EMPFEHLUNG, REVIEW

YABANCI „Grimorium“ (Gothic Rock)

YABANCI

„Grimorium“
(Gothic Rock)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 31.05.2014

Label: Swiss Dark Nights

Webseite: Bandcamp / Facebook

Die italienische Band YABANCI (türkisch für: Fremd oder von außen kommend) wurde 2011 von Valerio Lovecchio (Mastermind von Swiss Dark nights) gegründet und besteht heute aus Laura – voice; Valerio – guitars and lyrics; Emiliana – Synth & Drum Machine und Lupo – Bass. Hinzu kommen Marcello (bass in Birth and Grimurium) und Dimitri (drums in Birth and Grimurium).

Bereits die EP „Birth“ (Review/ die auch hier vorhandenen Songs der EP wurden komplett überarbeitet) und das vorab auf Bandcamp veröffentlichte „Fiction“ ließen Großes für das Full Length Debüt der Südeuropäer erwarten. Und sämtliche hohen Erwartungen und Vorschußlorbeeren kann man auf „Grimorium“ erfüllen.

Von Beginn an umweht das Werk ein nostalgischer Klangkosmos, dessen magische Anziehungskraft neben dem betörend-treibenden Goth Rock von der herausragenden Sängerin Laura ausgeht. Ihre Stimmbänder besitzen eine energische Komponente im Klangvolumen der Stimme, welche ihre Ausdruckskraft stilistisch unterstreicht.

Der dreigeteilte Opener „Birth-Procession-Lemegeton“ begeistert gleich zu Beginn mit einem, aus flirrenden Saiten erzeugten, nostalgischen Düstersound. Beim Einsatz von Laura’s Gesang ist man endgültig Zeitreisender, dessen Maschine eine Punktlandung auf der britischen Insel zu Beginn der 80er hinlegt. Trotz treibender Energie beherbergt der Wall of Sound eine weiche, romantische Seite, was auch an der stimmlicher Eleganz liegt, welche trotz kraftvoller Stimme den traurigen Ton nicht außer Acht lässt und dadurch neben Dramatik auch eine schwermütige Note in den Gesamtsound integriert. Laura erinnerte auf dem Debüt stark an Siouxsie, heuer kommt ein wenig Anne Clark hinzu (Der Vergleich dient als grobe Beschreibung und Laura ist weit weg von einer Kopie der beiden Künstlerinnen, dafür ist ihre Stilistik dann doch viel zu eigenständig). Eher unterschwellig und stärker im zweiten Teil hervortretend sind sphärische Strukturen, die ein wenig in Richtung Cold Wave tendieren und sich mit Fields-Dramatik arrangieren. Neben rauem, kraftvollem und treibendem Goth Rock verstehen es die Schweiz-Italiener auch ruhige Töne wie im grandiosen „The Absolute“ zu zelebrieren. Pure Melancholie und eine schwermütige Melodielinie durchziehen diesen Song (wird wohl vorerst mein persönlicher Favorit bleiben). Das verführerische „The Deep“ ist ähnlich aufgebaut und ebenso durchzieht eine bittersüße Elegie das Stück. Die Instrumentale Rhythmus-Fraktion ist zwar immer stark präsent, beschränkt sich hier aber hauptsächlich als Basis für die Erzählung/die Erzählerin. Überraschend der stilistische Break und die damit verbundene Temposteigerung zum Ende hin, samt finalen Cure-Bass. „Vision“ erklingt dagegen schon fast roh, während die Melodielinie sich tagträumerisch ihren Weg sucht, agieren die Saiten effektvoll und mit latent durchscheinenden Shoegaze.

Fazit: Auf dem ersten Ohr eine gelungene Verschmelzung von Sisters, Fields und Siouxsie, auf dem zweiten Ohr das perfekte Aphrodisiakum für den romantischen Goth Rocker. Thematisch hinzu kommen ausgereifte Texte über Alchemie, „Altes Wissen“ oder Religion, die in essayistischer Weise ins Konzept „Strophe-Refrain“ eingefügt werden. (andreas)