REVIEW

VANHELGA „Längtan“ (Experimental Black Metal)

VANHELGA

„Längtan“
(Experimental Black Metal)

Wertung: gut

: 28.04.2014

Label: Art of Propaganda

Webseite: Homepage, Facebook

Das zweite VANHELGA-Album handelt vom Tod und der Sehnsucht danach. Aber es ist nicht die traurig-romantische Todessehnsucht, die dir aus den Boxen entgegenschallt, es ist die Art von Todessehnsucht, die aus Wut, (Selbst-)Hass und reiner Verzweiflung geboren wird.

Genau danach klingt das Album für: Verzweiflung, wenngleich mit einer wunderbaren Portion Schönheit gesegnet. An machen Stellen wirkt das Album sehr sperrig, wenn das Klavier (!) gegen das Schlagzeug anspielt und die Texte hektisch gesprochen werden. All das klingt nach Konfusion und Verwirrung, die letztendlich in die Verzweiflung führen wird respektive aus ihr geboren wird. Der Gesang ist manisch; mal schreiend, mal flüsternd, kreischend, leidend, wütend, anklagend, verzweifelt. Es gibt auch keine wirklichen Gesangslinien, vielmehr transportiert J. Gabrielson seine Gedanken in Form von Lauten, was dem Album seine Atmosphäre gibt. Ich kann mir vorstellen, dass ein junger Jörg Buttgereit aus diesem Album ohne große Probleme und mit visueller Schlagkraft ohne weiteres einen „Todesking“-Teil 2 hätte machen können, so intensiv und eindringlich wirkt die Musik.

Leider liegen die Texte mir nicht vor, aber man spürt, um was es geht. Die Musik hingegen ist so variabel, dass es hier kein Schwarz oder Weiß geben kann. Das Klavier sorgt für wunderschöne Momente und stellt mit dem häufigen Einsatz der Akustikgitarre den Gegenpol dar für die schnarrenden Black Metal-Gitarren, die ruhig etwas kräftiger klingen dürften. Bemerkenswert ist allerdings die Musikalität, die sich auch in reinen Heavy Metal-Gitarrensolos entlädt; zum Beispiel genial beim Opener „Svartsint ömhet“ oder „Kärleksförklaring“ oder dem Aufbau von „Evig förändring“ oder dem fast 10-minütigem „Exploderande känslostorm“. Aber interessanter Weise kann man in jeden Song reinhören und etwas besonderes entdecken, was irgendwie schon krank ist.

Vergleiche mit LIFELOVER sind nicht von der Hand zu weisen und wer diese Band liebt, muss unbedingt VANHELGA ein Chance geben, zumal mit J Gabrielson (v, Texte) und J. Ottosson (b, g, v) zwei alte LIFELOVER-Recken am Werke sind.

Ich bin begeistert von der Platte und der musikalischen Umsetzung, die bei allem Nihilismus durchaus auch wunderschöne Momente hervorbringt. Aber wer sagt, dass Verzweiflung, Depression und Nihilismus nicht auch als schön empfunden werden können?! (chris)