EMPFEHLUNG, REVIEW

Bryan Smith „Rock and Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt“ (Zombie-Roman)

Bryan Smith

„Rock and Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt“
(Zombie-Roman)

Wertung: Empfehlung

: März 2013

Verlag: Festa-Verlag

Originaltitel: Rock and Roll Reform School Zombies

ISBN: ohne ISBN

192 Seiten

Paperback, Umschlag in Festa-Lederoptik

Klappentext:
Vergewaltigung, Folter und Gehirnwäsche stehen in einer Besserungsanstalt in Southern Illinois auf dem Stundenplan. Statt Jugendliche im Auftrag bibeltreuer Eltern von ihrer Heavy-Metal-Sucht zu befreien, treiben hinter der biederen Fassade zahlreiche kranke Gestalten ihr Unwesen. Eine Direktorin etwa, deren lesbische S/M-Spielchen ständig außer Kontrolle geraten, ein Hausmeister, der sich als Totengräber verdingen muss, um hinterher die Überreste zu beseitigen, und ein Schließer, dem seine Gier nach Sex zum Verhängnis wird. Und dann gibt sich nach einem Kometeneinschlag auch noch eine Horde mordlustiger Zombies die Ehre …

Amerika, Ende der Achtziger Jahre, war dem Heavy Metal nicht wirklich wohlgesonnen, Ronald Reagan war nicht der liberalste Mensch auf Erden und 1985 gründete sich die berühmt-berüchtigte PMRC (Parents Music Resource Center), die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Bevölkerung vor entarteter Musik zu beschützen. Nicht umsonst fanden sich in den „Filthy Fifteen“, einer Liste mit den verbannungswürdigsten Liedern, 9 Metal und Rockbands wieder, allerdings auch Schmuddelkinder wie CINDY LAUPER, PRINCE oder MADONNA. Die geliebten „Parental Advisory – Explicit Lyrics“-Sticker auf euren Lieblingsalben gehen auch auf deren Konto…

Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, dass der Roman „Rock and Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt“ in einem, nennen wir es mal, Umerziehungslager im Jahre 1987 spielt, in das besorgte Eltern ihre Rock’n’Roll-süchtigen Kinder stecken, um sie zu „normalen“ Menschen zu machen. Was die Eltern bestimmt nicht wissen, ist, dass es dort schlimmer ist, als im Backstageraum von MÖTLEY CRÜE auf der „Girls, Girls, Girls“-Tournee. Die Direktorin ordert sich gerne mal Nutten, um sich mit ihnen zu vergnügen, was nicht selten darin gipfelt, dass der Hausmeister die Schaufel aus dem Keller holen muss, um die Überreste verschwinden zu lassen. Manchmal sucht sie allerdings auch Mädels aus dem Programm aus, welche dann zu nächtlichen Besprechungen in ihr Büro dürfen. Aber auch ihre Kollegen mögen Vergewaltigungen und Bestrafungen und so ist das Buch gespickt mit derben sexuellen Szenen. Eines der Mädels ruft ihren Freund an, der sich mit seinem besten Kumpel auf den Weg macht, seine Freundin aus den Klauen des Anstalt zu befreien. Die beiden agieren herrlich naiv, haben keinen großen Plan, aber einen festen Willen und die Kapitel, die von den beiden Jungs und ihrer Reise handeln, sich kleine Inseln im Meer der Gewalt.

Bryan Smith nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt diesen Roman wie Romero’s „Zombies“ auf Speed wirken. Er hält sich nicht lange irgendwo auf, sondern peitscht den Leser durch die Geschichte, wie SLAYER Anno 1986 auf „Reign in Blood“: hart und schnell. Kometeneinschlag = Zombies. Fertig ist die Erklärung, aber mehr braucht es auch nicht, um die Tour de Force zu starten und konsequent durchzuziehen.

Die verbuddelten Leichen im Garten der Institution erheben sich und das Massaker nimmt blutig seinen Lauf. Gekröse, Knarren, spritzendes Blut, Spannung und viel Action verdichten sich auf den 192 Seiten zu einer Geisterbahnfahrt de luxe, allerdings hat Bryan Smith noch einen Trumpf in der Hand: die Direktorin ist im Normalzustand schon schlimmer, als jeder Zombie, aber als Zombie…

Das Ende des Buches und der Gefallen, dem Wayne und Melissa ihrem Freund Steve ermöglichen, ist so krass, dass man vor political incorrectness laut lachen darf und und dennoch ist der Werdegang der „Helden“ beinahe rührend tragisch…

Bryan Smith schreibt herrlich schnörkellos, nachvollziehbar und das Buch ist gespickt mit musikalischen Zitaten, die sich super in eine Playlist verwandeln lassen. Wer eine intellektuelle Abhandlung über das Wie und Warum erwartet, sollte das Buch liegen lassen. Wer allerdings einen bluttriefenden Zombieroman voller sexueller Gemeinheiten lesen will, um sich die Splatterszenen in seinem eigenen Kopf so brutal und blutig auszumalen, wie er will, ist hiermit bestens bedient.

Aber ihr werdet dieses blutige Stück nicht beim Metzger an der Ecke erhalten, sondern ihr werdet euch direkt an den Festa-Verlag wenden müssen, denn die Bücher der „Extrem“-Serie werden nicht im Buchhandel verkauft, sondern lediglich dort. Checkt unbedingt den Verlag an, wenn euch der Sinn nach herrlich abartigem Horror/Sex/Crime steht und ihr die Schnauze voll habt, von den ewig gleichen Romanen, die man von der großen Verlagen vorgesetzt bekommt, bis die jeweilige Mode wieder ausgelutscht ist. Der Untergrund lebt. (chris)