EMPFEHLUNG, REVIEW

ROME „Die Ästhetik der Herrschaftsfreiheit“ (Apocalyptic Folk)

ROME

„Die Ästhetik der Herrschaftsfreiheit“
(Apocalyptic Folk)

Wertung: Empfehlung

VÖ: 11/2011

Label: Trisol

Webseite: www.myspace.com/romecmi

Diese 3CD Box enthält Folgendes:

  • Dreifach-Album im Buchformat und Schubber (ca. 151 x 213 x 39 mm)
  • Jede CD jeweils verpackt in einem Buch mit Hardcover Einband
  • Jedes Buch gebunden in Stoffbezug „Natural“, Titel mit Heißfolie und Tiefprägung veredelt
  • Jeweils 40 Seiten, fadengebunden, auf hochwertigem „Arcoprint Elfenbein“ Papier, zzgl. Vor- und Nachsatzblatt
  • Sehr stabiler Schubber aus 1,5 mm Graukarton, Außenbezug aus Stoffbezug „Natural“, Titel mit Heißfolie und Tiefprägung veredelt
  • Streng auf 999 Exemplare limitiert

ROME haben in den letzten Jahren wahrlich nicht mit Veröffentlichungen gegeizt und jede einzelne war bisher etwas ganz besonderes. Es begann alles damals noch unter dem Label Cold Meat Industry als ROME noch einen Postindustrial mit einzelnen Folk Elementen darboten. Aber die Entwicklung zielte von Album zu Album immer mehr in Richtung Folk und so sind es gerade die letzten beiden Alben „Flowers From Exil“ und „Nos Chants Perdus“, die dann schon auf dem großen Label Trisol herausgekommen sind, die der Band einen ungeahnten Erfolg innerhalb der Szene bescherten. Genau in der Zeit, als Kopf der Band Jerome Reuter für diese Alben Recherche  im Untergrund der 50er und 60er Jahre, bzw. dem Spanischen Bürgerkrieg betrieb, entstanden auch die Songs, die man nun die dem 150 minütigen Songzyklus „Die Ästhetik der Herrschaftsfreiheit“ zu hören bekommt. Es handelt sich dabei um Erfahrungen, Geschichten und Impressionen die er während seiner Reisen durch Amsterdam, Südfrankreich und Spanien in den Hinterhöfen der Geschichte fand.

Dazu passt auch die zeitlose Verpackung in der diese drei CDs gebannt sind. Ein Hauch von Verschwendung führt die üppige Verpackung mit sich, insbesondere in einer Zeit in der gratis MP3s das Bewusstsein des Musikkonsumenten bestimmen und in der die Verbindung zwischen Musik und dem physischen Tonträger zusehends verschwindet.

Band 1: „Aufbruch“ oder „A Cross Of Wheat“

Der erste Teil ist passend zum Titel der roheste Teil dieser Trilogie. Analoge, kalte Sounds beginnen und erinnern an die ersten Veröffentlichungen als die warme akustische Gitarre noch nicht das Kerninstrument von ROME war. Immer wieder werden Spoken Words und Samples eingespielt die die Emotionen der Geschichten intensivieren. Erst der dritte Song „The Spanish Drummer“ lässt zum ersten Mal folkige Stimmung aufkommen und Jeromes Stimme richtig aufleben. „Our Holy Rue“ ist ein rituelles Postindustial Stück, „The Pyre Glade“ ein stolz gesprochener Bombastsong und „A Pact Of Blood“ eine wunderschöne Ballade. Doch die Höhepunkte dieses ersten Teils sind „In Cruel Fire“ und „The Merchant Fleet“, zwei Stücke mit extrem hohen Gestus und voller Folk Rhythmen mit Sehnsucht. Es ist der Stolz der Selbstbestimmung, die freiheitliche Bewegung die dieses Werk bestimmt und daher auch sehr facettenreich erscheint. Man kann aber auch sagen, das Teil 1 wie eine Reise durch alle bisherigen Schaffensphasen gesehen werden kann.

Band 2: „Aufruhr“ oder „A Cross Of Fire“

“Aufruhr” ist ein stilistisches wie emotionales Wechselbad, allerdings viel weniger roh und auch weniger ungeschliffen wie Teil 1. Hier sind es die mitreißenden Folknummern die das musikalische Geschehen bestimmen. Düster-romantische Balladen wie „Seeds Of Liberation“ oder „The Breaking Part“ wirken sehr intim; kraftvollere Stücke wie „August Spies“ lassen das Herz des klassischen Neofolk auferleben. Ähnlich ist auch „Little Rebel Mine“ angesiedelt wobei Jeromes Gesang hier unheimlich nahe der von Nick Cave erklingt. Wo Band 1 sich mit der initialen Kraft des „Aufbruch’s“ beschäftigt hat, geht es in Band 2 sowohl um die Schönheit der gerechten Revolte, als auch um die ständig drohende Gefahr ihrer Pervertierung. Musikalisch erinnert mich das Album an vielen Stellen an das 1992 erschienene DEATH IN JUNE Album „But What Ends When The Symbols Shatter“, dass zumindest musikalisch Maßstäbe im Folk Genre gesetzt hat.

Band 3: „Aufgabe“ oder „A Cross Of Flowers“

„Art holds a unity that history does not“ – Dieser Slogan ist nicht zu Unrecht dem dritten Teil der Trilogie vorangestellt und ziert auch nicht umsonst die Rückseite des T-Shirts das dieser Edition beiliegt. Kunst soll nicht mit der Wirklichkeit verwechselt werden (Brecht) und so wahren ROME sich die nötige, kritische Distanz zum Subjekt, ohne in Formlosigkeit zu verfallen. „Aufgabe“ ist das warmherzigste aber auch modernste der drei Alben. „All For Naught“, „You Threw It At Me Like Stones“ oder auch „Automation“ sind allesamt wundervolle akustische Folk Nummern mit herrlichen Gitarrenrhythmen. „Years Of Abalone“ hat tief im Herzen den spanischen Flair des „Flowers From Exile“ Albums, überrascht zudem aber auch durch einen stimmungsvollen Akkordeon Einsatz und gehört damit auch zu den für mich besten Tracks über alle drei CDs hinweg. Begleitet von aufschüttelnden Spoken Words ist aber auch die Ballade „Petrograd Walz“ von unglaublicher Intensität, tottraurig aber auch wunderschön.

Wer ROME Fan ist muss diese Edition einfach in seinem Besitz wissen. Es gibt nichts Schöneres wie dieser herrlichen Musik zu lauschen und sich dabei die Texte in den hochwertigen Büchern durchzulesen und darin zu verlieren. Das ist eine dieser Werke die als MP3 absoluter Frevel wären. Diese Quintessenz an Musik, ob man es nun Neofolk, Apocalypic Folk oder Chanson Noir nennt kann man akustisch und physisch nicht besser machen! (michi)

 

 

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