EMPFEHLUNG, REVIEW

VILE IMPREGNATION „Slave“ (Brutal/Slam Death Metal)

VILE IMPREGNATION

„Slave“
(Brutal/Slam Death Metal)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 16.05.2022

Label: Reality Fade Records

Webseite: Instagram / Bandcamp

Reality Fade Records hat mit VILE IMPREGNATION eine Band im Kader, die sich 2009 in den USA gründete und seitdem eine EP, mehrere Singles sowie eine Compilation veröffentlicht hat. Nun kam dieses Jahr ihr Full-length-Debüt auf den Markt. VILE IMPREGNATION spielen Slamming Brutal Death Metal. Punkt. Und das machen sie richtig gut! Es gibt unzählige Bands mit dieser Ausrichtung und es ist wirklich nicht so einfach sich zurzeit da irgendwie abzuheben. Ich mag dieses Subgenre und höre sehr gerne verschiedenste Bands, die sich in diesem Rahmen bewegen, aber viel zu viele Veröffentlichungen gehen im momentanen Hype dieses Genres tatsächlich nach einem Mal hören unter und bleiben nicht hängen. Woran liegt das? Ich denke, viele Bands kopieren unbewusst ihre Einflüsse und dabei geht Persönlichkeit verloren. Dann sind in diesem Genre die Coverartworks einfach immer krass und brutal. Man hat sowas mittlerweile schon zu oft gesehen und die Cover versuchen sich immer gegenseitig zu übertrumpfen. Es schockt daher irgendwann nicht mehr und wenn man eines dieser Cover sieht, denkt man nicht „Wow, da muss ich unbedingt reinhören.“ Man denkt sich nur „Oh, wieder so ein brutales Cover. Na ja.“

Ich cunt-te (sorry, dieser Wortwitz musste in einer Rezension eines Albums dieser Art einfach gebracht werden) VILE IMPREGNATION bis zur Veröffentlichung von „Slave“ nicht und sie wurden mir auch nicht empfohlen, wie das ja oftmals so ist. Was mich dazu gebracht hat, in dieses Album hineinzuhören ist dieses Mal tatsächlich das Cover. Aber warum hat mich dieses Cover gezogen? Es ist abgrundtief böse und abstoßend, aber es ist nicht das krasseste oder widerlichste Cover, welches ich je gesehen habe und genau das hätte mich auch nicht zwingend dazu bewegt, das Album zu hören. Klar, es ist Gore, es ist blutig und hart, aber irgendwie hat „Daemorph“, welcher für das Artwork verantwortlich ist hier eine ganz eigene Atmosphäre erschaffen. Seine Artworks haben immer viele Details, Splatter und Gore und das Ganze mit Wiedererkennungswert (siehe zum Beispiel das Album „Abysmal“ von THE BLACK DAHLIA MURDER oder das Cover der Split „Membro Cephalic Symbiosis“ von CEPHALOTRIPSY und MEMBRO GENITALI BEFURCATOR). Das Cover von „Slave“ hat bei mir tatsächlich zuallererst einfach nur ein „WOW!“ bewirkt, dann bekam ich so etwas wie ein Verstörtheitsgefühl. Es ist nicht nur diese Szenerie, die hier zu sehen ist, sondern vielmehr die benutzten Farben und der dargestellte Lichteinfall der wirkt, als würde Tageslicht durch ein Kellerfenster scheinen. Vielleicht ist es genau das, was es brutaler macht, es ist Tageslicht vorhanden. Ein schöner, sonniger Tag eine Etage höher, auf der anderen Seite der Wand. Draußen spielen vielleicht Kinder Ball und lachen und im Keller des Hauses passiert das Grauen. Das hebt es von so vielen anderen Splatter-Artworks ab. Es spielt nicht mit der Assoziation, Grauenhaftes passiert nur nachts… es kann immer passieren, direkt neben uns. Vielleicht gerade jetzt.

Und da kommen wir zum Intro des ersten Songs. Auch hier ist es in diesem Genre nicht unüblich Einspieler mit Schreien, Gebrüll, Schlägen oder Stichen ins Fleisch oder sonst irgendwelchen grauenhaften Aktionen akustisch zu integrieren. So auch hier. Aber selbst dabei haben VILE IMPREGNATION es geschafft, eine ganz spezielle, bedrückende Stimmung zu erzeugen. Es wirkt wieder, als wäre man auf der anderen Seite der Wand und wird nur zufällig Zeuge dessen, was dahinter passiert, weil man diese dumpfen Geräusche der Angst, Qual, des Schreckens und der Lust an Sadismus zu hören bekommt. Sind wir vielleicht das Kind, was eben noch draußen spielte, den Ball aus Versehen über den Gartenzaun schoss, ihn jetzt holen geht und dann diese verstörende Akustikszenerie erlebt? Wahnsinnig guter Einstieg in dieses Album! Diese Akustikeinspieler ziehen sich immer wieder durch die weiteren Songs und halten die Atmosphäre aufrecht. Der Titel „Hopelessness“ besteht sogar nur aus eben diesen gedämpften Quällauten, untermauert durch sakrale Geräusche.

Die Songs werden mit zwei Gitarren unterschiedlicher Zerrausrichtung gespielt. Eine Gitarre klingt sehr roh und sägig, die andere hat einen klareren Distortioneffekt bekommen. Der Bass spielt die Riffs der Gitarren und bewegt sich im Tief- und Tiefmittenbereich, ist nicht stark gezerrt und ballert untenrum richtig schön kraftvoll rein. Die Saitenfraktion bildet durch die gewählten Einzelsounds eine brachiale Wand voller Druck und Fiesness. Das Schlagzeug knallt feinste Doublebasspassagen gekonnt und abwechslungsreich in die Songs, in Zusammenspiel mit zackigen Tom-Läufen und interessantem Minimaleinsatz von Becken. Die Snare hat einen, für mein Empfinden schönen Sound und klingt nicht wie ein umgedrehter 10-Litereimer. Die Songstrukturen an sich sind trotz Einsatz der selben Mittel im Verlauf des Albums, Slams, Blasts, Breaks etc., spannend und werden keineswegs langweilig. Es fühlt sich nicht an, als würde man ständig denselben Song hören. Im Gegenteil, man wippt mit, bewegt den Kopf und hat den Drang auf eine Tanzfläche zu rennen und abzugehen.

Was mich am Allermeisten an diesem Album beeindruckt, ist jedoch die Vocalperformance. Die Bandbreite, die hier an den Tag gelegt wird, ist unglaublich groß. Growls, Gutturals, Pig Squeals und vereinzelt höhere Screams für Backings werden beeindruckend eingebracht. Aber das Beste ist… Predatorgrowls sind das I-Tüpfelchen bei dem Ganzen. Absoluter Hammer. Predatorgrowls sind anderswo nicht so oft anzutreffen und wenn dem dann mal so ist und diese gut gemacht sind, ist das für mich höchst erfreulich, und da die Songs an sich einen richtig gut mitnehmen und Spaß machen, werden sie durch die Vocals für mich erst recht großartig.

VILE IMPREGNATION haben sich für ihr Debütalbum auch mit Gastbeiträgen nicht lumpen lassen und haben unter anderem Angel Ochoa von ABOMINABLE PUTRIDITY oder DISGORGE oder Jack Papp Christensen von KRAANIUM am Start.

„Slave“ gehört für mich persönlich nicht nur zu den Überraschungen des Jahres, sondern definitiv auch zu den Top 5 Alben. Absolute Hörempfehlung für Fans von Slam und Brutal Death! (yves)