REVIEW

PADDY’S FUNERAL „We don’t serve clowns“ (Folk Punk)

PADDY’S FUNERAL

„We don’t serve clowns“
(Folk Punk)

Wertung: gut

: 25.02.2017

Label: Eigenproduktion

Webseite: Facebook

Paddy’s back.. Hooray! Fast vier Jahre nach dem Grammy-nominierten „Celtic Voodoo Lady“ kommt die Band aus Göttingen endlich wieder aus dem Quark und serviert uns neue Musik, sofern wir keine Clowns sind, denn die, der Titel suggeriert es ganz subtil, werden nicht bedient.

Pleiten, Pech und Pannen pflasterten den Weg in den letzten Jahren, aber das ist nun endgültig vergessen. „We don’t serve clowns“ hat eine ganz andere Grundstimmung, als der Vorgänger und kommt wieder punkiger auf den Punkt, wobei die vier Verrückten sich nicht auf ein Genre oder gar in ein Korsett pressen lassen und Abwechslung großgeschrieben wird.

Es gibt zum Beispiel die klassischen Irish Folk Songs, wie „The Mero“, „Hot Asphalt“, „Dirty Old Town“, die man gekonnt durch den Fleischwolf dreht. Wer jetzt bei „Dirty Old Town“ die Augen verdreht, weil es schon zwei, drei Covers davon gibt, sollte sich den Song dennoch geben, denn das Duett zwischen Jan und Lisa ist so richtig gut geworden, sowohl musikalisch, als auch gesanglich. Überhaupt ist Lisa eine wahre Bereicherung für die Band, denn sie hat eine wirklich tolle Stimme, die wunderbar mit Jans Röhre harmoniert.

Das stellt sie auch bei einer der anderen Coverversionen unter Beweis, denn der Smash-Hit „Farbfilm“ erstrahlt in neuem funkigen Licht und ist ein Ohrwurm / Hüftwackler / Moshpit erster Güte. Und wenn man einen besonders guten Freund namens Michael hat, gehört der Song zum privaten Alkoholstandardrepertoire. Des Weiteren werden „Dire Gelt“ (ein altes Klezmerstück; großartig!) und „Tom Dooley“ (Tom Dooley, halt) gezockt. Irgendwie covert man sich auch gleich selbst, denn das immer großartige „Lady Shatterly“ kommt zu erneuten Ehren und als besondere Dreingabe / Strafe dürft ihr in alten Tetris-Erinnungen schwelgen, denn die extended Version von „Korobeiniki“ ist nicht nur eine russische Volksweise, sondern auch das bekannte Tetris-Lied. Prinzipiell ist es eine feine Idee, diese Weise zu vertonen, aber nach 26 Minuten seid ihr platt. Andererseits sind dabei so herrlich bekloppte Sounds enthalten, dass man es ein mal gehört haben sollte. Aber am besten wie Dr. Paddy empfiehlt: mit einer Droge seiner Wahl. In Sachen Nervigkeit schließt man ganz dicht zu ELÄKELÄISETs „Oompah like clown“ auf.

Aber mein besonderes Augenmerk genießen die Eigenkompositionen, die alle durchweg direkt in die Blutbahn gehen! „Folkpunksong“ werte ich mal als Verbeugung (wenngleich auch vielleicht etwas abstrakt) vor BAD RELIGIONs „Punk Rock Song“, während ich nach dem Genuss von „The drugs still work“ (völlig unabstrakt) Bock auf meine alten NO FX-Platten habe. „Miner’s Canary“ ist eine herrlich folkigpunkige Hommage an die wahren Helden des Untertagebaus: den Kanarienvögeln. Bei „Christiana“ packt man den Blues aus und dieser Song hat erst recht spät bei mir gezündet, aber die Geige klingt bei diesem Stück einfach wunderschön. Der Titeltrack vermischt Gypsy-Sounds, Schweinerock und Punk zu einem interessanten Eintopf und „Straight to hell“ hat einen rockigen Twang-Vibe und erinnert mich entfernt irgendwie an mein Lieblingslied der KASSIERER „Du hast geguckt“ und auch bei „Straight to hell“ ist der Text so richtig klasse und gelungen.

Das Album ist so richtig gut, denn es gibt so viel zu entdecken; ständig passiert etwas und, was wohl am Wichtigsten sein dürfte, man spürt den Spaß, auch wenn das Album über einen sehr langen Zeitraum geschrieben und aufgenommen wurde.

Spaß machen auch die Liveshows von PADDY’S FUNERAL und daher empfehle ich euch, am 25.02.2017 im EXIL in Göttingen aufzuschlagen, um die Geburt dieses kleinen Bastards zu zelebrieren. Wir sehen uns an der Bar! (chris)

P.S. Da ich momentan die Vorabversion vorliegen habe, bei der das Cover fehlt, wird das echte Cover demnächst nachgeliefert.