REVIEW

OMNIA „Earth Warrior“ (Pagan Celtic Folk)

OMNIA

„Earth Warrior“
(Pagan Celtic Folk)

Wertung: Gut

VÖ: 25.04.2014

Label: Paganscum Records

Webseite: Homepage / Facebook

Die niederländische Formation ist mehr als „nur“ eine Band. Hier geht es um die Liebe zur Natur, um den Kampf gegen die Ausbeutung der selbigen und nicht zuletzt um ein ganz spezielles Lebensgefühl, welches im archaischen Brauchtum und im Einklang mit der Natur lebbar wird. Lebbar ist hier wörtlich zu nehmen, denn wovon die Band erzählt ist nicht nur eine Kampfansage, sondern die bildliche Beschreibung der eigenen Lebensweise bzw. ihrer Ansichten.

Als Einführung in das komplexe (bzgl. Texte, Instrumente, Gesänge) dient das ruhige und von sanften Pianotasten begleitete „Weltschmerz“, welches im Booklet mit dem passenden Text von Paul Watson begleitet. Es werden noch weitere Zitate von „Kämpfern“, Philosophen und Literaten im dicken „Beibuch“ zitiert. Ein ruhiger Grundton wird auch im Titelsong beibehalten, auch wenn die strukturelle Ausrichtung durchaus mit energiegeladenen Facetten glänzen kann. Stilistisch bewegt sich das Stück im Bereich des Reggaes.

Omnia gelingt die Balance zwischen Verzweiflung und Wut, zwei Gefühlswelten, welche sich durch die verschieden Songs tragen und so perfekt die Enttäuschungen über die menschliche Herrschaft über die Natur (Flora und Fauna) beschreiben und gleichzeitig streitlustig nach Auswegen suchen. Dabei verzichten die Texte weitestgehend auf Parolen oder plakative Eruptionen. Wesentlich häufiger tritt eine metapherartig erscheinende Position, wie in „noodle the Poodle“ oder „free bird fly“, zu Tage. Letzterer könnte eine Interpretation von Rousseau’s „der Mensch ist frei geboren und liegt überall in Ketten“ sein.

„Triceltino“ ist ein altes Traditional. Die Art des beschwörenden Gesanges und die akustisch-verruchte Untermalung erinnert ein wenig an die Franzosen von Rosa Crux. Eingeleitet wird das Stück von kristalinen Harfenklängen. Nicht nur in „Babu Bawu“ beschäftigt sich die Band mit den amerikanischen Ureinwohnern, hier kommt es dann neben englischer Sprache auch zu Texten und Gesängen in der Heimatsprache der Ureinwohner, was dem Gesamteindruck einen noch stärkeren exotischen Touch verleiht. „Grazy man“ arbeitet trotz der schrägen Darbietung mit Versatzstücken des Akustik Rocks. Gerade im Refrain gelingt es hier eine galante Härte zu inszenieren, die von unterschiedlichen Stimmbandfärbungen getragen wird.

„Black House“ variiert zwischen Blues in der Art von Tom Waits und Celtic Folk. Ein Akkordeon sorgt im Mittelteil für einen melancholischen Untergrund. „Mutant Monkey“ besitzt im reichhaltigen, instrumentalen Repertoire auch Mundharmonika und etwas Ähnliches wie Maultrommel. Im Text wird schnell klar, wer mit „Mutant monkey“ gemeint ist. In Soloepisoden gibt es ausschweifende Zehntakter. werden kompositorische und improvisatorische Versatzstücke, die dem Hörer vertraut sind, mit einer überraschenden Regelwidrigkeit. „noodle the poodle“ spielt mit Country und Western Exkursion inkl. dem typischen „yeahah“. „call me satan“ hält den Stil in wenig bei, arrangiert das Stück aber mit einer tragischen Note.

Fazit: Eine interessante Scheibe, die musikalisch sehr abwechslungsreich daherkommt und neben für die Band typischen Pagan Folk auch in fremden Genres wie Blues, Freejazz, Country oder Weltmusik jagt. Gut gestreut sind auch die unterschiedlichen Tempi der Songs. Hier geht es mal getragen-traurig, lebhaft, melancholisch oder munter-fröhlich zur Sache. Hinzu kommen passend zur Thematik unterschiedlichste Natursounds. (andreas)

Zusatz: Omnia geht zudem darum, dem heutigen Homo oeconomicus zu kritisieren und ihm einen riesengroßen Spiegel vor Augen zu halten. Zwei Links möchte ich hier noch erwähnen, weil ich denke, dass diese Projekte im Sinne von Omnia sind und ich sie selbst unterstütze. Einmal die Umweltschutzorganisation von Paul Watson: Sea Shepherd Conservation Society (homepage) und die Initiative Great Ape Projekt, welche für die Rechte von Menschenaffen eintritt (homepage ).