REVIEW

FILM „Das Auge des Bösen“ (Giallo)

Originaltitel: Casa d′Appuntamento

Produktion: Italien / Deutschland 1973

DVD Veröffentlichung: 31.05.2013

Wertung: gut

Regie: Ferdinando Merighi

FSK: k.A.

Darsteller: Robert Sacchi, Anita Ekberg, Howard Vernon, Barbara Bouchet, Evelyne Kraft, Rosalba Neri, Rolf Eden…

Genre: Giallo

Studio:filmArt

Inhalt:
Ein Frauenmörder geht um. Die Polizei ist kurz davor ihn zu fassen. Vor Gericht schwört der gewalttätige Psychopath jedem den Tod, der an seinem Prozess beteiligt war. Schuldig gesprochen gelingt ihm die Flucht. Dieses Unterfangen kostet ihn jedoch bei einem Motorradunfall seinen Kopf. Kurz danach scheint der Fluch des Gewalttäters Wirklichkeit zu werden: Grausame Morde geschehen, der Ripper meuchelt weiter! Sein Tatwerkzeug: Ein scharfes Messer! Besonders das Umfeld eines hiesigen Bordells scheint Schwerpunkt der Verbrechen zu sein. Kann Inspektor Pontaine das blutige Treiben beenden und herausfinden, wer für die immer schrecklicher werdenden Greueltaten verantwortlich ist?

Der Giallo erlebt momentan einen kleinen Reanimationsschub, tauchen doch immer wieder Neuauflagen auf (Edition Tonfilm oder Neuauflagen (in Deutschland geschnitten) von Argento-Meisterwerken) und seit einigen Jahren kommt das feine filmArt-Label um die Ecke und lässt die Freunde des italienischen Krimis / Poliziesco / Western und jetzt auch Giallos sich vor Freude das Beinkleid einnässen.

Als ersten Teil ihrer „FILMART GIALLO COLLECTION“ hat man sich „Das Auge des Bösen“ ausgesucht. filmArt sind die ersten, die auch bei der Aufmachung alles richtig machen: die auf 1000 Stück limitierte DVD erscheint im gelben Keep Case und mit einem schönen gelben Cover, welches den Giallo-Heftchen nachempfunden ist. Allein dafür gibt es eine Runde Sonderapplaus.

Die DVD enthält erstmals die deutsche Langfassung in einem ansprechenden, sauberen Bild (anamorphes 1.66:1 ) und für Giallo-Verhältnisse gutem Ton (Deutsch & Englisch in Dolby Digial 2.0).

Als Bonus hat man eine Bildergalerie, alternative Szenen, den italienischen Filmanfang und Abspann und diverse Trailer an Bord. Und das Wichtigste: ein 8-seitiges Booklet. Und genau das sollte man lesen, bevor man sich den Film zu Gemüte führt! Heiko Hartmann nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er den Film beschreibt und mir ist mehrfach vor Lachen das Rasiermesser abgerutscht. Neben tollen Infos zu Cast und Crew senkt er nämlich die Erwartungshaltung dem Film gegenüber auf ein gutes Maß. Schließlich haben wir es nicht mit einem Hochglanz-Giallo zu tun, sondern einem verdammt schrägen Film, aber das (und da stimme ich mit Herrn Hartmann uneingeschränkt überein) macht den Reiz des Filmes aus! So mancher Dialog ist sinnlos bis verwirrend und vor allem beim Schnitt sind sogar mir einige Ungereimtheiten aufgefallen und ich zähle mich nicht zwingend zu den Filmanalysten. Die schauspielerische Leistungen sind ok, auch wenn der Hauptverdächtige höchstwahrscheinlich an einer gesteigerten Form von ADHS leidet. Aber seien wir ehrlich: all diese Kleinigkeiten will man in der B-Garde des Giallos sehen.

Aber sonst ist alles im grünen Bereich: die Story an sich ist gut, der Film ist relativ spannend gestaltet und das typische „wer war′s“ sorgt für munteres Miträtseln. Die Morde sind zwar relativ unspektakulär (nach heutugen Maßstäben), aber wer so richtig Bock auf trashige 70er Jahre-Unterhaltung hat, ist hier genau richtig und bei einem (oder vier) Bierchen ist man voll dabei.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir der Film keinen Spaß gemacht hat. Vielmehr konnte ich mich an den Settings, dem Style der 70er und den Schauspielern ergötzen, allen voran am Humphrey Bogart-Doppelgänger Robert Sacchi, dem Runzel-Playboy Rolf Eden (!) und den Schönheiten namens Anita Ekberg, Barbara Bouchet, Evelyne Kraft, Rosalba Neri. Es ist definitiv ein B-Movie, aber die ziehe ich mir sowieso lieber rein, als die moderne Scheiße aus Hollywood. Daumen hoch! Dass der Film von einer Edgar Allen Poe Novelle inspiriert ist, verschweige ich aber lieber, denn dann rotiert Herr Poe wahrscheinlich in seiner Kiste.

Ich jedenfalls freue mich tiersich, filmArt entdeckt zu haben und freue mich über die Schätze, die da in der nächsten Zeit gehoben werden! (chris)