REVIEW

SELFISHADOWS „again“ (Dark Wave)

SELFISHADOWS

„again“
(Dark Wave)

Wertung: Gut+

VÖ: 05.12.2020

Label: Manic Depression

Webseite: Facebook / Bandcamp

Die Italiener um Mastermind Daniele Giustra liefern erneut ein tiefmelancholisches Album voller kleiner Perlen. Während Songs wie „Sometimes“ oder das schleichende „close to me“ tiefverwurzelt in den 80ern eher im ruhigen Fahrwasser im unterwegs sind, blickt man mit dem rockigen „Illusion“ auf die Tanzflächen einschlägiger Düsterschuppen.

Der in sich trauernde Opener „a way to cry“ fühlt sich a, wie ein in Eingängigkeit getragener Moloch der Dunkelheit, samtene Lichtpunkte durch die Saiten konterkarieren die Fragilität des Trübsinns. Der Titelsong beginnt wabernd und besitzt vom Grundarrangement her eine leicht experimentelle Note, wobei der Song sich ganz langsam entwickelt, dabei aber immer auf getragener Weise in die Gehörgänge dringt. Die romantische Faser wird im folgenden „away“ sehr ruhig inszeniert. Die Melodie umschmeichelt die Dunkelheit und erinnert hier ein wenig an Joy Division. Nicht nur hier, sind die in Gedichtform geschrieben Texte/Fragmente der Interpretation offen. „Close to me“ ist ein Song, der in Grundfesten, das Faith Album mit ganz frühen Pulp („It“) verbindet. Der warm-dunkle Gesang und diese verführerische Eleganz in Verbindung mit reduzierter Instrumentierung ist perfekt gelungen. Er fängt dich ein, lässt dich schwelgen, bzw. abschweifen in ferne Gedankenwelten. „Untitled“ besitzt eine atmosphärische Dichte, der Synth-Untergrund wirkt, wie ein weicher Teppichboden, auf dem sich Gesang wie leichte Nebelschweden senkt. Die immanente Ruhe scheint den Alltag nicht zu beachten, nein, er negiert ihn und betont das Selbst, welches in sich wohlbehütet in einer düsteren Ecke einkuschelt.

Während „Time to change“ die Ruhe betont, lässt „Tired in Fire“ die Klänge etwas roher in den Kreislauf fließen. Waiting in Trouble“ begeistert mit einer durchdringenden Eleganz, welche zuweilen in seiner Ausrichtung an U2 aus 1987 erinnert. Zum Ende gibt es dann noch einen Remix von „Time to change“, welcher dieses Stück ganz anders beleuchte. Quasi wie LED vs. Kerzenlicht.

Die Italiener überzeugen vom Gesamtkonstrukt her ebenso wie von kleinen Details her (Akusikgitarre / Wechsel zwischen „Vintage“ und modernen Synths). Die Stimme hat eine derart gefühlvolle Note, sie würde perfekt die Ruhephasen beim autogenen Training einleiten, oder einfach das geneigte Schwarzherz betören. (andreas)