REVIEW

PANZERBALLETT „Tank Goodness“ (Jazz Metal)

PANZERBALLETT

„Tank Goodness“
(Jazz Metal)

Wertung: irgendwas zwischen „Finger weg“ und „Empfehlung“

: 28.09.2012

Label: Gentle Art of Music

Webseite: www.panzerballett.de

Tja. Ich habe schon viele Geräusche gehört, die mir Angst oder mich verrückt gemacht haben. Der Marder auf dem Dachboden. Fingernägel auf Schultafel. Meine Schreie im Zahnarztstuhl. PANZERBALLETTs „Tank Goodness“.

Keine Angst, das Review wird kein Verriss. Lediglich eine Beschreibung des Umstands, dass das Album nichts für mich ist. Aber dabei hat man bei der CD viel Licht und viel Schatten zu erkunden. Da ich in Musiktheorie total abstinken würde, erspare ich mit irgendwelche Fachbegriffe über Drölf-Siebtel-Takte, multimorbide Rhythmen oder transzendentale Kontinentalverschiebungen, sondern schreibe frei von der geschwollenen Leber weg, was ich denke.

Positiv ist, dass ich glaube, dass die Band/der Songwriter ein komplett Verrückter sein muss. So verrückt wie: „Der Song ist eigentlich fertig, aber ich knödel hier noch ein paar Rhythmen, Töne, Nöten rein, das hat vor mir noch keiner gemacht“. Hat leider zur Folge, dass ich heute Nacht nicht schlafen konnte, weil meine Synapsen noch stundenlang mit dem Entknoten des Jazzmetals beschäftigt waren.

Positiv und negativ ist auch die Coverversion von „(I’ve had) The time of my life“. Der Anfang suggeriert dir, dass es der normalen Version ähnelt. Wer aber die 4 Tracks vorher gehört hat, weiß, dass das nicht stimmen kann und wird. Schräge Gesangsmelodien, vertrackte Rhythmen und genau das, was ich von einer guten Coverversion verlange: sie so zu zerlegen, damit man was neues draus macht. Nebenbei covert man noch den von mir in jeder Form und Darbietung verhassten Jazz-Standard „Take five“, „Some Skunk Funk“ und „Giant Steps“. Der Rest stammt aus der Feder von Mastermind Jan Zehrfeld.

Absolutes no-go ist leider Alexanders Saxophon. Ist nichts persönliches, lieber Alexander, nur leider bekomme ich von dem Klang eines jazzigen Saxophons die Wechseljahre meiner Frau. Weiß der Kuckuck, wie das funktioniert.

Geil ist der Mut in all dem Jazz und Funk eine mächtig fette Metalgitarre einzubauen, die teilweise so gnadenlos shreddert, dass man das Saxophon vergisst (Sorry, Alexander).

Auf dem Büffet der musikalischen Überforderung entdecke ich dennoch einen Song, den ich wirklich mag: „The IKEA Trauma“. Was der arme Jan Zehrfeld durchmachen musste, erleben (so oder so ähnlich) jeden Tag Millionen Menschen auf der Welt. Aber die meisten haben keine Ace Frehley-Puppe dabei. Geiler Track, progressiv, verjazzt, ohne Saxophon, nicht normal, aber gerade so, dass ich nicht das Gefühl habe zu dämlich für die Musik zu sein.

Ach ja: „Vulgar display of Sauerkraut“ ist jetzt schon in der Top 3 der besten Songtitel des Jahres.

Wer mit Wonne z.B. PRIMUS (einige Bassläufe und Sounds erinnern mich dezent an Les Claypool) oder aber die Übermutter FRANK ZAPPA hört, sollte mal ein Ohr riskieren. Eine große Affinität zum progressiven Metal ist definitiv ein Muss, sonst versteht man noch weniger. Und doch: obwohl alles auf mich zutrifft, weiß ich, dass die Band und ich wohl niemals zueinander finden werden. (chris)