REVIEW

THE RIP „S/T“ (Dark Wave/Electro Wave)

THE RIP

„S/T“
(Dark Wave/Electro Wave)

Wertung: Gut

VÖ: 05.06.2014

Label: Swiss Dark Nights

Webseite: Facebook / Bandcamp

So gut wie keine Informationen liegen mir über die Band vor. Daher nur kurz die Eckdaten: Italienisches Duo, 2 Bässe, Synths, Drum Machine, gegründet 2011, Debüt-Album, Vorliebe für den Wave Sound der 80er.

Das Duo kredenzt auf ihren selbstbetitelten Debüt eine krude Melange aus den dunklen 80ern (Joy Division) und verspielten elektronischen Dark Rock der 90er (Escape with Romeo). Die Stücke sind meist im gemäßigtem Tempo unterwegs, auch wenn sie ab und an auch kleine eruptive Ausreißer besitzen. Eine latent spacige Erosion beherbergt das depressiv dargestellte „in times of need“, wobei man anhand der Drummachine Vergleiche mit Sisters, anhand des Bassspiels und der Atmosphäre Vergleiche mit Cure anstellen kann. Als tragende Säule funktioniert zudem der dunkle, in tiefer Melancholie badende Gesang. Der Opener „deadline reached“ ist dagegen wesentlich heller inszeniert und besitzt eine ganz leichte Note des Pops. Die warme Stimme erinnert hier ein wenig an Thomas Elbern, während der Soundkosmos seine Heimat auch im England vor 30 Jahren haben könnte. Neben eindringlichen Bassspiel und schrägen elektronischen Kreationen besticht „autumn“ mit einer durchdringenden Düsternis. Der Lichtstrahl des Songs ähnelt allenfalls dem Auffangen einen Zuckens einer ausgeblasenen Kerze. Die Synths versuchen die Szenerie ein wenig aufzuhellen, doch sowohl der entrückte Gesang, samt verloren interpretierten Timbre, sowie die kühle Ästhetik des Gesamtkonstruktes sorgen für die Beibehaltung der elegischen Klage. Als musikalisches Psychodrama erklingt das zeitlupenartige „hidden“. Nur ganz dezent kommt es zur Temposteigerung, während die Stimme in den Tiefen des Kellers sein Leiden ausweidet. Der Song entwickelt sich zur perfekten Symbiose aus Cure’s „Faith“ und Sisters „Reptile House“. „Point of no return“ zelebriert die Trübsal mit trockenen Drums, minimalistischen Akkorden und in Tagträumen versunken Gesängen. Dezent darauf aufgebaut verwegene Percussions und Electro im Dark Industrial Stil. Dark Pop, dessen unterkühlte Atmosphäre sich herbstlich verrucht gibt und mit einem durchdringenden, oszillierenden Geflecht aus ruhigen Tonagen und entrückter Harmonie im Gesang glänzt.

Fazit: Die Südeuropäer liefern uns ein tiefdunkles Intermezzo, dessen Ausstrahlung eher auf die leisen bzw. ruhigen Klangstrukturen beruht. Verwurzelt im britischen Dark Wave, dessen moderne Variante mit spacigen, teils verwirrenden Science Fiction Loops ausstaffiert wird. Die Drummachine sorgt für die, in tiefer Hoffnungslosigkeit, schreitenden Eruptionen der rezidivierenden Depression. Der Gesang bewegt sich zwischen subsuizidaler Hingabe und schwarzromantischer Exkursion. Es bleibt ein durch und durch dunkles Machwerk, wobei selbst eingängige, dezent gesetzte Dark Pop Varianzen nicht zur Aufhellung beitragen. Wie sagte Victor Hugo: „Melancholie ist das Vergnügen, traurig zu sein“. (andreas)