EMPFEHLUNG, REVIEW

MOLLLUST „Mother Universe“ (Opera Klassik Metal)

MOLLLUST

„Mother Universe“
(Opera Klassik Metal)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 25.11.2022

Label: Eigenproduktion

Webseite: Homepage / Facebook

Ganze sieben Jahre ließ sich die Formation Zeit, um einen passenden Nachfolger für das geniale „In deep waters“ zu kreieren. Schon mal vorweg. Es ist der mittlerweile achtköpfigen Band gelungen, ihre ganz persönliche Verschmelzung von Klassik und Metal auf ein äußerst hohes Niveau zu hieven. Die Arrangements der einzelnen Stücke zeugen von großer Spielfreude, gleichwohl sind auch die Tropfen Schweiß der Arbeit jederzeit spürbar. MOLLLUST nehmen uns heuer mit auf eine Reise durch unser Universum. Jedem der neun Planeten (dass dem kleinem Pluto 2006 das Prädikat „Planet“ aberkannt wurde, spielt hier keine Rolle) sind ein Song und ein Thema gewidmet. Auch unser Satellit und unser Fixstern fanden Einzug in die Songlist.

Ein dramatisches Intro („Cosmic Ouvertüre“) dient als Startpunkt der Reise, perfekt der Übergang ins erste Klangfeuer „Sun“. Detaillierte Orchestrierung, cleaner Sopran-Gesang und verschiedenste klassische Einsprengsel, welche irgendwo zwischen Barock und Renaissance schweben. Das folgende „Saturn-human clockwork“ beschäftigt sich mit der menschlichen Arbeit in einer industrialisierten Welt und der fehlenden Würdigung für bestimmte Berufsgruppen. Musikalisch hält hier auch die Romantik des 19. Jahrhunderts Einzug. Zwischendrin stellen sich Violine, Kontrabass und harte Saitenakrobatiken zum Duell auf. Hinzu kommt ein famoser Zwie- und/oder Duettgesang zum Tragen. Manch latent chaotische Ausuferung wird feinfühlig in ein getragenes Intermezzo manövriert, welches hie und dort ein paar sakrale Offenbarungen bereithält. Unterbrochen werden die einzelnen Songs von rein klassischen Einfügungen („Cosmic Promenade“), welche perfekt zum Verarbeiten, neu justieren oder zur Atempause einladen. „Venus“ badet in wohliger Ruhe, wobei die akustische Untermalung perfekt auf Janikas Stimme abgestimmt ist. Hier gibt es deutliche Anzeichen von Musical. Besonders wenn sich der warme Gesang von Frank Schumacher sanft an die Stimmbänder von Janika schmiegt hat man die perfekte Begleitmusik für einen mit Rotwein verzierten Herbstabend, auch wenn hier die balladeske Darbietung textlich eher traurige Hintergründe hat. Das kraftstrotzende „Mars-The Game is over“ beschäftigt sich mit verschiedenen Kriegsspielereien, die, wie wir alle wissen, keine Sieger hinterlassen. Das Ganze perfekt inszeniert mit harschen Saiten, betörenden Chorälen und kristallinen Gesängen zwischen Hoffnungslosigkeit und Trauer.

„Moon“ glänzt mit einer Melange aus leicht unterkühlten Klangstrukturen und gefühlter Hingabe. Der Trabant als Beherrscher der Gezeiten wird hier zum opulenten Ereignis und scheint galant zwischen heller Strahlkraft und Verschwinden zu balancieren. Der Jupiter lässt Violinen schreien und weinen, während der „Uranus“ kraftvoll ein Duett inszeniert, welches sich in Harmonie zu umarmen scheint.

Fazit: Durch elf Instrumentalisten und einem zehnköpfigen Chor erzeugt man ein voluminösen Klanggebilde, welches zusätzlich immer wieder Überraschungen bereithält, durch geschickte Wendungen, Breaks und galante Dissonanzen wird der Spannungsbogen immer hoch gehalten. Insgesamt 80 Minuten laden zum Träumen und zum Nachdenken ein. Und für das Training der Nackenmuskulatur hat man zusätzlich die passenden Trimmgeräte parat. Auch die edle Aufmachung im feinem Digi-Pack weiß zu überzeugen. (andreas)