REVIEW

MEINHARD „Alchemusic 1-Solve“ (GlamGothRockSteampunk)

MEINHARD

„Alchemusic 1-Solve“
(GlamGothRockSteampunk)

Wertung: Gut

VÖ: 31.10.2014

Label: Out Of Line

Webseite: facebook

Nach der Reise durchs Wunderland, führt uns Meinhard mit seinem Zweitwerk in die Welt der Alchemie. Musikalisch gibt sich der Künstler heuer nicht mehr so verspielt, balanciert aber erneut geschickt die dunklen Tonagen zwischen Pop, Gothic, Rock, Glam und Steampunk. Variantenreich und mit nuancierter schräger Note manövriert sich Meinhard durch seinen Genredschungel, wobei es ihm gelingt, zwischen Überraschungsmomenten und eingängiger Tragik, die wundervolle Welt des Ohrwurms zu dechiffrieren. Das Gesamtbild sticht düsterer hervor, die einzelnen Songs sind ernsthafter arrangiert. Die Kinderseele Meinhards bleibt forschend und staunend, aber irgendwie ist aus Alice quasi ein Isaac Newton geworden.

Der Opener „blood+Love“ glänzt mit einer eindringlichen Hookline, welche sich vor allem auf Drums und Saiten verlassen kann. In den Strophen wird die Instrumentierung akzentuierter. Auch der Gesang schwankt zwischen Erzähler und Unterstützer der Melodielinie. Das folgende „humunculus:automatom“ ist ähnlich angelegt, wobei hier die Sprache zwischen deutsch und Englisch pendelt und man den Refrain druckvoll inszeniert und mit einer geschickten Temposteigerung garniert. Die verworrene elektronische Komponente überrascht mit Science Fiction loops, wobei die atmosphärische Dichte an Fritz Langs Metropolis erinnert. Ruhiger und mit schräger Instrumentierung unterlegt gelingt es „Knight of Gold“ trotz samtener Dissonanzen eine melancholische Stimmung zu erzeugen. Die im Song eingewobene Geräuschkulisse erklärt sich dadurch, dass Meinhard dem goldenen Ritter auf dem „Zytglogge“ Uhrenturm in Bern ein Lied widmet und dazu vor Ort die Geräusche der Mechanik aufnahm. Die Metapher, die sich dahinter versteckt hat eine durchaus positive Bedeutung, was die traurige Stimmung etwas konterkariert.

In „667-The Neighbor of the beast“ verschmelzt man direkte Percussions in den Hooklines mit melancholischen Gesangspassagen in den Strophen. Rein musikalisch gehört der Song zu den rockigeren Stücken des Albums. Wie der Titel schon erkennen lässt, war die Wohnungssuche fragwürdig und warum Meinhard den Sündenbock für den Teufel spielt, würde mich auch interessieren. Geht fast in Richtung Tragikomödie.

„Holy sun“ begeistert den Hörer mit durchdringenden Chorälen und einer geschickten Melodieführung, dessen Dramatik sich mit eingeflochtenen Marschtrommeln nähert. Die innewohnende Ruhe erklingt auch bei „AtTheRiteSite“, wobei hier die Keys dominierend in Erscheinung treten.

In „BPHMT“ gibt es eine Beschäftigung mit der Symbolik der Templer (dazu muß man den Buchstabensalat mit drei Vokalen ergänzen). Die Musik ist leichtgängig und vor allem durch den Gesang ein wenig folkig angehaucht.

Fazit: MEINHARD liefert das musikalische Pendant zum Grundsatz der Alchemie („löse und verbinde“). Im Gegensatz zum Debüt sind die Songs direkter und auch vom Arrangement her trockener inszeniert, was dem Gesamtbild eine gewisse Strenge verleiht. Den Texten merkt man die Beschäftigung mit der Thematik an, man lässt aber auch einen kleinen Spielraum für Interpretationen. Zudem gibt neben Ernsthaftigkeit auch dezente Spuren von Ironie. (andreas)