EMPFEHLUNG, REVIEW

THE CASSSANDRA COMPLEX „The Plague“ (Dark Rost Rock/Elektro)

THE CASSSANDRA COMPLEX

„The Plague“
(Dark Rost Rock/Elektro)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 06.05.22
Label: Eigenproduktion
Webseite: Homepage / Facebook / Bandcamp / Wikipedia

22 Jahre nach ihrer letzten VÖ sind die Mannen um Mastermind Rodney Orpheus mit einem neuen Werk zurück, welches mich staunend zurücklässt. Meine Güte, was habe ich die Band früher geliebt. Es gebe hier so viele Geschichten zu erzählen….OK. Kurzform: Im legendären Point One kam „Moscow Idaho“ meist in Verbindung mit Birthday Party. Bei einem Konzert in Bielefeld fragte mich eine entfernte Bekannte, ob ich ein Interview machen könnte, sie hätte nicht so die Ahnung. Rodney war sehr nett, das Interview war toll, ist aber leider nie veröffentlicht worden. CC waren eine der wenigen Bands, die in den 80/90ern Ton- und Filmaufnahmen erlaubten und dies auch auf ihre Karten druckten (hat mir mal bei der Kripo bzgl. Live-Tapes geholfen -> Die ganze Geschichte würde ein Buch füllen). Bei einem Konzert hatte Rodney ein wenig Zerstörungswut und zerschmetterte seine E-Klarinette, der Rest steht seit Jahren in meiner Vitrine.

Der Opener „Hotline to Elvis“ klingt wie eine Huldigung an den King of Rock’n’Roll, beschäftigt sich aber eher mit den Leuten, die meinen, der King lebt. Ein ironischer Blick auf Verschwörungstheorien. Schräg und mit verwegenen Backings verfeinert, erklingt das folgende „We defend ourselves“. Der Inhalt ist ein sehr ernster, da er sich mit dem islamistischen Terror beschäftigt. Der beliebige Ort der Beschreibung könnte an vielen Stellen der Welt sein Zuhause finden. Wobei hier „Zuhause“ weit weg von der deutschen Erklärung ist. „Old boys Network“ ist ein Geniestreich, der durchaus das Zeug hat, als legitimer Nachfolger von „Moscow Idaho“ die düsteren Tanzflächen der Republik zu bevölkern.

Die ausgekoppelte Single „The Crown Lies Heavy on the King“ ist nicht weniger politisch, aber wesentlich härter und treibender inszeniert. Eine kleine erzählerische Pause ist aber auch hier imaginär.

Wunderschön arrangiert ist das in Romantik badende „Speed of Sound“, welches sanftmütig in die Gehörgänge dringt. Dennoch blitzen die Saiten ab und an auf und legen sich über den samtenen Teppich, der zudem durch den verführerischen Gesang für Gänsehautatmosphäre sorgt. Die Musik konterkariert den Titel.

„The Best Thing“ ist eine wunderschöne, tiefgehende Ballade, welche ganze Generationen zu Tränen rühren könnte. Radiotauglich und dennoch ohne den typischen Schmalz. Ehrlich, dezent direkt und perfekt instrumentiert. Rodney thront, ohne dabei das Volk aus Gitarristen, Keys und Bass unwürdig ins Foyer zu verbannen. Wenn man bedenkt, dass aufgrund der Pandemie ein Zusammenspiel eher schwierig war, ist das Resultat der helle Wahnsinn.

„The Great Sea“ balanciert mit latentem Gothic Feeling die Energie der Elektronik mit der Vehemenz der Saiten.

Fazit: CASSSANDRA COMPLEX ist es gelungen, den Staub der 80er als Humus für eine perfekte, neue Pflanze zu verwenden. Apropos Humus, mit dabei sind wieder Volker Zacharias und Axel Ermes von GIRLS UNDER GLASS. Dunkler Post Rock in Perfektion mit der nötigen Portion Elektronik. Energie und Elegie gehen Hand in Hand und das Gesamtkonstrukt besticht sowohl im Detail, wie in der Gesamtheit. Alte, neue Helden. EINE LEGENDE kehrt fundamental zurück. GRANDIOS. (andreas)