EMPFEHLUNG, REVIEW

TETROLUGOSI „Tetrolugosi II“ (Variete/Circus-Dark Wave)

TETROLUGOSI

„Tetrolugosi II“
(Variete/Circus-Dark Wave)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 31.10.2016

Label: Eigenproduktion

Webseite: Bandcamp / Facebook

Dass die italienische Dark Szene sich zunehmend als Hauptstandort der schwarzen Innovation manifestiert, dürfte seit Gründung des „Swiss Dark Nights-Labels“ bekannt sein. Ein wahrer Quell des Begriffes Gothic manifestiert sich im zweiten Album des Duos „Tetrolugosi“. Hier garniert man Batcave mit der tragischen Seit des Jahrmarkttreibens des frühen Jahrhunderts, als der Elefantenmensch noch eine Attraktion war. Als die Orgel noch gedreht wurde. Als der Clown seine Traurigkeit in lächelnde Kindertränen verwandelte. Die gesamte Darbietung fasziniert zwischen 80er Wave, B-Movie und galanten Eruptionen der Tragik. Cineastische Exkursionen aus der Stummfilmzeit treffen auf Bryan Ferry oder OMD. Es ist diese gefühlvolle Eleganz in den Stimmbändern, welche auf die verstörend-liebliche Latenz der Leichtigkeit trifft auf Laissez-faire des schwarzen Zirkus. Balladeske Erbarmungslosigkeit in wundervollen Farben, oh… wie schön ist ein grauer Regenbogen.

Der schräge Opener ist eine Huldigung an die „Geschöpfe der Nacht“. Galante Soundscapes und ein Harmonie gebetteter Gesang als bestimmende Elemente. Dezent hier der Wave Pop, der sich in Elegie tanzend mit der verführerischen Weiblichkeit die Hände reicht.

Ruhig und mit balladesker Verstörtheit inszeniert das folgende „Under the Full moon“ mit Hilfe von Drehleier, markant dunkler Maskulinität und aus dem Keller dringenden weiblichen Backings eine ganz besondere Atmosphäre. Das Ganze dargeboten mit einer getragenen Leichtigkeit oder auch als depressive Hymne des Untergangs. Der oben erwähnte Elefantenmensch findet sein musikalisches Dasein im gleichnamigen Song. Traurig, tragisch, gelungen- Merreck und Treves hätte es gefallen. Eher Lieblich verführt man den Romantiker im folgenden „Circus“, deren Hauptperson eine Affenfrau ist. Perfekter Synthpop in bester OMD/Real Life Manier liefert „Cats in Space“. Natürlich kommt es hier Assoziationen mit dem Titel davor. Affen, Frau, Mond usw. Barbarella trifft Laika. Das folgende „Inferno“ lanciert verschmitzt die Melodie, während Camillo Perazzoli den Dandy á la Bryan Ferry mimt. Und dann wird es tanzbar… mit „in wrath of good“. DJ’s sollten hier mal runterladen, das könnte ein Hit werden. Mit „sweet undead“ bekommt auch „the walking dead“ seine Hymne, und diese ist wirklich süß. Wünscht euch trotzdem bei diesem Paar keine Unterzuckerung. (andreas)