EMPFEHLUNG, REVIEW

ELANE „Arcane 2“ (Mystik Folk)

ELANE

„Arcane 2“
(Mystik Folk)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 07.04.,2017

Label: Elane Music/Alive

Webseite: Facebook / Homepage / Wikipedia

Ein neues ELANE Album zu hören ist wie einen alten Freund zu treffen. Die Haptik des Digi-Packs (kunstvoll gestaltet mit fetten Textblatt) als liebevolle Umarmung und die Texte bieten gleich Gesprächsstoff. Zu guter Letzt ist die Musik und die Stimme wie eine spirituelles Déjà-vu mit seinen Gefühlen. Diesmal ist die liebevolle Begegnung noch deutlicher, handelt es sich hier doch um den Nachfolger des 2011er Albums „Arcane“ und erneut liefern die Geschichten des Fantasy Autors Kai Meyer die Inspirationsquelle von Elane. Der Konstanten gibt es heuer zwei Ausnahmen. Zum Einen halte ich das aktuelle Werk für die abwechslungsreichste VÖ, zum anderen gibt es bzgl. Label immer wieder Änderungen.

5 Jahre nach „Arcane 1“ kredenzt uns die Formation aus dem Sauerland den Nachfolger. Dass die Wartezeit trotzdem nicht zu lang anmutet, ist der Tatsache geschuldet, das Sängerin Joran Elane in der Zwischenzeit mit „Glenvore“ ein Solo Album veröffentlichte. Auf „Arcane 2“ gibt es soviel zu entdecken, dass man gar nicht auf jede Besonderheit eingehen kann. Zunächst ist natürlich Jorans Gesang zu erwähnen. Ihr gelingt es mit samtenen Stimmbändern eine kristalline Note zu integrieren, welche noch Stunden nach dem Genuss dieses Albums betörend in den Gehörgängen umherwandert. Jegliche Vergleiche mit anderen Sängerinnen scheitern, da Joran es versteht, ihrer Stimme eine tragende Natürlichkeit zu verleihen. Der Opener „Every Page a Heartbeat“ beginnt passender Weise mit dem vertonten durchblättern eines Buches. Hernach erklingen die wohlvertrauten Klänge. Verträumter Folk mit einer innewohnenden Ruhe und melodischer Eleganz. Joran lädt zudem Nico zu einem Duett ein, welches die Liebesgeschichte der beiden Romanprotagonisten Furia und Severin versinnbildlicht. Auch beim dunkel-romantischen „Magic carpet ride“ gibt es die maskuline Seite hinterm Mikro, welche sich perfekt mit Jorans Klangfarbe paart. Nach dem latent bedrohlich inszenierten Instrumental „the Isle“ folgt das zerbrechliche „Aura“, welches durch die deutschen Spoken Words einen galanten Spannungsbogen erzeugt. Bei „Sabatea’s Song“ wird der verführerische Folk mit einer Prise World Music verfeinert. Eine galante Bittersüße durchschleicht die wattierte Elegie.

„Leinen los“ (inspiriert von der Wellenläufer Trilogie) ist ein ruhiger Song, der komplett in deutsch eingesungen wird. Ein Klangerlebnis der besonderen Art, da hier die Instrumentierung zunächst heruntergeschraubt wird und der Augenmerk auf Jorans Stimme und Text gelenkt wird. Der Refrain setzt dann mit betörender männlicher Stimme ein. Durchdringend und in Schönheit badend verschmelzen Strophe und Refrain mit dem Meeresrauschen.

Das man heuer auch für Überraschungen gut ist, beweist das Metal-lastige „Nugua’s Journey“, welches nicht nur musikalisch eine ungewohnte Brachialität an den Tag legt, sondern auch gesangstechnisch mal mit Growls daherkommt. Zuvor gibt es aber wohl die größte Überraschung. Raggae mit Akkordion („Hexhermetic Dance“) sorgt für kurzzeitige Verwirrung beim Hörer.

Fazit: Elane steht für perfekt dargebotenen Mystik Folk. Hand- und Mundwerklich bekommt der Hörer eine Form der musikalischen Kunst dargelegt, welche sämtliche Sinne (jetzt nicht am Cover rumlecken) zu berühren scheint. Hinzu kommt ein Gefühl für herrlich ausstaffierte Soundstrukturen, die mal bedrohlich, mal lieblich oder mal zerbrechlich erklingen. Zu guter Letzt besitzt der Gesamtkontext eine feine Pop-Note, welche hie und dort den einzelnen Songs einen hymnenhaften Charakter verleiht. Wie bei Prokofjew scheint jede Figur, jede Handlung ihre Ausdrucksform in einem Instrument, bzw. dessen Spielweise gefunden zu haben. Kai Meyer kann sich glücklich schätzen, dass Elane seiner Fantasy Literatur ein musikalisches Denkmal setzt. (andreas)