REVIEW

INGRIMM „Auf Gedeih und Verderb“ (Mittelalter Metal)

INGRIMM

„Auf Gedeih und Verderb“
(Mittelalter Metal)

Wertung: Gut

VÖ: 10.01.2020

Label: Hardy Entertainment

Webseite: Homepage / Facebook

Die Regensburger Formation hat sich im Dunstkreis von Bands wie Subway to Sally oder In Extremo eine eigene Nische geschaffen, in der es sich wahrlich gut austoben lässt. MA-Metal der robusten und härteren Sorte. Hier trifft das pestverruchte, schwarze Jahrtausend auf die Klanggebilde von modernen Thrash Metal Heroen und behält sich doch vor, das Ganze süffisant mit eindringlichen Melodien zu verfeinern.

So beginnt auch der Opener „Himmel und Hölle“ nach kurzer, romantischer Einleitung rabiat und mit straightem bis thrashigem Riffing. Der Gesang kommt mit seiner aggressiven Note dem Gesamtkonstrukt mehr als zupass. Die kehlig-kraftvollen Vocals René Brandts, der 2012 Gründer und Frontmann Fenris ersetzte, geben dem Geschehen den letzten Rohschliff. Derb und ungezügelt geht es mit „Klang von Leder“ weiter, welches ebenso kraftvoll inszeniert ist, aber phasenweise mit etwas weniger Tempo daherkommt. Während der Song in den Strophen vom Schlagwerk lebt, wird die betörende Hookline vom Mittelalterinstrumentarium getragen, welches allerdings meist doch recht hart und wild gespielt in die Szenerie dringt. Der bedrückende Text beschäftigt sich mit familiärer Kindesmisshandlung. In „Alptraum“ gibt es dann auch wieder die tiefen Growls, welche dann auch die düstere Atmosphäre noch ein wenig bedrückender wirken lässt. Das folgende „König der Idioten“ ist dann mit einem hymnischen Refrain gesegnet. Und auch sonst geht es hier, trotz aller Härte, doch sehr melodisch und eingängig zur Sache. Textlich lässt man den großkotzigen, arroganten Herrn im feinen Zwirn auf dem Idiotensessel thronen.

„Schalk im Nacken“ oder „Mammon“ kommen mit einer powermetallischen Klanglandschaft daher und lassen den Hörer atemlos und mit Schmerz im Nacken zurück. Erholen kann er sich mit dem, latent balladesken „Der Schinder“. Das ist auch der Name der gleichnamigen Romanreihe von Nadine D’Arachart und Sarah Wedler. Inspiriert von der spannenden Handlung haben INGRIMM, in Zusammenarbeit mit den Autorinnen eigens diesen Song geschrieben.

Fazit: Die Melange aus Thrash/Power Metal, verführerischen Folk Einflüssen und den typischen Mittelalter Klängen ist mehr als gelungen, aufgrund der metallastigen Breitsaite dürfte dem Hörer das Attribut „Alleinstellungsmerkmal“ bei den verschiedenen Songs bzw. Songstrukturen in den mittelalterlichen (Gehör)sinn kommen. (andreas)