REVIEW

SALINE GRACE „Fog Mountain“ (Melancholic Wave)

SALINE GRACE

„Fog Mountain“
(Melancholic Wave)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 21.01.2013

Label: Deeper Water records

Webseite: www.salinegrace.de

Als ich dieses Album zum ersten Mal hörte, erinnerte mich die Musik gleich an irgendwas oder irgendeine Band. Sicherlich kamen sofort Parallelen zu „Murder Ballads“ von Nick Cave oder Leonard Cohen in den Sinn, aber es war noch was anderes, ein Blick ins Infoblatt brachte dann die Erleuchtung. Hier handelt es sich um den Nachfolger von „Nobility of Salt“ (drei Reviews hier im Archiv), welche zwischen ’97 und 2004 einige Alben veröffentlichten. SALINE GRACE führen diese wunderschönen Perlen, welche leider meist sanft im Regal schlummern, nun fort.

Das zweite Werk von SALINE GRACE nimmt einen sofort gefangen und entführt in eine andere Welt. Ein perfektes Achtsamkeitstraining für die schönen Sinne. Aufgebaut auf filigranen, akustischen Gitarrensounds erklingt ein eruptives Sammelsurium an Instrumenten (Piano, Geige, Orgel, Konzertina usw.), welches mit unglaublicher Liebe zum Detail einen melancholischen Klangteppich dargeben, auf dem sich ein betörender, dezent sonorer Gesang niederlegt und Geschichten erzählt, die sich im philosophisch-anthropologischen Bereich entfalten und Metaphern mit Symbolen verbindend in eine phänomenologische Richtung tendieren. Texte für den Geist, Musik für die Seele in selten erlebter Einheit. In seiner surrealen Fülle wäre es zudem die perfekte Klangkulisse für einen Dali-Fälscher.

Eine atmosphärische Dichte zieht sich durch das gesamte Album. Kammermusikalische Stücke verbinden sich mit orchestralen Klangstrukturen und werden mit dezenter, an Morricone erinnernder Westernromantik unterlegt. Melancholietrunken glänzt ein morbider Charme, der sich durch Orgelklänge und Gesang in die Gehörgänge frisst. Zwischendurch vollzieht das Handzuginstrument Konzertina einen Bogen zum Variete. Saline Grace gelingt es, das Werk nicht zu überladen, sondern fast minimalistisch die verschiedensten Facetten in einen verträumten Sound zu vereinen. Fans von Nick Cave (besonders „Murder Ballads“), And also the Trees oder Cohen werden hier ein betörendes Kleinod entdecken. Auch wenn es nicht alle so sehen, für mich besitzt diese Band genügend Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert, dass man demnächst eventuell auf diese oder jene Vergleiche verzichten kann und allenfalls Nobility of Salt in Erinneruung rufen sollte. (andreas)