EMPFEHLUNG, REVIEW

TOMAS TULPE „Hatschi!“ (NDW / Electro)

TOMAS TULPE

„Hatschi!“
(NDW)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 27.04.2012

Label: Zett Records

Webseite: www.tomastulpe.de

Wenn man ziemlich unvorbereitet an dieses Werk herangeht, und so gar nicht weiß, was einen erwartet, beäugt man diese CD erst einmal doch eher kritisch und fragt sich, was man hier wieder zu hören bekommt. Auch wenn man die Titelnamen liest, bekommt kann kein besseres Gefühl, obwohl man mit ein bisschen Glück eine selten komische Musik auf die Ohren kriegt.

Tja, und so ist es tatsächlich, denn TOMAS TULPE schafft es irgendwie, einen enorm hohen Unterhaltungsfaktor zu kreieren, sofern man vielleicht ein bisschen was getrunken hat. So jedenfalls der Fall bei meiner ersten Berührung mit dieser Musik. Irgendwo zwischen NDW, Electro und Rock zaubert TOMAS TULPE Songs, die musikalisch minimalistisch dem NDW anbandelt. Textlich ist das Ganze allerdings nicht viel opulenter. Zu dudelnden und orgelnden Elektrosounds werden sehr schmal gehaltene Texte losgeschmettert, die jeder Betrunkene auf einer Party mitsingen kann und toll findet. Bestes Beispiel ist „Disco!“, ein Stück mit geilem Groove und einem herrlich minimierten Text, das sich so mancher NDW Hero fast als Prosa Texter sehen wird. „Hände waschen nicht vergessen“ geht an alle Schmutzfinke und die Folgen, die entstehen können, und dazu gibt es einige „Love Missile“ SIGUE SIGUE SPUTNIK Sounds. TOMAS TULPE ist musikalisch also ziemlich sicher in den 80ern inspiriert worden, was man auch bei dem an KRAFTWERK angelehnten „Ich bin kein Roboter“ hören kann. Aber auch düster und im Gothic Stil kann es gehen, denn „Ich bin ein Grufti“ lässt jeden Schwarzrock schmunzeln, der sich nicht ganz ernst findet, allerdings finde ich meine Vergangenheit  im Text schon stellenweise wieder. Weitere Highlights sind noch „Klostein statt Seife“ zu einer Melodie, die man auch aus Fussballstadien kennt; „Ich happa hunger“ ist ein Liedchen, dass besonders während einer Mahlzeit zur Belustigung führen kann; bei „Junge komm bald wieder“ ist es EBM Matrose RUMMELSNUFF, der mit trallert und „Da sitzen sie die Rentner auf dem Balkon und trinken Kaffee“ (mit Frank Zander) hat einen hohen DIE ATZEN Charme. „Autsch Autsch Aua!“ spreche ich jetzt mal nur dezent an und sage, dass dies auch ein Text von DIE KASSIERER hätte sein können. Mit „Der übelste Partysong“ im AND ONE Takt und einem HORRORSIT Mix von „Ich tanz auf dich“ endet dieser musikalische und verbale Erguss, der ab einer gewissen Promillezahl definitiv zum Partykracher wird.

Wer es schafft, so viel alternative Musikgeschichte mit so herrlich bekloppten Texten zu versehen, dem muss auf jeden Fall ein Orden für Blödsinn-erzeugen verliehen werden. Ich weiß schon jetzt, dass diese Scheibe bei so manchem geselligen und feuchtfröhlichen Beisammensein einen Brummkreisel bekommen wird! Weiter so!! (michi)