REVIEW

KISS „Destroyer (Resurrected)“ (Hard Rock)

KISS

„Destroyer (Resurrected)“
(Hard Rock)

Wertung: gut

: 17.08.2012

Label: Mercury / Casablanca

Webseite: www.kissonline.com

Ein Rerelease aus dem Hause KISS verspricht ja so einiges, aber wer mit einer offensichtlichen Goldgräbermentalität an die „Destroyer“-Neuauflage herangeht, wird vielleicht enttäuscht sein. Es gibt keine Bonustracks, was ich bei einer solchen Angelegenheit als extrem schade empfinde.
Feine Analytiker und wahre Fans hingegen werden bei dem Neuveröffentlichung viele Feinheiten finden, die ihr Herz höher schlagen lässt.

Am offensichtlichsten ist natürlich das Cover: endlich brennt die Hütte! Nix mehr mit „Huch, das ist aber gewalttätig, das muss entschärft werden“, nee. Vollgas auf dem Cover.

Vollgas auch im Sound, denn die neue Abmischung ist wirklich fett geworden. Ohne Witz, so müssten Platten klingen, transparent, druckvoll, verspielt. Beim neuen Abmischen hat man auch gleich alte Spuren freigelegt, die beim ersten Mix untergegangen sind und mit einer längeren Version von „Beth“ und dem Track „Sweet Pain“ mit dem Original-Ace Frehley-Gitarrensolo, welches man damals scheiße fand und durch einen „Geisterspieler“ neu einspielen ließ, hat man die größten Änderungen schon vor Ohren.

Musikhistorisch betrachtet erschließt mir sich immer noch nicht, wie diese Musik Millionen Menschen erschrecken konnte! „Great Expectations“ ist eine kleine Broadway-Nummer mit Kinderchor. „Beth“ eine Schnulze und der Rest ist (wirklich extrem guter) Hard Rock, aber ich glaube, dass es eher die Outfits, das Gehabe und die lyrischen Meisterwerke waren, die dem prüden Amerika und dem genauso prüden Deutschland der 70er-Jahre einen Schock versetzten. Beispiel aus der Groupie-Huldigung/-Aberechnung „Great Expectations“: And you watch me playin‘ guitar, And you feel what my fingers can do, And you wish you were the one I was doing it to…“ Gibt’s auch noch in der Variante mit dem Mund oder den Händen: „You watch me beatin‘ my drum, And you know what my hands can do, And you wish you were the one I was doing it to…“Manchmal wünscht man sich wohl, ordentlich verdroschen zu werden. Aber ansonsten ist ziemlich klar, dass wir es mit einem der besten Hard Rock-Alben der Band zu tun haben, denn ein Album auf dem „Detroit Rock City“, King of the Night Time World“, „God of Thunder“, „Shout it out loud“, „Beth“ und „Do you love me“ drauf ist, hat nicht zu unrecht seit vielen Jahren einen Klassikerstatus.

Naja, wie gesagt, wer eine Explosion an Bonusmaterial erwartet, wird enttäuscht. Wer sich an Kleinigkeiten ergötzen kann und die alte Scheibe in-uns-auswendig kennt, wird seine Freude haben. (chris)