REVIEW

WALDSEEL „Das Lauern im Schnee“ (Black Metal)

Waldseel-LauernWALDSEEL

„Das Lauern im Schnee“
(Black Metal)

Wertung: gut

: 23.05.2016

Label: Schwarz Klang Produktionen

Webseite: Bandgemeinschaft Nebelwelten

Der fleißigste Black Metaller, den ich kenne, ist wieder am Start: WALDSEEL. Mit „Herbstgesang & Wintergeist“ ging für mich die Reise los; Anfang des Jahres legte man mit der gemeinsamen Veröffentlichung mit SHARDS OF THE LOST WORLD nach und nun erblickt „Das Lauern im Schnee“ das Dunkel der Welt.

Dieser Release gibt mir ein Gefühl, wie es wohl gewesen sein muss, als Anfang der Neunziger der Black Metal, wie wir ihn heute kennen, in die Welt geschmissen wurde: „Das Lauern im Schnee“ erscheint als Tape, der Sound ist höhenlastig und roh, Informationen sind rar gesät und das einzige, was zählt, ist die Musik; verbunden mit der gefühlten mystischen Aura, die die Veröffentlichung und den Künstler umgibt und man muss alle 10 Minuten aufstehen, um das Tape umzudrehen.

Drei Songs findet man auf dem Tape, die allesamt nur „Teil I“, „Teil II“ und… Achtung, jetzt kommt’s, „Teil III“ betitelt sind. Würde ich ein Ranking der mir bekannten WALDSEEL-Releases aufstellen müssen, wäre die neue Kassette auf Platz eins, denn das Gesamtpaket ist verdammt stark.

Die Songs sind, wie eigentlich immer, verdammt stark und die Stärke WALDSEELs liegt darin, die Kompositionen abwechslungsreich und unterhaltsam zu gestalten: niemals knüppelt man einen Song ohne Tempovariationen durch, sondern schafft eine Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann. Der Einsatz von unüblichen Instrumenten und Klängen tut sein übriges dazu und ich weiß immer noch nicht, was das für ein Sound ist, der bei „Teil I“ für eine surreale Stimmung sorgt. Aber wenn mich nicht alles täuscht, taucht im dritten Teil ein Akkordeon auf?! Verrückte Scheiße! Aber genauso mag ich es. Verrückt und ehrlich. Und Ehrlichkeit kann man den Veröffentlichungen von WALDSEEL wohl kaum absprechen, den wem ist man im Black Metal Untergrund irgendwas schuldig? Einen Scheiß ist man irgendwem schuldig.

Highlight ist für mich „Teil III“, der mit 9:51 Minuten der längste und spannendste Song ist; für ein Untergrund-Black Metal-Epos ist er absolut begeisternd.

Musikalisch liegt WALDSEEL mit „Das Lauern im Schnee“ irgendwo zwischen DARKTHRONE und (Achtung, bitte keine Diskussion aufmachen) frühen BURZUM (was die Atmosphäre angeht) und einer individuellen Herangehensweise, die es nur hier gibt.

„Lower Saxonian rehearsal room madness carries on in its disturbing way!“ So steht es im Inlay der Kassette geschrieben und so sei es. Und es sei noch zu erwähnen, dass das Tape auf 100 Exemplare limitiert ist und mit einem extra beiliegendem Textblatt daherkommt. (chris)