EMPFEHLUNG, REVIEW

ANOMALIE „Between the light“ (Depressive Post Rock / Black Metal)

ANOMALIE

„Between the light“
(Depressive Post Rock / Black Metal)

Wertung: Empfehlung

: 28.02.2014

Label: Art of Propaganda

Webseite: Facebook

Dieses Review möchte ich mit einem Zitat frei nach Johann Wolfgang von Goethe beginnen:
„…Ihr könnt seinem Geist und seinem Charakter eure Bewunderung und Liebe, seinem Schicksale eure Tränen nicht versagen. Und du gute Seele, die du eben den Drang fühlst wie er, schöpfe Trost aus seinem Leiden, und laß das Album dein Freund sein, wenn du aus Geschick oder eigenen Schuld keinen näheren finden kannst!“

Theoretisch kann ich damit auch das Review zu dem Album „Between the light“ von ANOMALIE auch beenden, denn es sagt eigentlich alles. Aber dennoch verdient es die Musik, dass ich noch näher darauf eingehe.

ANOMALIE ist Marrok von SELBSTENTLEIBUNG und HARAKIRI FOR THE SKY und seit 2011 arbeitet er an seinem Album. Dieses Album ist so lohnenswert, wie man es sich nur wünschen kann: es kombiniert Post Rock, Black Metal und Depressive Rock so gekonnt, dass man sich, ehe man sich versieht, in seiner Welt wiederfinden kann. Ob die Emotionen des Künstlers und Hörers den gleichen Ursprung haben, sei dahingestellt. Aber es ist auch nicht relevant. Tatsache ist, dass ich die ersten beiden Songs „Blinded“ und „Not like others“ so unglaublich genial finde, dass ich behaupte, seit langem nichts so ergreifendes in der Musikrichtung gehört zu haben. Man hat das Gefühl, dass Marrok seine Trauer, Wut, seinen Hass so offen darlegt, dass es schon beinahe bedrohlich ist. Die beiden (ähnlich gestrickten) Songs lullen dich mit feinen Melodien ein, bevor der Black Metal dein Herz herausreißt und deine Seele auf eine Läuterungsreise schickt. Perfekt!

„Tales of a dead city“ geht den Weg weiter, überrascht mit weiblichen Vocals, die allerdings nicht überstrapaziert werden. Dadurch ergibt sich ein Gefühl, wie ich es in den Neunzigern gespürt habe, ohne zu wissen, an wen es mich konkret erinnert. Aber irgendetwas wird angerührt und vielleicht hatte ich noch nicht den Mut dazu, tiefer zu graben und die verlorene Emotion und ihre Ursache an das Tageslicht zu zerren.

„Oxymora“ begeistert mit großartigen Gitarrenparts und bei „Recall to life hat er sich Unterstützung beim Gesang geholt und mit Lukas von ELLENDE einen würdigen Weggefährten herbeigerufen. Dieses Stück ist atmosphärisch so dicht, dass es deine Gedanken vom Alltag löst und auf eine Reise schickt.

Der letzte Song ist die Coverversion von „Hurt“ von den NINE INCH NAILS und auch hier setzt man durch den zweistimmigen Gesang (J.J. von KARG und HARAKIRI FOR THE SKY unterstützt hier) Maßstäbe und es klingt, als würde der Schmerzverursacher und -empfänger ein Duett singen. Krank, ergreifend, dunkel.

Im Fazit stimme ich dem Promozettel zu: Musik für die verzweifelten Seelen unserer Zeit. (chris)