EMPFEHLUNG, REVIEW

SLEEP OF MONSTERS „Produces Reason“ (Melancholic Goth Rock)

SLEEP OF MONSTERS

„Produces Reason“
(Melancholic Goth Rock)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 11.10.2013

Label: suomenmusiikki

Webseite: Facebook / Homepage

Zwischen 1997 und 2002 veröffentlichten die genialen Death Rocker Babylon Whorse drei Alben und vier Eps. Nun ist Mastermind und Sänger Ike Vil mit einem neuen Projekt zurück und hat mit seiner neuen Band ein schlafendes Monster geweckt. Durchdringende Melodielinien, verschmitzte Energie und galante Melancholie bestimmen das Debüt. Texte zwischen Alchemie und Jungscher Gnostik werden vom sonoren Timbre mit reichlich Gefühl intoniert.

Von Beginn an herrscht, in bester finnischer Tradition (HIM, 69Eyes) ein Surrogat in dem man sich fallen lässt und es sich mit einer Flasche Rotwein gemütlich macht. Sanftes bis darkrockiges Riffing, einladende Keyboards, dumpfe Bässe, dezente Soundtrack-Ästhetik und Stimmbänder, deren druckvolle Komponente mit schwarzem Weichzeichner ausgestattet sind. So könnte man den Opener „Nihil Nihil Nihil“ beschreiben. „Abomination street“ ist in seiner Ausrichtung etwas straighter inszeniert und Ike lässt auch mal raue Untertöne zu, dazu gesellen sich, im betörenden Chorus weibliche Backings und auch ein wenig orientalische Facetten schleichen sich ein, was mich ein wenig an Richard Strange („Going gone“ 1986) erinnert. Wesentlich ruhiger und mit melodramatischer Note wird das verführerische von einer tragischen Liebesgeschichte bestimmte „Murder she wrote“ dargeboten. Eingänge Melodien und eine balladeske Atmosphäre bestimmen den zweiten sehr ruhigen Song „Horses of the Son“. Dieses Stück basiert auf den deutschen Text Septem Sermones ad Mortuos von Basilides (ein Gnostiker aus dem ersten Jahrhundert, ins deutsche übersetzt von Jung). Hinzu kommt als Inspiration „die Geschichte einer Jugend“ von Emil Sinclair (Hesses Pseudonym). Textlich starker Tobak wird mit einer sphärischen Leichtigkeit musikalisch unterlegt und lädt nebenbei zum Blättern in alten Büchern ein. Der Arbeit von Frater Perdurabo gewidmet ist, das leicht schräge und mit verschwörerischen sakralen Sounds und himmlischen Chorälen dargebotene „Magick without tears“. Im Verlaufe wird das Stück immer dunkler, was auch am beschwörenden Gesang liegt, der hier von femininer Eleganz zum Duett eingeladen wird. Hinter Frater Perdurabo steckt übrigens kein geringerer als Aleister Crowley. Das Wort Magick wurde von Crowley höchst selbst geprägt, um den Unterschied zwischen traditioneller Magie und seiner Magick aufzuzeigen.

Fazit: Die Finnen kredenzen uns ein Werk voller hymnischer (y=i) Melodien mit reichlich Pop Appeal. Trotz Liebe zur detailreichen Ausstaffierung der einzelnen Songs finden diese jeweils schnörkellos den Weg in die Gehörgänge des geneigten Schwarzromantikers. Sofern dieser sich mit den Texten beschäftigt gelangt das Gesamtgebilde auch in die hintersten Gehirnwindungen. Die Songs glänzen mit einer fragilen Schönheit, die Klanglandschaften gestalten sich, wie der erste Blickkontakt beim Flirten. Wer auf düsteren Wave mit Goth Rock Tendenzen, dezenten Darkpop und gefühlvollen sonoren Gesang steht, und die skandinavische Musikkultur dieser Genres lieben gelernt hat, der wird hier ein wundervolles Kleinod finden. Fans von The Mission, Dreadful Shadows, Garden of Delight oder Love Like blood werden es ebenfalls lieben.

Die Band: SOM markiert die Wiederkehr „einer der geistreichsten Vokalisten seiner Generation: Ike Vi (Terrorizer), der vor circa zehn Jahren mitsamt seiner Band, Babylon Whores, von der Weltkarte verschwand. Aus seinem selbst auferlegtem Exil wurde er 2011 von Sami Hassinen (Blake, United Underworld ) gelockt, dessen melodische, trip-artigen Gitarren die Fundierung für SOMs düstere, grandiose – gleichzeitig aber auch einprägsamen – Klangwelten legten. Janne Immonen (Ajattara, Waltari) am Keyboard, Pätkä Rantala (HIM, Slumgudgeon, Spiha) an der Trommel, und Mäihä (United Underworld, Infinity Machine) am Bass vervollständigen das SOM line-up.