REVIEW

AGHARTI „Change“ (Female Melodic Metal)

AGHARTI

„Change“
(Female Melodic Metal)

Wertung: Gut

VÖ: 11/2013

Label: Wormholedeath

Webseite: Homepage Facebook

Die Kroaten liefern mit „Change“ ihr Studio Debüt (nach einem Demo und einer 3Track EP) ab. Der Fünfer fand sich 2009 zusammen und konnte vor allem als Support Act von Epica Punkte (nicht nur bei den Kritikern) sammeln. Ihr Sound ist geprägt von einer kompromisslosen Härte der Rhythmus Fraktion, während die Keys trotz treibender Tasten eher ein wenig Sanftmut ausstrahlen. Hinzu kommt die zarte, dennoch kraftvolle Stimme von Sängerin Tina, die ihre Stimmbänder durch kristallklare Intonationen zwischen Zerbrechlichkeit und Aggressivität wandern lässt. Ein männlicher Gegenpart shoutet dagegen mit reichlich Rauhheit und grunzend schreiend durch die Szenerie. Insgesamt passt die stimmliche Ambivalenz auch perfekt zu den sozialkritischen Texten, die sich im Gesamturteil dem Albumtitel zu eigen machen. Es ist ein Schrei, ein Aufruf etwas zu verändern.

Musikalisch bewegen sich die Kroaten zwischen straightem Metal, verführerischen Soundkreationen, symphonischer Eleganz und treibender Rhythmik. Die druckvollen Songs lassen in ihren sphärischen Momenten genügend Freiraum, für die voluminösen Heavenly Voices, deren Klangvariabilität weit ab von oberflächlichen oder hohen Opernarien entfernt ist. So gelingt es Tina, die Aufmerksamkeit des Hörers auf die gelungenen Texte zu lenken und begeistert auch mal, im dunkel-dramatischen Schlußstück als Erzählerin, während in den, teils sehr eingängigen Stücken ein wenig Romantik in die Stimme dringt. Aber auch das Merkmal der Rockröhre hat sie hier und dort durchaus drauf. Wild und ungezügelt beginnt das Werk nach einem kurzen Intro („The Voice of Freedom /Tribute to Nelson Mandela“) mit dem treibenden „The Sky is Falling“. Eine balladeske Unterbrechung leitet dann über zum harten aber symphonischer dargestellten „Lost“. Der Wechsel von verführerischer Weiblichkeit und wütenden Testosteron ist sehr gelungen und führt nicht in die typische „die Schöne und das Biest“ Schiene. Wenn Tina über die gesamte Songlänge das Alleinstellungsmerkmal besitzt, wirken die eruptiven Strukturen trotz ihrer Härte gar ein wenig zerbrechlich, besonders wenn man kleine Blaupausen einbaut. „Mendacity“ wartet mit eindringlichen Hooklines auf, verschiedene Breaks (bis hin zur Klassik) verschmelzen sich mit latent wirkenden Pop Appeal. Fast wie ein weiteres Qualitätsmerkmal erscheint das Vermögen die eingängigen Melodien mit reichlich Ecken und Kanten zu versehen. Es scheint so, dass wilde, ungezügelte Energie auf einen harmonischen Teppich drapiert wird. Ein weiteres Merkmal sind die staubtrockenen Riffs auf der einen und in Moll getauchte Variationen auf der anderen Seite.

Der frische Sound der Kroaten weiß zu überzeugen und mit Tina besitzt man eine wirklich gute Sängerin. Hinzu kommen die kritischen, gedankenvollen Texte, die neben der schon erwähnten Sozialkritik auch mal persönliche Züge aufweisen. (andreas)