REVIEW

HÖRSPIEL „Humanemy – Das Chamäleon (Teil 1 von 4)“

HUMANEMY

„Das Chamäleon (Episode 1 von 4)“
(Hörspiel)

Wertung: gut

: 13.03.2013

Label: Lindenblatt Records

Webseite: www.lindenblatt-records.de

Inhalt:
Fallen gelassen. Von einem Moment auf den anderen. Eben noch der „Was würden wir nur ohne dich tun – Superagent“ und jetzt… ja, was eigentlich? Ohne den Schutz und die Legitimierung der Regierung bin ich einfach nur… ein Mörder! Ich kann ja froh sein, dass da bislang nur ein paar kleingeistige Bullen vor meiner Wohnung rum hängen und die noch keinen meiner lieben Kollegen geschickt haben, der mich ganz einfach ausknipst. Obwohl… vielleicht nimmt mich ja gerade in diesem Moment einer dieser Bastarde ins Visier…

Bisher haben die Gebrüder Thot zwei Hörspiel-CDs veröffentlicht, die mit atmosphärisch dichten und wendungsfreudigen Kurzgeschichten punkten konnten:
„Die Spinne“  und „Das Deja Vu“ .

Jetzt nimmt sich Lindenblatt-Records einer Dark Future-Geschichte an, die sich an „Blade Runner“, „Brazil“ oder „Neuromancer“ orientiert. Dass man aber geklotzt und nicht gekleckert hat, belegt die Tatsache, dass man 75 Rollen in dem Vierteiler unterbringt, die von insgesamt 60 verschiedenen Sprechern eingesprochen worden.

Die Geschichte des ersten Teils dient der Einführung des Chamäleons, dem Verrat durch die eigene Organisation und der Suche nach dem Weg, irgendwie aus der Sache herauszukommen. Sie ist gespickt mit coolen Sprüchen, einer guten Portion Gewalt und einer wahrlich spannenden Geschichte. Was mir sehr gut gefällt, ist die Tatsache, dass man es klar strukturiert und für vier Episoden auslegt. Diese Endloshörspiele, die nie zum Ende kommen, kotzen mich mittlerweile an. Denkt nur daran, was aus dem ehemaligen Klassenprimus GABRIEL BURNS geworden ist…genau, nichts. Daher Daumen hoch für diese intelligente Entscheidung!

Wie man es von Lindenblatt-Hörspielen gewohnt ist, bekommt man deutlich weniger Bombast geliefert, als bei den anderen Hörspielen, die immer mehr in Richtung Hollywood gehen, allerdings auch deutlich mehr, als bei den vorangegangenen Produktionen. Die Soundeffekte sind aber wirklich gut und untermalen die Handlung einfach ganz hervorragend. Musikalisch wird man wieder überwiegend von der Industrialband VORTEX, aber auch von den Bands HEAVY RIDE, FESTERING SALIVA oder THE SATANIC MECHANICS unterstützt.

Die Sprecher entstammen nicht alle aus dem Synchron- oder Schauspielbereich und das hört man. Aber genau das reizt mich an den Lindenblatt-Hörspielen: Charme und Atmosphäre zählen mehr als aalglatte Fließbandproduktionen. Aer nicht, dass ihr denkt, dass die Sprecher nichts drauf hätten! Im Gegenteil. Besonders Thomas Lindner überzeugt als angepisster Flüchtling wider Willen und ich kann mich an dem Hörspiel einfach nicht satthören, denn man entdeckt immer wieder Feinheiten, die einem beim ersten Mal durch die Lauschlappen gehen.

Ich persönlich freue mich sehr auf die quartalsweise erscheinenden Folgen, denn schließlich möchte ich unbedingt erleben, wie es mit dem „gottverdammten Chamäleon“ weitergeht. (chris)