Gebrüder Thot
„Das Deja-Vu“
(Hörspiel)
Wertung: Gut
VÖ: 20.01.2012
Label: Lindenblatt Records
Webseite: www.lindenblatt-records.de
ACHTUNG: Es kann sein, dass wenn man das Review liest, schon den einen oder anderen Gedanken eingepflanzt bekommt, der das Hören der Geschichte vielleicht beeinflussen kann und die eine oder andere Wendung vorhersehbar werden lässt. Also: Weiterlesen nur auf eigene Gefahr…oder wie man so auf Neudeutsch sagt: ACHTUNG SPOILER!
Die Gebrüder Thot besuchen die ein zweites Mal und diesmal bescheren sie dir ein „Deja Vu“. Die erste Geschichte „Deja Vu“ macht nahtlos dort weiter, wo „Die Spinne“ aufgehört hat. Also nicht mit der Geschichte, sondern der Art, wie die beiden Lindner-Brüder Geschichten umsetzten: sparsame Soundeffekte und ansonsten nur Dialoge. Anmerken möchte ich, dass die beiden meines Wissens nach keine Profisprecher sind und genau dort setzt der Reiz ein, denn es klingt einfach gut und authentisch, was die beiden da machen. Man kann heutzutage also auch ohne die großen Synchronisations-Ikonen anspruchsvolle Hörspiele erschaffen. Chapeau.
Die Geschichte selbst ist gut, allerdings würde ich dem provokanten Fragesteller irgendwann eine reinhaun, denn die ständige Provokation, was ein echter Christ ist oder was nicht, ist so nervig und öde, dass mich das oberlehrerhafte Getue auf die Palme bringen würde. Falls das von den Gebrüdern beabsichtigt war, Gratulation, das ist euch gelungen. Die Geschichte macht nach der Religionstheorie und Philosophie dann (selbstverständlich) einen Bogen und man ahnt, wo der Hase lang läuft und darf sich vom bitterbösen Ende überraschen lassen.
„Zum Meister“ ist die zweite und längere Geschichte, bei der durch den Einsatz mehrerer Sprecher und mehr Soundeffekte eher ein aktueller Hörspielcharakter zu bemerken ist, aber durch die Hauptsprecher und die Art der Geschichte ganz deutlich (zum Glück!) die Handschrift der Gebrüder trägt. Man findet sich in die recht komplexe Story ziemlich gut rein und bemerkt die Zeitsprünge und den Unterschied zwischen Realität und Halluzination recht schnell, was für das Verständnis wohl ganz hilfreich ist. Die Charaktere sind äußerst interessant und der Pathologe, der sich nur bei technischem Death Metal konzentrieren und bei Black Metal entspannen kann, ist schon ziemlich unterhaltsam angelegt. Ein kleiner SCHANDMAUL-Seitenhieb darf nicht fehlen und beweist, dass die Brüder auch Humor haben. Ich musste die Geschichte aber mehrfach hören, um herauszufinden, was den Zustand der Protagonisten hervorruft und ich denke, dass ich meinen Vorrat von dem Getränk (mehrere Jahrgänge) nun lieber in den Keller trage, anstatt zu trinken. Ist jedenfalls meine Interpretation.
Beide Geschichten fesseln und haben durch ihre thot-typische Atmosphäre einen fetten Pluspunkt bei mir und setzen sich im Hörspielbereich von den Konkurrenten ab. Ich bin mal wieder begeistert. (chris)