REVIEW

WALDSEEL / SHARDS OF A LOST WORLD „Mystischer Hauch vergessener Welten“ (Black Metal)

WALDSEEL_SHARDSWALDSEEL / SHARDS OF A LOST WORLD

„Mystischer Hauch vergessener Welten“
(Black Metal)

Wertung: gut

: 24.01.2016

Label: Wolfmond Production

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Black Metal als Ausdrucksform seines Innersten gibt es schon lange und das wird wohl auch so bleiben. Dabei stehen für mich Atmosphäre und Aktion im Vordergrund, man darf auch, wie damals im Punk, einfach drauflosdreschen und seinen Emotionen freien Lauf lassen und nicht alles muss durchgestylt und produziert sein. Vielmehr ist es die rohe Energie, das Primitive, was mich immer wieder reizt.

Mit der vorliegenden Split-CD haben sich nun zwei niedersächsische Black Metal Bands zusammengetan und jeweils 2 Songs plus einen gemeinsamen Track aufgenommen. WALDSEEL ist mir bereits von der „Herbstgesang und Wintergeist„-CD ein Begriff und er legt mit den beiden Songs „Erkennende“ und „Nebel erzählt“ ziemlich gut vor… kalter Black Metal, geboren aus dem Verlangen sich auszudrücken. Geschickt wird das Tempo variiert, der Wechsel zwischen Kreisch- und Growlvocals passt und man setzt eines der wohl untypischsten Instrumente ein: die Maultrommel.

SHARDS OF A LOST WORLD fallen im direkten Vergleich etwas ab und vor allem die Schlagzeugarbeit ist etwas gewöhnungs- und vielleicht verbesserungsbedürftig. Mit „Wenn Winter kommt“ und „Kälte herrscht“ regiert der tempogedrosselte Black Metal mit Charme und einer gewissen Portion Eigenwilligkeit. Aber es gibt wahrlich Schlimmeres, als sich eine gewisse Eigenwilligkeit zu bewahren. Vielleicht werden sich nicht Legionen neuer Fans rekrutieren lassen, aber wer ein ähnliches Verständnis von Black Metal hat wie ich, wird mal reinhören müssen.

Der gemeinsame Song „Symbole des Nichts“ ist eigentlich ziemlich geil geraten, bis zu dem Punkt, an dem man eine kleine Freejazz-Einlage einschiebt, bei der sich mir die Fußnägel hochklappen… sorry, aber das Getröte ist nix für mich und ich bin immer dankbar, wenn es vorbei ist, denn der Song davor und danach ist recht gut geraten und auch die Maultrommel kommt wieder zum Einsatz. Ob und inwieweit das ganze Ernst gemeint ist, entzieht sich meiner Kenntnis, aber das sind echt zwei kackige Minuten.

Beide Bands verfolgen den gleichen weg und klingen nicht unähnlich, was der Split eine gewisse Homogenität verleiht. Zwar fehlt der ganz große Song und bis auf einige Kleinigkeiten (Maultrommel und Freejazz) ist es es recht klassisch gehalten, aber Untergrundler, Puristen, Misantrophe… checkt die Split mal an. Allen anderen zeigen Waldseel und Anxietas auf dem mitgelieferten Poster, was sie von ihnen halten. (chris)