EMPFEHLUNG, REVIEW

LOTUS FEED „so close… so far“ (Post Punk/ Goth Rock)

LOTUS FEED

„so close… so far“
(Post Punk/ Goth Rock)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 30.11.2012

Label: afmusic

Webseite: http://lotusfeed.bandcamp.com

Die Kölner Band legt mit dem aktuellen Album einen perfekten Nachfolger ihres Debüts „a different Place“ vor. Tief verwurzelt im Post Punk der ersten Stunde beweisen LOTUS FEED wie zeitlos diese Musik sein kann. Fesselnd die dunkel treibenden Melodien, verdreckt die Saiten Arrangements, bedrückend die Metapher-artigen Texte. Die rohen Strukturen, welche das Grundelement der einzelnen Stücke darstellen, sind für im Weichspül-Schlager-Goth sozialisierte Ohren zunächst verstörend. Aber die Dark Rocker richten sich wohl eher an das „gesetztere“ Publikum.

Umhüllt von einer schwermütigen Melancholie ( im traurig inszenierten „grow in us“ glänzt sie auch mal allein) treiben die Songs mit destruktiver Aggression dahin. Geschickt gesetzte Ruhepole und ein Faible für atmosphärisches Songwriting liefern die perfekte Balance, die als Symbiose aus Bauhaus und Chameleons beschrieben werden kann. Chameleons werden dann auch mit einer sicherlich gewöhnungsbedürftigen Coverversion von „second skin“ gehuldigt. „Tranquillity“ würde sich auch auf jedem Chameleons-Album gut machen. Verwegen und intensiv zelebriert man „slow motion“, welches in einem implodierenden Finale gipfelt. Nicht nur hier beweist man, wie man ein Stück Minimalistik in ein euphorische Gesamtkonstrukt hineinfliessen lässt. „Wake up“ wird hingegen von Beginn an druckvoll dargeboten und die Aufforderung aufzuwachen, wird dem Hörer wild entgegen geschleudert. In ruhigeren Momenten („Chance“ ) erinnert man ein wenig an die Amerikaner Frank the Baptist, auch weil die Stimme von Alex eine ähnliche Klangfarbe aufweist. In „loveshock“ klingt Alex wie ein Fliehender, während er in „Home of the Watchman“ kraftvoll auf flächig-sphärischen Sound schwebt, welcher sich auch mal zu einem soundtrackartigen Zwischenspiel hinreissen lässt, perfekte Vorbereitung für das finale Chaos.

Ein Song will ich am Schluss doch noch herausheben (das ist nicht so einfach bei einem Werk, was in sich total geschlossen daherkommt). Und zwar das treibende „I could“, welches die gesamte Bandbreite von LOTUS FEED einschliesst. Goth Rock Saiten, ein wenig verwaschen gerifft. Eine betörende Melodielinie, dezente Hookline, Vocals mit leichtem Trauerflor.

LOTUS FEED lassen mit „so close…so far“ Erinnerungen an die Anfänge des Post Punks wach werden. Das einzige, was hier noch fehlt, ist das Knistern von Vinyl. (andreas)