REVIEW

TRAITS „Rites And Ritual“ (Post Punk/Dark Cold Wave)

TRAITS

„Rites And Ritual“
(Post Punk/Dark Cold Wave)

Wertung: Gut+

VÖ: 24.06.2016

Label: Pleasance Records

Webseite: Facebook / Bandcamp

Das kanadische Duo kredenzt uns ein wunderschönes, tiefdunkles Werk, welches für jedem Post Punker zum Earcatcher mutiert. Eine ungezügelte Energie verschmelzt hier mit einer tieftraurigen, depressiven Note. Wahrlich, die Sonne hat hier ihren Schein im Nebel des durchdringenden Wave Rocks verloren. Nimmt man die Melodie, nimmt man den Gesang und nimmt man zum Schluß die Texte, könnte man von einer Kollaboration von Chameleons, Joy Division und The Cure paraphrasieren. Was für Mainstream-sozialisierte Ohren eher schräg klingt, lässt den Düster-Rocker mit einem Lächeln auf den Lippen zurück. Dieser spricht dann auch von hochmelodisch. Die Vocals sind herrlich, ihr dezent mit Hall versehener Klang erinnert an den Mittzwanziger Robert Smith, während die elegisch anmutenden Soundkreationen an die Spätsiebziger Szenerie des schwarzen Rocks erinnern. Noch deutlich inspiriert vom 77er Punk, aber komplett befreit vom Spaß.

Wild und roh, lässt „youth Cults“ keine Atempause. Ein ewiger schwarzer Run, kompromisslos. Wesentlich getragener kommt „Burnt Offerings“ daher. Mit Trübnis dargebotener Wave, dessen Wall of Sound hier eher Wand statt Autobahn spielt. Die introvertierte Seite der Band, kaum in Melancholie badend, lässt sie Meere brausen. Feingliedrige Shoegaze Saiten und diesen Feeling, der Depression einen Teppich auszurollen und gleichwohl ein Tanzparkett der Trauer zu integrieren. Im fesselnden Mark ist jeder Song ein Requiem, trotz der knallenden und durchdringenden Rohheit. Die Band lässt selten Ruhepole zu. Das Ganze ist eine schwarze Panikattacke. Sollte die Schwermütigkeit mal ruhig erklingen, klingt sie, wie vom Faith Album adaptiert, ohne je in Assimilation zu verfallen.

Fazit: Die Kanadier zelebrieren einen verführerischen Post Punk, dessen eingewobene Kühle mit verträumten Passagen daherkommt (z.B. „gallows Hill“). Im Unterschied zu vielen anderen Vertretern des Genres arbeiten die Nordamerikaner mit reichlich okkulten Fetischen wie Opfer, Reinheit, Frömmigkeit oder Hexerei. (andreas)