REVIEW

FILM “The Manson Family – An American Nightmare” (Horror / Doku)

Originaltitel: The Manson Family – An American Nightmare

Herstellungsland: USA

DVD Veröffentlichung: 25.11.2011

Wertung: Geht so

Regie: Jim van Bebber

Darsteller: Marcelo Games, Marc Pitman, Leslie Orr

FSK: ab 18 Jahren

Genre: Doku / Horror

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Es ist nicht lang her, da habe ich im TV eine Story über Charles Manson gesehen, die sich zur Hälfte als Doku und zur andern Hälfte im nachgespielten Format gezeigt hatte. Ich fand diese Berichterstattung sehr spannend und außerdem auch sehr informativ, vor allem  was die Hintergründe und Motivationen des Charles Manson und seiner Kommune anging. Als ich dann kürzlich sah, dass Regisseur Jim Van Bebber (Deadbeat At Dawn) in einer ähnlichen Herangehensweise einen Film gemacht hat, war mein Interesse an diesem Werk selbstredend sofort geweckt.

Dieser Film spielt in zwei verschiedenen Zeiten 1969 und 1996. Die Szenerien im Jahr 1996 zeigen zum einen zwei Reporter, die ein Videoband der Manson Family aus der Zeit von 1969 zugesendet bekommen haben und diese analysieren. Eine weitere Szene zeigt Jugendliche aus dieser Zeit, die das Schaffen der Manson Family exzessiv nacheifern. Der andere Zeitstrang führt uns über eben dieses Videoband in die Zeit, als Charles Manson sich auf die Barker Ranch zurückzieht und dort mit seiner Kommune, die vorrangig aus jungen Frauen besteht,  voller Drogen, Partys und Sexorgien lebt und sich vergöttern lässt. Doch die harmonische Stimmung wankt im LSD Wahn, dem „Helter Skelter“ motivierten Rassenhass und der Ablehnung der Musikindustrie ihm gegenüber, die sich nicht wirklich für Mansons musikalisches Schaffen interessiert. Hier beginnt die Spirale der Gewalt bis hin zu den Morden die er über seine Handlanger, vorrangig Tax Watson, ausführen lässt. Der Film endet mit den Tate Morden, die in diesem Film allerdings optisch recht kurz gehalten sind und vom Autor recht nebensächlich betrachtet werden.

Der Film ist extrem anstrengend oder von mir aus auch fordernd umgesetzt. Zum Einen sind es die zwei Handlungsstränge, die sehr wirr parallel nebenher laufen, zum Anderen ist der Zeitstrang von 1969 halb Doku halb Story, was das harmonische Gucken nicht gerade fördert. Der Film arbeitet in den Pseudo-Zeitdokumenten mit einem Grindhouse-ähnlichen Bildformat um ein authentisches Alter der Aufnahmen zu simulieren. Während der Drogen Exzesse nimmt die Kameraführung auch oft die Rolle des Berauschten ein, psychotische Kurzeinblendungen inklusive erinnern an einige Szenen aus NATURAL BORN KILLERS oder die berühmten Werbesports mit unterschwelligen Botschaften. Die Orgien und Sexpartys werden ähnlich der guten alten RTL Filmchen dargestellt, es wird zwar alles gezeigt ohne aber pornographisch zu werden, geschweige denn erotisch oder erregend zu wirken.

Soweit so gut, was mich aber total enttäuscht ist die Tatsache, dass man ohne die Geschichte des Charles Manson und seine Motivationen grob zu kennen bei diesem Film ziemlich aufgeschmissen ist. Sowohl der Rassenkrieg  gegen die Schwarzen und die „Black Panthers“, die er im Song „Helter Skelter“ von den BEATLES heraus interpretiert haben möchte, aber vor allem auch die Tatsache, dass der Mord an die Schauspielerin Sharon Tate (Roman Polanskis damalige schwangere Frau) und ihre Freunde nur ein „Versehen“ war (bis kurz davor hatte hier Produzent Terry Mechler gewohnt, der die Musik von Charles Manson nicht produzieren wollte und dem die Aktion tatsächlich galt) geht viel zu sehr unter und wird überhaupt nicht richtig herausgearbeitet. Die Morde wirken zwar sehr roh, aber so richtig sehen kann man die Gewalt optisch auch nicht.

So bleibt ein Film, der mir aufgrund der optischen Herangehensweise zwar in Erinnerung bleiben wird, mich aber thematisch überhaupt nicht zufrieden gestellt hat. Die Art die Geschichte so darzustellen ist eigentlich nicht schlecht, allerdings wirkt der Zeitstrang von 1996 hier total überflüssig und treibt den Film nur unnötig in die Länge, bzw. nimmt die Zeit für wichtigere Dinge. Mehr wäre möglich gewesen, vielleicht sollte man bei der nächsten Verfilmung des Themas mal Charles Manson im Gefängnis besuchen, in dem er seit 40 Jahre sitzt, vielleicht hätte er ja Lust selber bei einem Film über seine Person mitzuwirken, solange der inzwischen schon getagte Mann noch unter den Lebenden weilt. (michi)

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