REVIEW

DUNKELSCHÖN „vergehen & werden“ (Celtic Medieval Folk Rock)

DUNKELSCHÖN

„vergehen & werden“
(Celtic Medieval Folk Rock)

Wertung: Gut+

VÖ: 06.06.2014

Label: Screaming Banshee/ Alive!

Webseite: Homepage / Facebook

Kleine Zahlenlehre: Drei Jahre nach „Zauberwort“ veröffentlichen die Medieval Folker zum zehnjährigen Bestehen ihr sechstes Album. Schön zu hören, dass die Band es versteht, sich immer weiter zu steigern, so halte ich gerade vom Songwriting und den Stimmvariationen her, „vergehen&werden“ für das bisher beste Album. Die Fingerfertigkeit an den unterschiedlichsten Instrumenten war von eh und jeh gegeben.

Ein leicht bedrückendes, dramatisches Cello-Intro öffnet die Eingangspforte in ein Werk, welches sehr facettenreich und auch stilistisch abwechslungsreich daherkommt. Das folgende „Memorium“ ist eher im Spätmittelalter beheimatet. Minnegesänge (korrekt müsste man von Spruchdichtungen sprechen) als kleine Erzählungen. Femininer und maskuliner Wechselgesang und ein dezenter Spannungsaufbau mit samtenen Zwischenspielen bestimmen das Lied. Mit zerbrechlichem Folk beginnend, führt man „Morgenland“ mit verschmitzten Percussions und Flöten in einen eindringlichen Refrain (Interessant ist, dass es quasi zwei unterschiedliche Kehrverse gibt), der in einem wunderschönem Duett-Gesang gipfelt. Von der eher rockigen Seite zeigt sich das Septett in Stücken wie „übers Meer“ und „Lebensweg“. Die Gitarren rücken hier in den Vordergrund und sorgen für reichlich Rhythmik und Tanzbarkeit, während das altertümliche Instrumentarium ein Teppich auslegt auf dem sich die Stimmen auch mal aggressiv austoben können.

Balladeske Ästhetik erklingt im ruhigen und mit verführerischer Harmonie dargebotenen „Das stille Tal“. Die bestimmenden Instrumente hier sind Fagott und Akustik Gitarre. Der weibliche Gesang begeistert mit einer, das Gehör streichelnden Sanftmut. Das von Michael Kaiser gesungene „Lenore“ beinhaltet eine Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe. Passend dazu wird der Sound ein wenig dunkler, während zum Finale hin orchestrale Klangkosmen erscheinen (erinnert mich stark an Human Drama, vor allem die Stimme). Ansonsten geht es textlich-thematisch eher positiv zu (teilweise in Metaphern verarbeitet), was auch schon im Albumtitel ( „werden“ folgt auf „vergehen“) deutlich wird. Mit „Kolarekarl“ gibt es auch wieder traditionelles Liedgut, diesmal eine Kombination aus einem schwedischen Gedicht und einer traditionellen schwedischen Dudelsack-Melodie.

Fazit: Ein typisches Dunkelschön Album, dessen wechselvolles Innenleben zwischen druckvollen Energien, Lagerfeuerromantik und melancholisch bis heiteren Melodielinien geprägt ist. Herauszuheben ist die stimmliche Variationsbreite, die sich sowohl stilistisch als auch von den Klangfarben her sehr unterschiedlich gestalten und in mehrstimmigen Passagen perfekt zueinander harmonieren. Das gleiche Harmoniegefühl verbreiten die Instrumente samt der Melodielinien. Wie gewohnt, gibt es auch vom Cover-Artwork her höchste Qualität. Wunderschönes Digipack inklusive allen Texten samt Übersetzungen. (andreas)