EMPFEHLUNG, REVIEW

DRAGOL „Die dunkel Mär“ (Musiktheater/MA-Gothic)

DRAGOL

„Die dunkel Mär“
(Musiktheater/MA-Gothic)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 12/2020

Label: Eigenproduktion

Webseite: Homepage / Facebook

Die Formation liefert mit dem opulenten Werk „Die Dunkel Mär“ ein Album, welches sich wohl am ehesten an die MA/Rollenspiel-Fraktion anlehnt. Allerdings ist das Gesamtkonstrukt, bestehend aus unterschiedlichen Stimmen, betörend-düsteren Klanggebilden, verführerischen Songs, das Erzählen, die Aufmachung (wunderschönes Digi-Pack mit fettem Booklet) und das Gefühl für fesselnde Geschichten, mehr als gelungen und dürfte jeden Musikliebhaber auf die ein oder andere Art berühren.

Musikalisch aufgebaut ist die sphärische Fläche auf Gitarre und Klavier, hinzu kommen Trommelwerk und ein galanter Teppich voller romantischer Momente. Die Zutaten, welche die Texte beherrschen oder untermalen kommen aus der Märchenwelt, wobei man sich die Grimmsche Düsternis bewahrt, dem Gebilde aber eine fast zum Ende hin offene, latent positive Stimmung verleiht

Wunderschön sind die zerbrechlich dargestellten Songs wie das sehr ruhig inszenierte „nur eine Hand entfernt“. Diese Ambivalenz zwischen Trauer und Hoffnung ist den meisten Song immanent. Hier ist die weibliche Stimme die tragende Säule und macht das Tragische zu einem verträumten Ereignis.

Daneben gibt es tanzbare Songs, wie das treibende, leicht elektronisch unterstützte „Flügelschlag“.

Während hier das Volk zum Tanze aufgefordert wird, gibt es diese betörenden, tiefmelancholischen Songs wie „Bevor der letzte Schnee fällt“, welche vom Zwiegesang leben, aber auch mit den durch Duette entstandenen Hooklines eine ganz besondere, elegische Galanz erzeugen.

„Mein Blut“ ist ein wunderschöner Song. Würde er im Radio gespielt, würden die meisten Ohren einen Grafen vor dem geistigen Auge sehen. Ein, wie gesagt tief in der Romantik verwurzelter Song, dessen leise Töne konträr zum teilweise lauten, einzelnen Wort stehen. Es gelingt der Band dieses Zwiegespräch zwischen den Personen spannend aufzubauen. Man könnte dieses Gegenspiel, welches immer voller Gefühl zu stecken scheint, in vergangene Jahrhunderte interpretieren und Goethe mit Shakespeare paaren.

„Das letzte Mal“ ist ein in Sanftmut verpackter Klavier-Song voller kleiner Wendungen, während „die Sucht“ von der zerbrechlichen, weiblichen Stimme lebt, welche im weiteren Verlauf durchaus diese Zerbrechlichkeit verliert und geradeheraus dem Manne oder dem Teufel ihre Frau steht. (andreas)