisch, als auch menschlich sehr zu schätzen weiß: das TOM TOXIC TOLLHAUS TRIO und die beste DOORS-Tributband dieses Planeten, THE DOORS OF PERCEPTION. Zusammen mit der besten Location, die ich mir für diesen Tag wünschen konnte, DON’S DINER in Höckelheim, und den Technikgurus von EVENTMUSIC wurde etwas aus dem Boden gestampft, was ich wohl nicht mehr vergessen werde. Zumal wir uns 3 Tage vorher entschieden haben, das Konzert nach draußen zu verlegen, aber die Kosten für eine überdachte Bühne komplett außerhalb des Machbaren lagen. Da passte es sich, dass gerade von den DOORS OF PERCEPTION die Idee kam, einfach auf einer Bühne ohne Dach zu spielen… man merkt, dass Torsten im sonnigen Spanien lebt… aber zum Glück hat man nicht weniger als 40°C angesagt und ruckzuck war die Kiste geplant. Muss ich explizit erwähnen, dass die ganze Veranstaltung dadurch beinahe gescheitert wäre? Irgendwann kommt Don Marco zu mir und zeigt mir das Wetterradar und ich glaube, ich habe innerlich gekotzt… es ist eine megamäßige Gewitterwand im Anmarsch, die voll auf Höckelheim zuhält. Na Mahlzeit. Es war in dem Moment interessant zu sehen, dass ich der einzige war, der ausgeflippt ist. Die Bands und Techniker waren irgendwie die Ruhe selbst. Wie machen die das nur? OK, den Rest der Geschichte mach ich kurz: nix Gewitter, dafür zwei Bands, die so geil gerockt haben, dass es mir eine Ehre und der Handvoll Gäste eine Freude war. Des Weiteren lässt sich Tom von meinem Konzert-Motto „Too old to die young“ inspirieren und schreibt mal flugs einen kleinen Hit:

Nicht unerwähnt bleiben darf der Pfeffi-Zwischenfall: um mit meinen Gästen nach dem Gig anzustoßen deponiere ich drei Flaschen Pfefferminzlikör im Kühlschrank. Als ich während des THE DOORS OF PERCEPTION-Gigs am Backstage vorbeimarschiere, rufen mich die gutgelaunten Tollhaus-Insassen und wollen mit mir anstoßen, aber da waren die drei Flaschen Pfeffi schon weg! Hauptverantwortlich und –leidtragender dürfte Tom sein, der an dem Abend eindeutig herrlich frischen Atem hatte, wenn ihr versteht. Am nächsten Morgen warten wir beim Frühstück auf Tom, aber es kommt nur Toms Opa zum Frühstück geschlurft…

Seit dieser Zeit hat sich das bestätigt, was ich schon immer wusste: Veranstalter von kleinen Konzerten sind Helden. Damit meine ich nicht mich, das verbietet mir die Bescheidenheit und die Tatsache, dass meine Frau mir sämtliche Unternehmungen dieser Art für die Zukunft verboten hat. Damit meine ich die Freaks, die es regelmäßig schaffen, kleine und feine Konzerte auf die Beine zu stellen und Risiken tragen und alles unternehmen, damit Bands spielen können. Genau das soll sich bei dem folgenden Highlight manifestieren:

Im November gehe ich mit GRIFTEGÅRD auf Tour. Aber bevor es dazu kommt, habe ich die Ehre, Ola und seine Jungs im Vorfeld zu unterstützen: Clubs suchen, die gewillt sind, die Band spielen zu lassen und dafür hunderte von E-Mails schreiben, Promotion zu machen, den Merchandise vorbereiten, Promotion machen, nebenbei technische Fragen klären, Promotion machen. Nun könnte mir tatsächlich in den Sinn kommen, ich hätte den Teil „Promotion machen“ nicht gut umgesetzt, denn die Zuschauerzahlen bei den Konzerten sind arg überschaubar, allerdings versichern die Veranstalter mir, dass das völlig normal sei. Und trotzdem veranstalten sie diese Konzerte. Davor ziehe ich meinen Hut, denn es ist nicht selbstverständlich, sich (mehr oder minder) bewusst in die finanziellen Nesseln zu setzen. Aber rein musikalisch war der Trip eine Offenbarung, denn jeder Gig der Band war ein Erlebnis. Menschlich war es schlichtweg großartig, mit Ola, Thomas, Jonas, Joona und Fredrik durch die Lande zu tingeln, Kilometer zu fressen und die Band mit meinen bescheidenen Mitteln zu unterstützen. Mein ausführliches Tourtagebuch könnt ihr euch gerne zu Gemüte führen…
Es war ein tolles Miteinander und ganz besonders die kleinen Momente, die kleinen Gesten und schönen Gespräche klingen auch heute noch in mir nach. Das plötzliche Ableben der Band nach der Tour hatte nichts mit der Tour an sich, den Zuschauerzahlen oder ähnlichem zu tun; es war eine Entscheidung, die jeden plötzlich und unerwartet getroffen hat und die wir, wenn auch schweren Herzens, akzeptieren müssen. Ich hätte es geliebt, in der Hoffnung zu leben, die Band in Zukunft noch einmal auf Tour zu unterstützen, aber wie WALK THROUGH FIRE es so treffend ausgedrückt haben: Hope is misery. 10 Jahre GRIFTEGÅRD sind bei Weitem nicht genug, aber die Musik wird in Ewigkeit Bestand haben. Amen.

