REVIEW

TRUE MOON „True Moon“ (Dark Post Punk)

TRUE MOON

„True Moon“
(Dark Post Punk)

Wertung: Gut

VÖ: 18.11.2016

Label: Lövely Records

Webseite: Bandcamp / Facebook

Ein feines Silberteil aus Schweden lag letztens in meinem Postkasten. Das Quintett aus dem europäischen Norden firmiert laut Labelbezeichnung unter dem Genre Dark Wave, da ich rein subjektiv etwas anderes unter diesem Begriff verstehe, ändere ich zunächst das Genre in Dark Post Punk. Mit dem selbstbetitelten Album liegt nun also das Debüt der Band vor. Auffallend zunächst, dass man die Melancholie doch recht harsch zelebriert. Die Saiten machen einen gehörigen Wirbel und die vorzügliche Sängerin lässt ihre Stimmbänder wuchtig in die Szenerie dringen. Stilistisch schwer einordnen ergeben ihre Stimmbandakrobatiken eine Mixtur aus Debbie Harry, Anja Huwe und Catherine Ringer.

Der Opener „Voodoo“ legt gleich ohne Vorgeplänkel los. Düstere Stimmungsbögen, scheidende Saiten, teils ein wenig vom Shoegaze inspiriert, treibende Drums, verspieltes, straightes Bassspiel rollen den Teppich aus, auf dem sich dann Sängerin im wahrsten Sinne des Wortes austoben kann. Da wird gesanglich nicht nur die Erzählkunst hofiert, nein auch die Aggressivität ist Bestandteil der femininen (Stimm)Seite. Geschickt eingetaucht in einer kühlen Ästhetik ergibt sich so ein kräftiger Wall of Sound, der sich in seiner Gesamtheit und auch in Details an den traditionellen Post Punk der 80er Jahre anlehnt. Gelungen auch die Melange aus Schrägheit und harmonischen Melodiebögen.

Die balladeske Seite vergräbt sich in dem Titeltrack ein wenig hinter den schwirrenden Saiten, wobei die Hookline durchaus romantisch angehaucht rüberkommt. Das sozialkritische „Sugar“ erinnert mich leicht an die Franzosen von Les Rita Mitsouku. Klingt wie ein schwarzer Luftballon, den man bis zum Platzen aufbläst. Die Trickkiste ist reichlich gefüllt und hat auch Platz für ein bißchen Red Lorry Yellow Lorry („just like smoke“). Wie variabel Karolina ihre Stimme einsetzen kann, beweist das verführerisch-ruhige „Guns“, hier balanciert sich die Sängerin durch dunkle Verruchtheit und liebliche Gesangslinien. Wesentlich treibender gibt sich „Run Run Run“, welches einen betörenden Refrain integriert und ansonsten wavige Schräge in die Gehörgänge schweißt, im Gesang blitzt ein wenig die großartige Siouxsie durch (den Vergleich hab ich in der Einleitung noch vermieden). Anders als der Titel („sugar“) vermuten lässt, ist der Schlusstrack nicht süßlich, sondern in Björkscher Manier experimentell. Als Hidden Track gibt es dann noch eine Version von „Guns“.

Fazit: Eine gelungene Verschmelzung von skandinavischen Alternativ Rock und britischen Post Punk mit einer kühlen Brise französischen Wave. Ebenfalls sehr gut ausbalanciert sind die eingängigen und schrägen Anteile. Reichlich Ecken und Kanten und auch mal Rückkopplungen à la Jesus and Mary Chain sind Bestandteil. Verzweiflung und Melancholie treffen hier nicht die Tristesse, sondern laben sich im dunklen Sound, der sich aber von jeglichen Samtpfoten befreit hat. Das Album kommt im schwarzen Digi Pack, welches alle Texte beherbergt. Laut Bandcamp sind aber alle Varianten (außer die Download-Variante) ausverkauft. (andreas)