EMPFEHLUNG, REVIEW

KAPELLE VORWÄRTS „Solidaarisuus“ (Punk)

KAPELLE VORWÄRTS

„Solidaarisuus“
(Punk)

Wertung: Empfehlung

: August 2012

Label: Mad Butcher Records

Webseite: www.kapellevorwaerts.de

Ein einzelner Satz kann dein Leben bereichern. So geschehen, als ich im Livereview zum SLIME-Gig ganz unten dem Elf für seinen Tipp gedankt habe. Der Tipp war, dass ich mir unbedingt mal die COMMANDANTES anhören sollte, wenn ich auf die neue SLIME-CD „Sich fügen heißt lügen“ stehe. (Zum Livebericht bitte hier Klicken!) Am nächsten Morgen bekomme ich eine Mail von Klaus, seines Zeichens Gründer der COMMANDANTES, der meinen Bericht gelesen hat. Der Rest in Kurzform: COMMANDANTES sind Geschichte, dafür gibt es jetzt die KAPELLE VORWÄRTS. CD liegt in meinen Player und kommt nicht mehr raus.

Würde man nicht diese schrecklichen linken Texte von Kampf und Widerstand dazu singen, sondern tolle Lieder über Liebe, das Auto und wie gemein der Lehrer war (ACHTUNG, IRONIE!), müsste dieses Album verkaufstechnisch durch die Decke gehen, denn die Musik ist einfach genial (keine Ironie). Auf ihrem Zweitwerk hat die KAPELLE VORWÄRTS sich nach eigener Aussage von seinen Punkroots entfernt und viele Gäste eingeladen, die dieses Album zu einem unglaublich abwechslungsreichen, vielschichtigen und beinahe genialen gemacht haben. Du bekommst tolle Melodien von Mary serviert, die ein wundervolle Stimme hat (u.a. „Es gibt Träume“ (zusammen mit Klaus der Geiger), „Le Chant de Partisan“, welcher mich an durch die gerappten Vocals an SUCH A SURGE erinnert), Ska-Punk vom Feinsten („El Pueblo Unido“), einfach „nur“ geniale Punksongs („Linker Marsch“, „Unzulänglich“, „Budjonnys Reiter“, „Sacco und Vanzetti“, „Dem Morgenrot entgegen“ ) und das semigeniale „Das Lied der harten Woche (Leckts mi oam oasch)“, im Original von Sigi Maron.

Die KAPELLE VORWÄRTS wollte mit der CD eine Party feiern und daher scheue ich mich auch nicht zu sagen, dass dieses Album einfach Spaß macht. Er geht ins Hirn, ins Herz und in die Beine.

Die Texte rütteln dich wach, singen von Widerstand und Anarchie, rufen die Arbeiter und Andersdenkenden zur Solidarität auf und vermitteln dir ein Gefühl, dass mal endlich wieder jemand was zu sagen hat. Jenseits der TV-Verblödungsgleichschaltungsmaschinerie bekommst du Inspirationen, was man alles bewegen kann, wenn man sich zusammenschließt. Wahrscheinlich in unserer heutigen Welt ein romantischer Gedanke. Trotzdem oder gerade deswegen großartig…

Was mir ein wenig fehlt, ist die Angabe, wo die Texte herkommen, d.h. wer der Autor ist, weil das sicher dazu führen würde, sich noch weiter in die Lyrik und alte (und doch immer noch erschreckend aktuelle) Bewegung einzulesen, aber leider habe ich im Booklet nichts dazu gelesen. 

„Solidaarisuus“ ist eines der ganz seltenen Alben, bei der jeder Song das gewisse Etwas hat und auch wenn es viele verschiedene Einflüsse gibt, durchgehend homogen klingt. Gratulation. Manchmal sind es halt die kleinen Zufälle im Leben, die dich bereichern. (chris)