REVIEW

METAL EVOLUTION (Dokumentation)

METAL EVOLUTION

„Dokumentation“
(DVD)

Wertung: gut

: 30.11.2012

Label: Polyband

Webseite: www.vh1.com/shows/metal_evolution/series.jhtml

Sam Dunn lebt meinen Traum. Er reist durch die Welt und trifft Ikonen des Metals, um mit ihnen über die alten Zeiten zu quatschen. Das hat schon was. 

Für VH1 wurde eine Serie produziert, die sich mit der Evolution des Metals beschäftigt. Die elf Episoden beschäftigen sich überwiegend mit den entsprechenden Genres, aber jeder, der mal versucht hat, seine Plattensammlung nach Genres zu sortieren, weiß, dass Querverweise und Überschneidungen an der Tagesordnung sind.

Die erste Folge beschäftigt sich mit dem „Pre-Metal“, also dem Ursprung unserer Musik. Klar, dass Blues und Jazz gestreift wird, Lemmy sich zu Wort meldet und man die Vorreiter des Metals auf den Tisch legt. Die nächsten beiden Folgen widmen sich den „Early Years of Metal: US“ und „Early Years of Metal: UK“ und man bekommt dank der Interviews einen Eindruck, wie es in den Pioniertagen abging. Der „Shock Rock“ blickt auf die gruselige, schockierende Seite und Pseudo-Shocker MARILYN MANSON kommt nicht allzu gut weg…aber schaut es euch selbst an. Richtig scharf laufe ich persönlich dann bei der Folge „The New Wave of British Heavy Metal“ und auch die „Glam Metal“-Folge ist ein kleines Highlight, kann man mal sehen, was aus den Schiffsmädchenjungen (© Al Bundy) geworden ist und dass sie heute zugeben, nur noch auf der Nostalgiewelle zu reiten. Irgendwie traurig, dass nichts Neues mehr kommt, sondern die Bands nur noch Wochenendgigs spielen, wie die One-Hit-Wonder dieser Welt. Interessant ist, dass der Hair Metal, wie kein anderes Genre mächtig gedisst wird. Dann kommen wir endlich zum „Thrash“ und dort muss ich beleidigt anmerken, dass die deutsche Thrashrevolution der 80er mit keiner Silbe erwähnt wird. Lieber Herr Dunn, so aber nicht. Warum eine ganze Folge dem „Grunge“ und als letzte Folge der Serie dem „Nu Metal“ gewidmet wird, ist anfangs nicht zwingend nachvollziehbar, auch wenn gerade bei dem Nu Metal-Bericht natürlich auch Metal-taugliche Bands wie SEPULTURA oder PANTERA zu Wort kommen. Die Geschichte vom „Woodstock ’99“, als Fred Durst und seine schlappen Kekse eine Revolte inklusive Vergewaltigung und Vandalismus losgetreten haben, war mir gar nicht mehr im Kopf. Dafür muss ich aber neidlos anerkennen, dass Fred offen und ehrlich ist, wenn er über diesen Höhe- und gleichzeitig Tiefpunkt seiner Karriere spricht. Wenigstens stellt er sich den Fragen von Sam Dunn und agiert nicht wie Frauenauspeitscher Joey DeMaio, der die Teilnahme an dem Interview verweigert. Interessant an der „Power Metal“-Folge ist die Tatsache, dass Sam Dunn die typisch europäische Metal-Spielart gar nicht kannte und erst auf den europäischen Festivals kennengelernt hat. Auch in der „Progressive Metal“-Folge gräbt man sich von den Wurzeln (KING CRIMSON, GENESIS) durch bis zur Gegenwart des progressiven Metal.

Die Serie ist sehr unterhaltsam gestaltet und die elf Folgen, die jeweils ca. 45 Minuten laufen, vergehen wie im Flug. Meine kleinen Kritikpunkte sind allerdings z.B., dass man so tut, als hätte der Grunge den normalen Heavy Metal komplett verdrängt, oder es irgendwann keinen Glam Metal mehr gab. Natürlich waren Anfang / Mitte der Neunziger die Zeiten härter, aber gute Thrash oder Metalbands hat es immer gegeben! Checkt mal eure Plattensammlungen, was für geniale Metalscheiben zwischen 1991 und 1995 auf den Markt gekommen sind!

Herr Dunn bezieht sich aber immer auf die Großen des Genres und wie diese mitunter von der Bildfläche verschwanden. Aber der Untergrund war immer lebendig und genau das wird nicht honoriert. Da kann er mal für seine nächste Doku ansetzen und nicht nur SLAYER, METALLICA, IRON MAIDEN etc. interviewen, sondern sich den Musikern widmen, die mit Herz und Seele dabei sind. Ein, zwei Mal hat man tatsächlich den Eindruck, dass vieles aus wirtschaftlichem Kalkül geschieht und nicht aus dem Herzen heraus. KISS geben wenigstens offen zu, dass man die Marke in allen erdenklichen Zweigen vermarkten will und ehemalige Mitglieder schämen sich völlig zu Recht auch heute noch für den Discosong „I was made for loving you“…

Für echte Insider gibt es nicht viel bahnbrechend Neues zu entdecken, aber wenn man die Doku schaut, bekommt man unendlich viel Lust, die alten Platten aufzulegen, was ich auch ausgiebig nach dem Genuss der Folgen getan habe.

Will man einen Metalhead zu Weihnachten beglücken, darf man ihm ohne Weiteres diese DVD im Metal-Case schenken. (chris)