REVIEW

Lemmy Kilmister / Janiss Garza „White Line Fever“ (Autobiographie)

Lemmy Kilmister / Janiss Garza

„White Line Fever“
(Autobiographie)

 Wertung: Empfehlung

: 06.11.2006

Verlag: Heyne Hardcore

Webseite: www.imotorhead.com

320 Seiten

Taschenbuch

Inhalt:
Ein Leben voller Exzesse – Die Memoiren des Sängers der härtesten Rockband der Welt.
Heilig ist bei Ian Fraser Kilmister, in der Welt bekannt unter dem Namen Lemmy, nur der Geburtstag: der 24.12.1945. Ansonsten hat der Mann mit dem prägnanten Backenbart im Laufe seiner über 40-jährigen Musikerkarriere nichts ausgelassen – rein medizinisch gesehen, müsste er längst tot sein. Bevor er 1975 die bis heute wegweisende Band Motörhead gründete, arbeitete er für Jimi Hendrix und spielte bei der Space-Rock-Legende Hawkwind. Heute ist Lemmy einer der letzten echten Rockstars, der in „White Line Fever“ aus einem Leben voller Exzesse erzählt. (Quelle: www.heyne-hardcore.de)

Die Autoren:
Ian Fraser Kilmister, bekannt unter dem Namen Lemmy, wurde am Heiligabend 1945 in Stoke-on-Trent in Staffordshire geboren und wuchs in Anglesey in Wales auf. Nachdem er im frühen Alter als Gitarrist in Lokalbands erste Banderfahrungen sammelte, zog er frühzeitig nach Manchester, wo er als Bassist der Space-Rock-Band Hawkwind bekannt wurde, ehe er 1975 mit der Band Motörhead und seinem unnachahmlichen R-’n’-R-Lebensstil Geschichte schrieb. Heute lebt Lemmy in Los Angeles.

Janiss Garza schreibt seit 1987 über Rockmusik. Von 1989 bis 1996 war sie Senior Editor des Magazins RIP, seinerzeit das führende Hardrock-Magazin. Seither ist sie für Publikationen wie die Los Angeles Times, Entertainment Weekly oder die New York Times tätig. (Quelle: www.heyne-hardcore.de)

Achtung! Hier spricht Gott. Er hat sich nur als Lemmy verkleidet. Wer diese Bibel des guten Geschmacks, des Frauen flachlegens und übermäßigen Speed- und Alkoholkonsums noch nicht gelesen hat (wie ich bis vor kurzem), sollte sich mal dringend auf den Büßerweg zum Buchladen seines Vertrauen aufmachen.

Ich bin mir nicht sicher, wie groß der jeweilige schriftstellerische Anteil der beiden Autoren ist, aber die Geschichten, die seine Heiligkeit uns in die Tasten geklimpert hat, zeigen vor allem eines: Lemmy sieht sich auch nur als Mensch mit allen Fehlern und Tugenden. Mir scheint, er ist sich seines gottähnlichen Status nicht ansatzweise bewusst. Höchstwahrscheinlich, weil er drauf scheißt.

Die menschliche Seite kommt immer wieder zum Vorschein, wenn er die Ereignisse seines Lebens und seiner Karriere Revue passieren lässt. Von seiner Kindheit an wird die Geschichte chronologisch erzählt, mit allen Höhen und Tiefen, die man als Mensch und Musiker erleben kann.

Der einzige Kritikpunkt an der Bibel ist, dass das Buch bereits 2002 endet. Und danach ging die Karriere noch viel steiler bergauf, wie ich finde. Vielleicht wird es nach 11 Jahren mal Zeit für einen Ergänzungsband.

Aber sämtliche Ereignisse bis dahin werden angesprochen, so z.B. warum er Nazi-Devotionalien sammelt, Nadeln hasst, Sony ein Haufen von Idioten angestellt hatte, wie er von HAWKWIND ausgesetzt wurde oder Sue (die einzige Frau, die er je wirklich geliebt hat), an einer Überdosis von uns gegangen ist und wie es innerhalb der Bands über die letzten Jahrzehnte abgegangen ist. Bei der Geschichte um den „braunen Ton“ bin ich vor Lachen aus den Bett gerollt. Schaut im Register einfach unter „Klangmodulator“ nach…

Das Buch selbst ist gut geschrieben, ohne den Leser zu überfordern (man schafft es auch nach zwei Jacky-Cola noch) und es macht Lust auf mehr. Dieses „mehr“ könnte die 2011 Film-Biographie „Lemmy“ sein, die ich ebenfalls als genial empfunden habe.

Als großes Plus hat man nicht nur eine Diskographie, sondern auch ein Stichwortverzeichnis drangehängt. Das ist absolut vorbildlich, denn man kann schnell anhand der Stichwörter nachschlagen.

Zum Abschluss und zur Lobpreisung unseren Rock′n′Roll-Gottes darf ich ein Gebet veröffentlichen, welchen meine Freunde Jack Bloodlust, Bernd Gossi und ich in einem spontanen Online-Gottesdienst zu seinen Ehren kreiert haben:

Lemmy unser,
Der du bist auf der Bühne.
Geheiligt werde deine Warze,
Dein Bass komme,
Dein Riff geschehe,
Wie auf der Bühne, so auf Vinyl.

Unser täglich Geknarze gib uns heute
Und vergib uns unseren Rausch,
Wie auch wir vergeben den Antialkoholikern.
Führe uns in Versuchung,
Und erlöse uns von den Charts
Denn dein ist der Rock und der Roll…
Und Jack Daniels in Ewigkeit.
PROST!

In diesem Sinne: kauft mal wieder ein Buch! (chris)