REVIEW

SOMBERWIND „Remain“ (Goth Rock)

SOMBERWIND

„Remain“
(Goth Rock)

Wertung: Sehr gut

VÖ: 09.04.2021

Label: Sleaszy Rider Records

Webseite: Homepage / Facebook

Goth Rock aus Chile, mal was ganz neues. Das Duo Marco Cusato (Vocals, Guitars, Programs) und Caterina Nix (Vocals, Backing Vocals) veröffentlicht mit „Remain“ ihr Debüt Album. Beide waren aber zuvor schon musikalisch aktiv. Ursprünglich als einmalige Sache gestartet, entwickelte sich das Ganze zusehends und herausgekommen ist ein sehr gelungenes Debütwerk.

Ein dramatisches Intro leitet das Werk ein. Danach herrscht eine wundervolle Harmonie zwischen den beiden Stimmen, während die melodische Eleganz eine leichte Schwere erzeugen kann. Diese melancholische Stimmungslage zieht sich durch das gesamte Werk. Beide Stimmen können überzeugen. Dazu liefert das Duo einen gelungenen Teppich, der sich melodramatisch den 80ern öffnet. Seien es die Melodielinien, seien es die Texte oder die galante Hinführung zu einem betörenden Refrain. So glänzt „The Spell“ mit einer sehnsuchtsvollen Harmonie, gibt aber auch den Saiten eine Chance. „Emptiness“ erstrahlt nach einem kurzem Intro in verschiedensten Farben. Tiefer Gesang, flirrende Saiten, betörende Synths. Auch eine galante Härte umschleicht den Song.

„Under this Rain“ lebt von der Verschmelzung von Tasten und Saiten. Reichlich 80er Wave-Pop stand in der Hookline zur Seite, wobei in Strophen auch mal die Reduzierung und eine galante Ruhe strahlt. Im Gesamtbild bleibt natürlich die latent opulente Ausstaffierung im Ohr hängen. „The Spell“ ist von der gesamten Grundausstattung her, wesentlich ruhiger inszeniert, auch dezente Stil/Tempo-Wechsel als Unterstützung von weiblichen oder männlichen Gesang, samt einer durchdringenden Eleganz beim Duett ist gelungen. Ein verträumter Song.

Catarina hat ein wenig Debbie Harry in ihrer Stimme und beherrscht sowohl das feminin-fragile, wie die Straightness einer Siouxsie. Marco hat als Kontrast ein perfektes Düsterorgan, welches teilweise samten der harschen Saitenarien entgegenstemmt.

„What Tomorrow Brings“ ist ein düsteres Kleinod, welches davon lebt, dass das Riffing fast doomig erklingt, während die Melodie eher schleppend und leicht bedrohliche in die Szenerie dingt. Ein Teppich, der wie gemacht ist für die beiden Gesangsprotagonisten, die sich hier nicht austoben, sondern Ton um Ton eine Stimmung erzeugen, welche dem Sound angemessen erscheint.
Ein wahres Klangerlebnis gibt es zum Schluss mit dem emotionalen „You don’t belong here“, welches mit leichtem Mission-Touch beginnt und dieses Gefühl hält, unterbrochen von aus dem Hintergrund dringenden härteren Saiten. Und dann besitzt dieser Song erneut einen Refrain, welcher jedes Eis zum Schmelzen bringt.

Fazit: Ich hab selten erlebt, dass sich zwei Stimmen derart perfekt duettieren, bzw. ergänzen. Auch textlich scheint der Zwiegesang immer zum passenden Moment der Harmonie ein Augenzwinkern zusenden. Musikalisch liefert man modernen Goth Rock, der hochmelodisch daherkommt, zudem geschickt die Waage zwischen straightem Riffing und verträumten (dezent 80er orientierten) Synths hält. Das Songwriting variiert zwischen zwischen Opulenz und gradlinigem Düster-Rock. Wunderschöne Musik, nie überladen, eher detailliert auf den Punkt gebracht. Und wie gesagt, zwei Stimmen, wonach sich manche europäische Produzenten die Finger lecken würden. (andreas)