EMPFEHLUNG, REVIEW

SPECTRAL VOICE „Sparagmos“ (Death / Doom Metal)

SPECTRAL VOICE

„Sparagmos“
(Death / Doom Metal)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 09.02.2024

Label: Dark Descent Records

Webseite: Faceook / Spotify / Bandcamp

Lest nachfolgend den Gastbeitrag von Marc „Cryptic Tormentor“ Strobel von der Berliner Truppe CARNAL TOMB mit seinem Eindruck zum aktuellen SPECTRAL VOICE-Album:

Ende 2023 hörte ich mal wieder in das vorherige Album der Truppe aus Denver und dachte mir, wann es denn wieder ein neues Album geben würde, da seit 2017 doch ein paar Jahre vergangen waren und man auf diversen Live-Shows schon mitbekommen hatte, dass es neues Material gibt (was sich aber auf den diversen Split-Veröffentlichungen nicht wiederfand). Keine paar Tage später kam dann die Veröffentlichung über die gängigen Kanäle, dass das neue Werk auf dem Weg ist und bald erscheint. Dass der erste Track direkt zur Vinyl-Vorbestellung führte, erwähne ich kurz, damit auch klar ist, in welche Richtung dieses Review geht – ich bin absolut voreingenommen.

Das Erste, was mir aufgefallen ist, was mich zutiefst positiv „beruhigt“ hat, ist die Produktion des Albums. Herr Rizk hat dort wirklich gute Arbeit geleistet und die Band meiner Meinung nach so eingefangen, wie sie auch wirklich klingen bzw. wie das auf das Erlebnis zuhause bzw. den Tonträger übertragen werden sollte. Ich empfand es als größte Schwäche des ersten Albums, dass es unglaublich verwaschen, drucklos und brav klang. Auch die Atmosphäre wurde hier nicht wirklich komplett eingefangen, weil die Aufnahme nicht so richtig aus sich herauskommt, was sehr schade ist, da die Songs grandios sind. Warum erwähne ich das alles? Weil es hier vollkommen gelöst ist! Es ist roh, aber es drückt, die Atmosphäre, die man von SPECTRAL VOICE erwartet, ist da, ohne dabei Details oder Klarheit zu verlieren. Das Album klingt einfach intensiv und gefährlich und vermittelt mir eben das Gefühl, die Band so zu erleben, wie ich sie auch mehrfach live erleben durfte – spitze!

Musikalisch bietet „Sparagmos“ das, was SPECTRAL VOICE bisher gemacht hat. Die Formel, die sich soweit bewährt hat, wird nicht neu entwickelt, aber das finde ich muss man auch nicht. Dafür hat man BLOOD INCANTATION, und das finde ich auch gut so. Man ist in seinem Handwerk einfach reifer geworden, die Songs finde ich tatsächlich etwas eingängiger, kommen schneller zur Sache, und man konzentriert sich auf das, was bisher funktioniert hat. Dazu die einzigartige und wirklich beeindruckende Stimme von Eli Wendler, rundet das Death-Doom-Erlebnis perfekt ab – Growls und Schreie perfekt vermählt mit ordentlich Hall und Delay. Dieses Alleinstellungsmerkmal wird auch noch viele Jahre von der „Konkurrenz“ (die seit 2017 auf jeden Fall stärker geworden ist) abheben.

Das Ganze bedeutet aber wahrhaftig nicht, dass die Platte extrem eingängig ist oder jeder sofort den Zugang dort findet. Vor allem, wenn man die Länge der 4 Songs berücksichtigt, muss man sich auf jeden Fall etwas Zeit und auch Ruhe nehmen, um das, was man dort um die Ohren gedroschen kriegt, auch aufnehmen kann. „Sinew Censer“ ist durch den Einstieg zweifelsohne mein Favorit darunter. Hört es euch einfach mal an, Riffs sagen ja bekanntlich mehr als 1000 Worte.

Das Album wird definitiv in meinen Top-Alben 2024 zu finden sein, und ich hoffe, dass die Herren aus Denver sich wieder mal in nächster Zeit in Europa einfinden werden. Wer von dem Album nicht genug hat, sollte auf jeden Fall das letzte und einzige Album von SWALLOWED aus Finnland anhören, mit dem Namen „Lunarterial“; dort gibt es aus meiner Sicht sehr, sehr viele Parallelen, die SV hier sehr schön weiterführt. Interessant bleibt es zu hören, wie es mit SV weitergeht. Da ich an dem Album eigentlich nichts zu kritisieren habe, bleibt für mich die Frage, wie man nun noch eine Schippe drauflegen kann? Aber darüber debattieren wir, wenn es so weit ist, hoffentlich nicht erst in 6 Jahren. (marc)