WALPYRGUS
„Walpyrgus Nights“
(Hard Rock / Heavy Metal)
Wertung: Pflichtkauf
VÖ: 09.06.2017
Label: Cruz del Sur
Webseite: Facebook
Ja, manchmal hat man es als Rezensent schon echt schwer… vor allem, wenn das Album, welches man schon mindestens fünfzig Mal angehört hat, einfach so unglaublich geil ist, dass man nie mehr ohne dieses Album leben möchte. Wenn alles geil ist, würde grudsätzlich auch ein Satz reichen, aber das wär mir ein bisschen wenig.
Was ich erst jetzt, vor einigen Minuten, bemerkt habe, ist dass es sich bei WALPYRGUS um eine Band aus gestandenen Musikern handelt: Jonny Aune (vocals, TWISTED TOWER DIRE, VIPER), Scott Waldrop (guitar, TWISTED TOWER DIRE), Charley Shackelford (guitar, DAYLIGHT DIES), Jim Hunter (bass, WHILE HEAVEN WEPT, TWISTED TOWER DIRE), Peter Lemieux (drums, VIPER) und Tom Phillips (keyboard, guitars, WHILE HEAVEN WEPT). Genauso gut hätten es aber auch sechs Jungspunde sein können, die hier ihren Magnum Opus veröffentlichen, deshalb sei’s drum.
WALPYRGUS haben es geschafft, ein sagenhaft gutes Hard Rock / Heavy Metal Album einzuspielen, bei dem die Balance aus Ohrwurmrefrains, genialen Gitarrensoli, angenehmer Härte und großartigen Songs einfach perfekt stimmt. Dazu kommt die thematische Aufarbeitung von allerlei Gruselthemen, die mir sowieso gut reingehen und mich exzellent unterhalten. Kurzum: es ist für mich eine hardrockige Version der BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE, wenn ihr so wollt. Ich denke, dass einige „Army of Zombies“-Mitglieder mit einem Hang zum guten Metal durchaus ihre Freude haben werden; allen Armisten empfehle ich mal „Dead Girls“ zum Einstieg, bei dem sich DANZIG, RAMONES, Hard Rock und Heavy Metal die Knochenhände schütteln.
Das Eröffnungsdoppel „The Dead of Night“ und „Somewhere under Sommerwind“ setzt schon eine Duftmarke und wenn man da nicht bereits komplett verliebt ist, ist man nicht mehr zu retten, denn so melodiös und rockig geht es auch weiter. Besonders bei „Somewhere under Sommerwind“ legen sich die Gitarristen ordentlich ins Zeug und es ist einfach geil, was Scott und Charley auf der Pfanne haben.
Mein persönlicher Favorit dürfte definitiv „Lauralone“ sein… ein Hammersong, der in allen Belangen perfekt klingt: geiler Groove, toller Gesang, saustarke Melodien und einfach ein Ohrwurm erster Güte. „Ohrwurm“ und „Hard Rock“ sind ja immer ein schmaler Grad zwischen Authentizität und Pop, zwischen Club und Wacken, aber trotz aller Eingängigkeit, die unzweifelhaft ohrenschmeichelnde Eigenschaften besitzt, driftet man nie in Belanglosigkeit ab, sondern weiß den Massenappeal gekonnt umzusetzen, so dass sich auch ein echter Metaller nicht schämen muss, wenn er dieses Album in seine Jahrescharts setzen wird.
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Bei „Palmystry“ bemüht Sänger Jonny Aune einige Gesangsmelodien, die man so auch aus poppigeren Gefilden kennt, aber dennoch ist es einfach geil! Er ist ein unglaublicher Sänger, der in allen Tonlagen einfach phänomenal klingt und sein Können veredelt dieses Album ganz besonders. Aber auch Keyboarder Tom Phillips setzt Akzente, wenngleich er oftmals im Hintergrund agiert. Besonders der Orgelsound bei „She lives“ ist zum Niederknien und hier beweisen WALPYRGUS auch, dass sie es verstehen, durch geschickte Geschwindigkeitsvariationen den Songs immer wieder ein neues Gesicht zu geben. Mit „Light of a Torch“ huldigt man der dänischen Band WITCH CROSS und der Song klingt, als wäre er nicht bereits 1983, sondern ganz frisch für dieses Album geschrieben worden. OK, den Schunkelfaktor erhöht man mit dem Titelsong „Walpyrgus Nights“ ganz enorm, aber auch hier zieht man gekonnt das Tempo an und aus den in der Luft schwenkenden Armen werden Fäuste.
Es ist schlichtweg eine bewundernswerte Leistung, dass dieses Album so homogen und lebendig klingt, denn es wurde an verschiedenen Orten in einem Zeitraum von zwei Jahren eingespielt. Zu ordern ist das Album bei Cruz del Sur als CD oder auf Vinyl, dem auch noch ein 56-seitiger Comic beiliegt.
„Walpyrgus Nights“ von WALPYRGUS ist jetzt schon mein Hard Rock-Highlight und Sommeralbum des Jahres. (chris)