REVIEW

ASP „Kosmonautilus“ (Gothic Novel/Wave)

ASP

„Kosmonautilus“
(Gothic Novel/Wave)

Wertung: Gut

VÖ: 29.11.2019

Label: Trisol

Webseite: Homepage

Mit „Kosmonautilus“ geht der „Fremder-Zyklus“, der 2011 mit dem Album „Fremd“ begann, in den vierten Teil. Erneut gelingt es ASP ein spannungsgeladenes Album zu kredenzen, welches erneut den roten Faden des Suchenden beschreibt, gleichwohl das dunkel geschulte Tanzohr betört mit Songs wie „Tritons Fall“, welche auch live mit einem grandiosen Wall of Sound nach vorne gehen dürften. Daneben gibt es barocke Melancholie wie in „Liebes Licht“ oder krachende Vehemenz mit durchdringenden (Mitsing)-Refrains, welches durchdacht im „Tintakel“ dezent die Oberfläche berührt.

Der Titel des Albums klingt wie Gagarin meets Nemo und irgendwie sind diese „unter dem Meer“ im Gegensatz zum „hoch im Himmel“ (Universum) tragende Antonyme, welche sich dennoch liebkosen und irgendwie Jules Verne mit Astrid Lindgren kreuzen. Im Gesamtkontext bleiben Wortspielereien, einige düstere Kleinode und ein Musical-Like inspiriertes Goth-Konzept. Immer harmonisch, immer nachdenklich machend, immer betörend und auch immer spannungsvoll. ASP liefert den Fans genau das, was zu erwarten war.

Der Opener „Rückfall“ beginnt mit ruhigen, verführerischen Klängen und liefert textlich mehr als eine Verbindung zum Vorgänger. Die markanten Textzeile „nimm Abschied von allem“, welche zum Ende des Songs das Tabula Rasa negiert mit „Willkommen zu allem, nimm Abschied vom Nichts“. Mit 8 Minuten ein voluminöser Track als quasi Einführung und Verbindung zum Vorgänger, dessen Konstrukt sowohl musikalisch wie textlich sehr komplex daherkommt. Das folgende „Morgengrauen irgendwo“ ist in typischer ASP-Manier sehr eingängig und mit treibenden Hooks inszeniert. „Phragmokontrolle“ beschäftigt sich mit dem (abgeschirmten) Ich. Dafür ist das Schneckenhaus natürlich ein perfektes Bildnis.

„Abyssus“ gibt es gleich in vierfacher Ausfertigung, wobei besonders der letzte Teil aufgrund des durchdringenden refrains überzeugt und perfekt den treibenden Titelsong einleitet. Hier lässt ASP dann den traditionellen Goth Rock aufleben. Verwaschene Gitarren bestimmen die Szenerie. Druckvolle Schwere variiert mit kühler Ästhetik. Das Ganze gipfelt dann in einer verworrene Prog- Metal-Orgie.

FAZIT: ASP liefert reichlich Futter für die Fans. Die viel-und weitreichenden Wortspiele, eingebettet in einer mystischen Geschichte zwischen Fabel, Märchen und Tragikomödie laden ein, heben den Vorhang. Ein gelungenes Konvolut typischer ASP Songs, wobei heuer die Exegeten der ASP’schen Geschichten mehr als zuvor gefordert werden. (andreas)