Neben den wunderbaren Erfahrungen gab es natürlich auch einige feine Scheiben, die ich an dieser Stelle nochmal hervorheben möchte (bis auf das meistgespielte Album in alphabetischer Folge):

Heretic-Cover

Das meistgespielte Album des Jahres 2015 ist definitiv HERETIC mit „Alive under Satan“.
Diese Scheibe geht immer. Immer.
Biste scheiße drauf: „Alive under Satan“.
Haste Bock auf Party: „Alive under Satan“.
Biste ein emotionales Neutrum: „Alive under Satan“.
Seven hails to the HERETIC. (REVIEW)

 Amboss-2015-1

Ván Records haben u.a. das COBRA-Album „Lethal Strike“ neu aufgelegt und damit eines der genialsten Heavy Metal-Alben ever bei uns verfügbar gemacht. Jeder, der auf echten Stahl steht, sollte COBRA anchecken. Eine Band mit Feuer und Energie. (REVIEW)

CROM DUBH haben es mit „Heimweh“ geschafft, dass ich in der Neuzeit endlich mal wieder eine Band am ersten Ton erkenne. Die Band hat ihren ganz eigenen Sound, ihr ureigenstes Feeling und so starke Kompositionen am Start… das muss jeder mal gehört haben. Dazu hat mich die Band bei ihrem Auftritt auf dem ACHERONTIC ARTS FESTIVAL in Oberhausen so in eine Trance gebrettert, dass ich nachher die Band bitten musste, mir mal die Setlist aufzuschreiben, weil ich während des Gigs schlichtweg in Trance war. Das war ein Hammer… (REVIEW)

Wenn KING DUDE ein Album wie „Songs of Flesh & Blood“ macht, kann man sicher sein, dass ich ihn in den Jahrescharts mit anführe, denn dieser Musiker hat alles, was mich anspricht. Wunderschöne Songs, tolle Texte und immer das richtige Händchen für Melodien. Leider ist ein Interview mit ihm nicht zustande gekommen, da hätten mich einige Antworten auf meine Fragen sehr interessiert. (REVIEW)

Amboss-2015-2

PLAGUEWIELDERs „Chambers of Death“ war mal ’ne Überraschung. Junge Menschen mit dem Hang zur Verzweiflung, die man extrem gekonnt in Musik verwandeln kann. Und ’ne geile Orgel haben sie auch. (REVIEW)

Die Griechen von SACRAL RAGE haben mit „Illusions in infinite voids“ alles richtig gemacht und neun Monate nach dem Review bin ich gerne bereit, meine Wertung von „gut“ auf „Empfehlung“ zu ändern. (REVIEW)

Der später noch erwähnte Workaholic Micael Zetterberg (u.a. AGGRESSIVE MUTILATOR, WARDENCLYFFE) hat neben brutalen Abriss-Metal auch eine wunderschöne Folk-Doom-EP unter dem Namen THE UNQUIET GRAVE eingespielt. „Cosmic Dawn“ besticht durch geniale Songs und eine warme Atmosphäre. Unbedingt anhören. (REVIEW)

Da denkst du, Krautrock ist tot und dann kommen WUCAN. „Sow the wind“ ist ein tolles Album, mit vielen Einflüssen und einer großen Extraportion Krautrock und einem Monumental-Krautrock-Theater-Epos. Geiler Scheiß jenseits der typischen Vintage-Rock-Schublade. (REVIEW)

Da ich mir aufgrund des aufkommenden Tape-Booms, Micael Zetterberg ist ein fleißiger Tape-Veröffentlicher, ein voll funktionsfähiges Tapedeck besorgt habe, erfreue ich mich wieder an der guten alten Kassette. „Wieder“ heißt, dass ich nicht völlig unvorbereitet auf den Trendzug springe, denn ich bin alt genug, um mit Kassetten aufgewachsen zu sein (CDs kamen erst später). Ich fürchte, es sind rein nostalgische Gründe, dass ich die Tapes so liebe, denn das typische Quietschen beim Öffnen und das hin- und herspulen erinnert mich an meine Jugend, die ich zu einem nicht unerheblichen Teil damit verbrachte, Mixtapes herzustellen. Beinahe logisch, dass ihr hier mein Mixtape 2015 serviert bekommt:

Mixtape