REVIEW

FILM „Der Schwanz des Skorpions“ (Giallo)

Originaltitel: La coda dello scorpione

Herstellungsland: Italien

Erscheinungsjahr: 1971

Wertung: gut

Regie: Sergio Martino

Darsteller: George Hilton, Ida Galli, Anita Strindberg, Luigi Pistilli, Alberto de Mendoza

FSK: ab 18 Jahren

Studio: filmArt

Genre: Giallo

Inhalt:
Nach dem dramatischen Tod von Kurt Baumer hat dessen Frau Lisa scheinbar ausgesorgt. Die Summe von einer Million Dollar, aus der Lebensversicherung ihres Mannes, soll so schnell wie möglich an sie ausgezahlt werden. Doch das Glück ist nicht von langer Dauer… Der bestialische Mord an Lisas drogensüchtigem Ex-Liebhaber zwingt die junge Witwe zur Flucht nach Athen. Die Versicherungsgesellschaft hat bereits ihren besten Mann, Peter Lynch, auf den Fall angesetzt, und wittert hinter Lisas Flucht einen geplanten Betrugsversuch. Der Verdacht bestätigt sich, als Kurt Baumers Frau aus erster Ehe in Athen auftaucht, und Lisa des geplanten Mordes beschuldigt – ebenso mit dem Hintergedanken das Geld einzustreichen. Doch damit nicht genug, ein Mörder mit schwarzen Handschuhen und einem todbringenden Messer dezimiert nach und nach das gesamte Umfeld um Lisa Baumer. Peter Lynch steht vor einem Rätsel… Wer ist der Mörder? Dreht es sich wirklich nur um das Erbe von Kurt Baumer?

Der Film
„Der Schwanz des Skorpions“ ist einer der richtig guten Gialli. Sergio Martino ist ein Meister seines Fachs. Neben Dario Argento und Mario Bava ist er einer der wichtigsten Regisseure des Genres, obwohl er nur fünf Giallo gedreht hat. Aber die darf sich der geneigte Fan gleich auf den Einkaufszettel schreiben: „Der Killer von Wien“, „Die Farben der Nacht“, „Your vice is a locked room and only I have the key“ und der Slasher-Prototyp „Torso – Die Säge des Teufels“ (1973), der zusammen mit „Bay of Blood“ (1971) von Mario Bava das Slasher-Genre erfunden hat (richtig, es ist keine Erfindung der Amerikaner und schaut mal, wie viel Giallo im ersten „Halloween“-Teil steckt!).

In der Umsetzung der spannenden Whodunnit-Variante bedient er sich auch bei Bava (diese Farbspiele!) und Argento (diese Kameraeinstellungen!) und sorgt so für eine famose Stimmung. Die Geschichte um die Erbin bzw. das Erbe ist wahrlich spannend geraten und man kommt nur schwer drauf, wer denn mit dem Messer die Leute schlitzt. So soll es sein! Genial sind viele kleine Kameraeinstellungen, die dich immer wieder verwirren bzw. begeistern, denn was du glaubst zu sehen ist nicht das was passiert. Wie gesagt, es sind nur kleine Szenen, die wenig Auswirkung auf die Geschichte haben, aber zeigen, mit wie viel Liebe zum Detail der Film gedreht und geschnitten wurde.

Der Giallo bewegt sich ja in einem eng gesteckten Rahmen oder um es mit den Worten von Sergio Martino zu sagen: „Das Ziel war erfolgreich zu sein und die notwendigen Zutaten, die die Produzenten wollten, waren mehr oder weniger explizite Gewalt, Nacktheit und Suspense-Situationen“ (Quelle: das Booklet). Ich bin mal so dreist und ergänze den Satz des Meisters um: „hübsche Frauen“. Genau das bekommt man auch hier geboten: die hübsche Anita Strindberg (für die Ladies sieht George Hilton mal wieder wie aus dem Ei gepellt aus), man darf sich gerne erschrecken und blutige Morde gehören zum Programm. Giallo-Herz, was willst du mehr? Stimmt: passende Musik! Und die liefert Bruno Nicolai frei Haus. Sein Score reicht von GOBLIN-ähnlichen Sounds bis hin zur vermeintlichen Vertonung des Traumschiffs.

Die Darsteller sind erste Sahne: George Hilton (u.a. „My dear Killer“, „Der Killer von Wien“, „Die Farben der Nacht“), Luigi Pistilli (u.a. „Der schöne Körper der Deborah“, „Bay of Blood“, „Die Bestie mit dem feurigen Atem“), Alberto de Mendoza (u.a. „Der Killer von Wien“, „Horror-Express“), die wunderhübsche Anita Strindberg (u.a. „Der Mann ohne Gedächtnis“, „Your vice is a locked room and only I have the key“) und Ida Galli (auch bekannt als Evelyn Stewart etc…) geben wirklich keinerlei Anlass zur Kritik, was bei einem Giallo ja nicht immer der Fall ist. Atmosphärisch dicht treiben sie ihr Verwirrspiel mit dem Zuschauer, bis zur überraschenden Auflösung des Falles.

Die Umsetzung
Ja, was soll man sagen?! filmArt kümmern sich mit größter Sorgfalt und sehr viel Liebe zum Detail um das Giallo-Vermächtnis. Wie bereits beim ersten Teil der FILMART GIALLO EDITION „Das Auge des Bösen“ brilliert man wieder…

Das Bild ist knackscharf und in den Nahaufnahmen atemberaubend scharf und der Sound ist richtig druckvoll. Der Film ist ja bereits in mehreren Varianten auf dem Markt, aber die Bild- und Tonqualität der filmArt-Neuauflage ist allen weit überlegen. Als besonderes Bonbon hat man neben der Video- auch die originale Kinosynchronisation auf die DVD gebrannt!

Für Fans hat man wieder einiges an Bonusmaterial im Gepäck: eine Featurette mit Sergio Martino, Deutscher Vor- und Abspann, Deutscher, Englischer und Italienischer Kinotrailer, Bildergalerie und natürlich wieder ein 8-seitiges, höchst informatives Booklet, geschrieben von Rochus Wolff.

Die Nummerierung auf den einheitlich gestalteten Covern lautet #002. Also werde ich beim Schärfen meines Rasiermessers heute Abend Stoßgebete gen Schleifstein schicken, dass filmArt alte Giallo-Schinken im dreistelligen Bereich veröffentlicht. Und zwar in dieser superben Qualität, mit der sie alle Veröffentlichungen veredeln. (chris)