REVIEW

FILM „Dredd 3D“ (Action)

Originaltitel: Dredd 3D

Herstellungsland: Großbritannien, Indien, Südafrika, USA

Erscheinungsjahr: 2012

Wertung: Empfehlung!

Regie: Pete Travis

Darsteller: Karl Urban, Rachel Wood, Andile Mngadi, Porteus Xandau Steenkamp, Jason Cope, Emma Breschi, Olivia Thirlby, Rakie Ayole, Lena Headey

Genre: Action

 

1995 versuchte sich Sylvester Stallone unter der Regie von Danny Cannon schon an einer Leinwandumsetzung der Comicserie „2000 A.D.“, dessen Hauptcharakter Judge Dredd in einer finsteren Zukunft als Polizist, Richter und Henker in Zentralunion für Recht und Ordnung sorgte. Herausgekommen ist dabei ein knallbunter Actionzirkus, der die bitterböse, zynische Grundhaltung der Comicvorlage gegen einen locker- flockig selbstironischen Ton eintauschte. Der Action- Kracher kam jedoch weder beim Publikum, noch bei Kritikern besonders gut an.

Nun geht 17 Jahre später ein Reboot des Stoffes an den Start . „Dredd 3D“ schafft es gleich zu Beginn in wenigen prägnanten Szenen, ein erstaunlich realistisches und nachvollziehbares Szenario zu entwerfen, fernab jeglichen Hollywood Bombasts. Dieser „Dredd“ wird dreckig und düster, das wird einem schon in den ersten Aufnahmen des gigantischen Molochs mit der Bezeichnung „Mega City One“ klar. Hier leben zig Millionen Menschen auf engstem Raum zusammen, die Kriminalitätsrate ist in beinahe unkontrollierbare Dimensionen angestiegen und nur eine Instanz versucht ein gewisses Grundmaß an Ordnung aufrecht zu erhalten. Der „Justizpalast“ setzt die „Judges“ ein, um dem Chaos Einhalt zu gebieten. Judge Dredd und seine Partnerin, die Telekinetisch begabte Rekrutin Anderson, gehen einem Mordfall in „Peach Trees“, einem der riesigen Mega- Tower nach und geraten dabei mitten in einen Bandenkrieg von Drogengangs. Die Anführerin der vorherrschenden Gang, genannt „Ma Ma“ lässt den gesamten Gebäudekomplex abriegeln und hetzt sämtliche Gangmitglieder auf die beiden unliebsamen Eindringlinge. Dredd und Anderson sehen sich einer Übermacht ausgesetzt, doch Rückzug ist keine Option. Vielmehr machen sich die beiden Auf „Ma Ma“ das Handwerk zu legen und kämpfen sich Stück für Stück durch das riesige Gebäude…

Schnörkellos und ohne unnötigen Story-Ballast wird dieser Plot dabei durchgezogen, wobei das Drehbuch zum Ende dann doch noch ein paar kleine Twists parat hält, die den Zuschauer weiter bei der Stange halten. Eingefangen ist diese simple, aber effektive Story in einer spektakulären, stellenweise fast schon experimentellen Optik. Besonders in den Szenen, in denen die in der Story des Films verankerte Modedroge „slo-mo“ zum Einsatz kommt, brennen die Macher ein optisches Feuerwerk ab. Diese Droge lässt die Konsumenten das Geschehen in Ultra-Zeitlupe nachempfinden und genauso werden dieses Szenen dem Zuschauer präsentiert. In Verbindung mit dem 3D-Effekt ergießen sich beinahe psychodelisch anmutenden Szenen über die Leinwand, die ein genialer „Elektro/ Industrial“- Soundtrack (der glatt aus der Feder von John Carpenter stammen könnte) passend untermalt. Wow!!! Diese „Slo-Mo“-Szenen sind also eine Augenweide, werden jedoch nicht als Stilmittel überstrapaziert, sondern sind sinnvoll in die Handlung des Films integriert. Sowieso macht der Film mal wieder richtig Spass in 3D, da gerade die Kamerafahrten durch den riesigen Gebäudekomplex in der dritten Dimension eine geniale räumliche Tiefenwirkung bekommen.
Aber jetzt kommen wir zum wirklichen Highlight des Films, nämlich zu Dredd selbst. Karl Urban stellt seine Person komplett in den Dienst dieser ultracoolen Hauptfigur. Er zeigt kein einziges Mal sein Gesicht und spielt Dredd quasi nur mit seiner physischen Präsenz und seinen Mundwinkeln. Und selbst die sichtbare Hälfte seines Gesichts verschwindet zu 50 % des Films im Schatten seines Helms. Dadurch verleiht er der Figur etwas Ikonenhaftes, fast schon mystisches. Des Weiteren knurrt und zischt er sich dermaßen gefährlich durch seine spärlichen Dialoge, dass wohlige Erinnerungen an den großartigen Kurt „Snake Plissken“ Russel wach werden. Ihm zur Seite stellt das Drehbuch eine äußerst sympathische Nebenfigur in Form der Rekrutin Anderson, die ein gelungenes Gegengewicht zum eisernen Dredd darstellt und den Film so im Gleichgewicht hält. Des Weiteren ist erstaunlich, dass der Film nie in ein infernalisches Action-Fest abdriftet, denn der Action-Einsatz fällt im direkten Vergleich zur ersten Verfilmung eher gering aus. Kurz, knackig und knallhart geht es hier in den Action-Szenen zu, die allesamt herrlich übersichtlich eingefangen und (bis auf die super- Zeitlupen- Szenen) fast schon, im positiven Sinne, altmodisch inszeniert wurden. Und getreu der Vorlage geht es mit einem angemessenen Härtegrad zur Sache, ohne dabei in überzeichnete Splattereien ab zu driften. Des Weiteren geizt die Inszenierung nicht mit zynischem Humor und einigen satirischen Spitzen ganz im Stile von Paul Verhoevens „RoboCop“. (sebastian)