EMPFEHLUNG, REVIEW

MIRROR OF DECEPTION „The Estuary“ (Doom Metal)

MIRROR OF DECEPTION

„The Estuary“

(Doom Metal)

Wertung: Empfehlung

: 09.11.2018

Label: Eigenproduktion

Webseite: Facebook, Homepage, Bandcamp

Sind wirklich acht Jahre vergangen, seit dem uns MIRROR OF DECEPTION mit „A Smouldering Fire“ verwöhnt haben? Verrückte Welt. Genau so verrückt ist die Tatsache, dass man kein Label in der Hinterhand hat, um „The Estuary“ auf die Menschheit loszulassen. Ich bin zwar mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, dass ein Label in den heutigen Zeiten nicht mehr zwingend sein muss, aber ich denke, dass die Herren sich dadurch eine Menge zusatzliche Arbeit aufgeladen haben.

Der Promolink zu dem Album, welches bereits im November 2018 erschienen ist, hat mich erst kürzlich erreicht und ich bin dankbar dafür, denn „The Estuary“ ist ein unglaubliches Album!

Wenn MIRROR OF DECEPTION rein rechnerisch ein Jahr pro Song gebraucht haben, sollte uns das allen recht sein, denn diese Gesangsmelodien gehören zum Feinsten, was ich in der letzten Zeit hören durfte. Jeder Song … und damit meine ich JEDER SONG hat Melodien, die dich um den Verstand bringen können; so schöne, melancholische Vocallines sind absolut selten und dass wirklich jeder Song ein Volltreffer ist, auch.

Mal gehen sie relativ kompakt vor („Splinter“ dauert keine vier Minuten; solange brauchen manche Bands um ein Intro dudeln zu lassen, während MIRROR OF DECEPTION in dieser Zeit den ersten Volltreffer des Albums abfeuern), mal dauert es auch etwas länger („To Dust“ dauert doppelt so lange).

„Kompakt“ ist dann auch ein gutes Stichwort: dieses Album wirkt auf mich einfach kompakt und ohne eine Note zuviel; aber wenn man Kohle mit ordentlich Druck presst, kommt nun mal ein Diamant heraus.

Bei den kürzeren Songs geht die Band recht gradlinig zu Werke, aber bei „At my Shore“ zum Beispiel, flechtet man herrliche Parts mit ein, die dem Song noch mehr Tiefe verleihen. Wir Doomheads brauchen keine Hits im klassischen Sinne, aber dennoch ist das Album vollgepackt damit und vom ersten bis zum wortwörtlich letzten Song („Immortal“ ist fast zu schön, um wahr zu sein!), gibt es Gänsehautmomente noch und nöcher.

Was mir außerdem sehr gefällt, ist dass MIRROR OF DECEPTION eindeutig und immer noch nach sich selbst klingen, auch wenn eine recht lange Zeit seit dem letzten Longplayer vergangen ist und das Line-up gewechselt hat. Aber es ist die unverwechselbare Stimme und die Fähigkeit diese packenden Songs zu Schreiben, die die Band einfach ganz besonders macht.

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Die Texte liegen mir leider nicht vor, aber … Zeilen wie „Fathers of Orphans – That’s what we are. Husbands of our Widows – That’s what we are.“ (aus dem Song „Orphans“, die in diesem Fall von Homers Odyssee inspiriert sind), sind einfach so unglaublich kraftvoll.

Das Album klingt auch noch verdammt gut und ist herrlich druckvoll produziert, was den Hörgenuss noch deutlich steigert.

Erhältlich ist das Album bereits als CD und Download und auf ihrer Homepage macht die Band uns gleich das nächste Geschenk: für Februar 2019 ist eine Vinylversion des Album geplant! Yeah!

Auch wenn die Wartezeit sich mehr als gelohnt hat, wäre es schön, wieder häufiger und regelmäßiger von MIRROR OF DECEPTION zu hören. Vielleicht kann man ja mal eine Tour mit DAWN OF WINTER organisieren, dann können die Bands über die Langsamkeit des Seins und Veröffentlichens sinnieren. (chris)