THE GODSPEED SOCIETY
„Killing Tale“
(Chanson/Blues/Jazz Rock)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 2013
Label: Raging planet/Raising legends
Webseite: http://www.facebook.com/pages/The-Godspeed-Society
Es ist schon komisch, wo manche Labels ihre Bands einordnen. Hier z.B. ist von Goth Rock und Alternative Rock die Rede. Damit hat diese Musik aber nicht im Entferntesten etwas zu tun. Wenn man unbedingt in diese (darkige) Nische will, sollte man eher von Batcave sprechen, das würde halbwegs zu diesem schrägen Konzeptalbum passen. Na egal, wer weiß, was für Marketing-Strategien dahinter stecken.
Kommen wir lieber zur Musik und wollen versuchen hier zu beschreiben, was der Hörsinn seinen Synapsen im Hirn für Aufgaben stellt. Es ist ein verwegenes Konstrukt aus Chanson, Cabaret, Klassik, Dark Musical, Ambient, verschnörkelter Klassik, Soul und New Jazz. In ruhigen Momenten, in denen ein wenig Soul Pop herrscht, erinnert man an Sade, während aufgrund der dunklen Female Voices stimmliche Vergleiche mit Grace Jones aufkommen. Wenn dann ein rauher Unterton hinzukommt, sind wir bei Eartha Kitt. Teilweise kommt auch ein wenig Souxsie Sioux durch und wir haben endlich ein Fitzelchen Goth Rock. Die Instrumentierung bewegt sich im bluesig-jazzigen Milieu und wird von Saxophone, Klavier, Klarinette oder Flute dargeboten. Dabei bewegt sich die Band jenseits sämtlicher Konventionen und gibt dem Konstrukt mit rockigen Riffs den nötigen Drive. Wie oben erwähnt handelt es sich hier um ein Konzeptalbum, welches die Geschichte eines jungen Mädchen erzählt, das von ihrem Lover in einer Stadt namens Blood City ermordet wird. Alles Mysterien über die Tat werden im beiliegenden 24-seitigen Booklet ausführlich erklärt. Die Geschichte, die Aufmachung, das Songwriting und die verwegene Instrumentierung lassen so ein Gesamtkunstwerk entstehen. Dieses klingt dann so, als würde Tim Burton im Paris der 20er an einem verstaubten Theater ein Dark Musical inszenieren. Bei vielen Konzeptalben ist es ja so, dass die einzelnen Stücke dem Gesamtkonzept untergeordnet sind, das ist bei den Portugiesen anders. Es gibt hier fast bei jedem Song eine ihm eingeordnete Struktur, die von einer liebenswürdigen Detailtreue gekennzeichnet ist. Da gibt es die melancholische Trauer („Rose Lithiumm“), schräge Kate Bush Inszenierungen („Cat’s walkk“), von Akkordion getragene Chansons („Cauchemar“),, treibende Saiten mit Prog Rock Anklängen („grand Finale“) oder getragenen Soul („Bloody City“).
Das Ganze ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber wer ohne Scheuklappen durch die verschiedensten (E-)Musikrichtungen geht, kann hier ein wahres Kleinod entdecken. (andreas)