REVIEW

ZEAL & ARDOR „Devil is fine“ (Black Metal Blues)

ZEAL & ARDOR

„Devil is fine“
(Black Metal Blues)

Wertung: sehr interessant

: 24.02.2017

Label: MVKA Records / Radicalis

Webseite: Facebook

Mit „Devil is fine“ erscheint ein spannendes Album, dem eine interessante Idee zugrunde liegt. Um sie euch zu erklären, zitiere ich mal das Promoschreiben:

„Zeal & Ardor ist die Idee des schweiz-amerikanischen Musikers Manuel Gagneux. Sein Denkansatz legt eine alternative historische Entwicklung zu Grunde und basiert auf zwei Überlegungen: Genau wie seinerzeit die amerikanischen Sklaven, wurden auch die Einwohner Norwegens christianisiert. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelte sich dort jedoch die Black Metal Bewegung als Auflehnung gegen den verbreiteten Monotheismus. Was wäre passiert, wenn die amerikanischen Sklaven damals auf ähnliche Weise rebelliert hätten, nämlich mit der Abwendung von Gott? Oder ganz klar ausgedrückt: Wie würden satanische Sklavengesänge klingen?“

Das ist ja mal ein interessanter Ansatz, wie ich finde. Aus den Sklavengesängen, z.B. auf den Baumwollfeldern, gingen der Gospel und der Blues hervor und Manuel Gagneux tauscht die christliche Ausrichtung gegen eine satanische aus. Dadurch, dass der Blues und die typischen Sklavengesänge sehr charakteristisch sind, ergibt sich im Black oder Extrem Metal-Kontext ein spannendes Experiment. Zwar denke ich, dass es ein fragwürdig menschliches Verhalten ist, die eine Religion abzulehnen und sich der anderen zu unterjochen, aber so funktioniert das Spiel nun mal in unserer Gesellschaft, da die wenigsten erkennen, dass Glaube und Religion zwei unterschiedliche Dinge sind.

Musikalisch sind die ersten Hördurchgänge durchaus vielversprechend. Der Opener „Devil is fine“ beginnt mit einem typischen Wechselgesang und ganz zart setzt im Hintergrund eine Gitarre ein, die, zusammen mit dem Klavier, die Atmosphäre gut unterstreicht. Kein schlechter Einstieg. Die drei Zwischenstücke „Sacrilegium“ passen nicht wirklich in den Kontext, daher kann man ruhig skippen. „In Ashes“ hat gleich anfangs die Gitarre am Start und nimmt härtetechnisch Fahrt auf, allerdings klingen die Drums sehr künstlich, worauf ich im Rockmusik-Kontext nicht wirklich abfahre. „Come on down“ klingt dann eigentlich sehr stark nach SYSTEM OF A DOWN und geht als ziemlich guter Rocksong durch. „Children’s Summon“ klingt wie eine satanische Beschwörung, bei der allerdings die amerikanischen Einflüsse nicht so prägnant sind und „Blood on the river“ ist ein guter Abschluss für mich.

Neben dem wirklich interessanten Gedankenspiel, kann die Musik durch ihren sehr eigenwilligen Crossover gut unterhalten; allerdings klingen die maximal dreieinhalb Minuten langen Songs mitunter wie Fragmente, denen man noch etwas mehr musikalische Tiefe hätte gönnen können. Auch der Einsatz eines Drumcomputers (oder elektronischen Drums) wirkt auf mich etwas störend, aber ich war noch nie der große „Doublebass-Fan“. Mit Black Metal würde ich den Crossover nur bedingt assoziieren, aber den Griff in die Extrem Metal-Schublade ist Manuel Gagneux nicht abzusprechen. Oft sind Projekte, die einem bestimmten Gedanken, und ausschließlich diesem, folgen, anfangs etwas limitiert und mit etwas mehr schwarzmetallischer Authentizität und noch mehr Mut (z.B. dem Ausbrechen aus den klassischen Songstrukturen), könnte man sicherlich noch einen draufsetzen. Aber mein Respekt geht an Monsieur Gagneux, für den Mut, dieses Album aufzunehmen und die Saat ist nun gesät. (chris)