REVIEW

UNIVERSE217 „Never“ (Doom Rock)

UNIVERSE217

„Never
(Doom Rock)

Wertung: gut

: 26.09.2014

Label: Ván Records

Webseite: Facebook

Die griechische Band hat das Album „Never“ bereits 2013 veröffentlicht, aber jetzt wird es auch international vermarktet. Und das ist auch gut so…

Die ersten Hördurchgänge haben mich beinahe ratlos zurückgelassen, aber je mehr ich mich in die Songs fallen lasse, umso mehr umgarnen sie mich. Die Band um Frontfrau Tanya versteht es, eine völlig eigenständige Melange aus Doom Rock und Doom Metal, psychedelischen Elementen und einer Portion Blues zu verarbeiten, aber ohne, dass letztgenannte Einflüsse irgendwie sofort greifbar wären. An manchen Stellen allerdings fragt man sich, was das war, was man gerade gehört hat und bekommt die Lösung erst später nachgereicht, wenn die Songs im Oberstübchen nachgereift sind.

Nehmt nur mal den Anfang von „Mouth“, der eine großartige Irrfahrt startet: eine bluesige Stimme eröffnet das Treiben und du weißt sofort, wohin die Reise geht: „Bestimmt sowas wie die Blues Pills“… dann folgt aber der getragene Beginn und du hast sofort MARILLION-Assoziationen, vielleicht denkst du sogar aufgrund der Atmosphäre an PINK FLOYD… dann die Riffs: BLACK SABBATH lassen grüßen. Das Verwirrspiel hat dann zwar ein Ende, aber den Song kann man nur genießen.

Über allem scheint ausnahmslos die Stimme von Tania zu thronen und ohne Frage ist eine solche Stimme im Doom noch nicht dagewesen und sie hat einen so ergreifenden und mitunter pathetischen Unterton, den man nur lieben oder hassen kann. Irgendwie denke ich an die Janis Joplin of Doom, wenn sie so inbrünstig ihre Texte singt… das ist ziemlich großartig, obwohl ich mir vorstellen kann, dass die Art zu singen nicht auf Dauer für Jedermann erträglich sein wird.

Aber unter der offensichtlichen Schicht finden sich noch viele andere: die Gitarrenarbeit von Manos ist umwerfend. Die Riffs sitzen einfach punktgenau und wenn es etwas filigraner wird, brilliert er mit so viel Feingefühl, die wieder an die Großen des Geschäfts denken lassen. Aber auch die Rhythmusgruppe, bestehend aus Manos (d) und Nikos (b) wissen mit ihrem feinfühligen Spiel die Akzente richtig zu setzen.

Dadurch, dass diese versierte Bande sich von vielen Spielarten des getragenen Rocks inspirieren lässt, entsteht diese unglaubliche Vielfältigkeit der Musik. Es ist nicht oldschool Doom, nicht moderner Doom, kein Stoner Rock, kein Psychedelic Rock und doch ist es genau das alles zusammen. Dafür gebührt schon einmal eine Runde Applaus.

Die Songs kann man in zwei Lager teilen: die längeren Epen wie „Mouth“, „She“ oder „Never“, die zwischen 5 und 11 Minuten laufen auf der einen Seite und die kurzen Appetithappen wie das BLACK SABBATH-lastige „Stay“, „Gravity“ oder „Mark my World“, die teilweise nur knapp die 2 Minuten-Grenze überschreiten auf der anderen Seite.

Die kurzen Songs sind mitunter sehr gelungen, haben aber irgendwie aufgrund ihrer Länge oder Kürze irgendwie einen unfertigen Charakter, wenn man sich dagegen Epics wie „She (10:55 min.) oder „Never“ (7:58 min.) zu Gemüte führt, welche auch meine beiden Favoriten des Albums sind.

Die Band nimmt sich alle Zeit der Welt, um ihre Visionen ins Laufen zu bringen und genau das solltet ihr auch tun, wenn ich euch mit UNIVERSE217 beschäftigt, denn hier ist nichts hastig und schnell, sondern genussvoll und getragen. (chris)

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